måndag, april 30

Finnveden, ein altes Volksland Schwedens

Während der Zeit der Wikinger und im Mittelalter war Schweden nicht auf die gleiche Weise eingeteilt wie heute, sondern es existierten zahlreiche Folkländer (Volksländer), die anfangs selbständig waren und auch später teilweise eine hohe Autonomie bewahrten. Auf Grund der Grenzsituation zwischen Dänemark und Schweden spielte Finnveden eine besondere Rolle in der Politik des schwedischen Mittelalters.

Finnveden, im westlichen Teil des heutigen Småland, bestand aus den Häraderna (Thingsdistrikten) Sunnerbo, Västbo und Östbo, also den Gebieten südlich, westlich und östlich des Sees Bolmen.

Das Grenzland Finnveden wurde bei jeder Kriegsstreitigkeit zwischen Schweden und Dänemark von Kämpfen heimgesucht und war daher auch permanenten Plünderungen ausgesetzt, obwohl diese Region fast ausschließlich von der Landwirtschaft lebte und kaum eine wirtschaftliche Tätigkeit anzog. Erst als Skåne 1658 schwedisch wurde, begann sich auch Finnveden der allgemeinen Entwicklung Schwedens anzupassen.

Welche Bedeutung das Wort Finnveden hat, ist unter Sprachwissenschaftlern äußerst umstritten, wobei alle drei gegenwärtigen Theorien logisch klingen, aber da der Volksstamm Finnveden bereits im Jahre 551 von Jordanes in „De origine actibusque Getarum“ unter der Bezeichnung „Finnaithe“ genannt wurde, bleibt uns die wahre Bedeutung des Wortes verborgen. Das Wort „Finn“ bezeichnete vermutlich die Jäger und Fischer, die um diese Zeit in Finnveden unterwegs waren oder dort lebten und eine eigenständige Volksgruppe war. „Ed“ dagegen kann ein Weg sein, ein Waldgebiet oder eine völlig andere Bedeutung haben.

Die geschichtlich interessanteste Gegend Finnvedens ist heute das Gebiet bei Replösa, nördlich von Ljungby, wo man zahlreiche historischen Funde machte und, unter anderem, zwei Grabfelder, eine Schiffssetzung und einen Runenstein fand.

Der Runenstein „Replösestenen“ ist ein etwa 1,85 Meter hoher und knapp einen Meter breiter Granitstein mit der Inschrift „Götrad gjorde denna vård efter Åstrad sin fader, den ypperste av de fränder och tegnar som i Finnveden fordom levde“, die etwa gegen das Jahr 1000 entstand und erstmals den Begriff Finnveden verwendet. Es handelt sich dabei um einen einfachen Grabstein, bzw. Erinnerungsstein.

Der zweite relativ interessante Runenstein steht bei Forsheda, bei dem es sich ebenfalls um ein Erinnerungsdenkmal handelt und der an eine Person namens Lifsten erinnern soll, der bei der Schlacht bei Gårdstånga (Mitte des 11. Jahrhunderts) in Skåne getötet und dann in Finnveden beerdigt wurde. Die Inschrift lautet: „rhulf auk oskhil riþu stin þo(nsi) etir lifstin fuþur sin es uarþ | skonu n karþ stokum auk furþu | finhiþi“.

Aus der Zeit Finnvedens stammt auch noch die Burgruine Piksborg aus dem 14. Jahrhundert, die ursprünglich eine Grenzbefestigung war und auf einem natürlichen Hügel im See Bolmen errichtet war.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, april 29

Das Mesolithikum (die Mittlere Steinzeit) in Schweden

Das Mesolithikum, die Mittlere Steinzeit (10.000 v. Chr. Bis 4000 v. Chr.), wird oft als eine Übergangsphase vom Paläolithikum zum Neolithikum bezeichnet und dadurch nicht als tatsächlich eigenständige Epoche gesehen, obwohl dies für die Geschichte Schwedens nur sehr eingegrenzt zutrifft, da hier gerade im Mesolithikum einige bedeutende Ereignisse zu beobachten sind.

Zum einen verschwanden gegen Ende des Paläolithikum diejenigen Tiere, die vorher von den Jägern als Hauptbeute angesehen wurden, denn Mammut, Riesenhirsch und Wollnashorn machten nun weitaus kleineren Tieren Platz, was die wandernden Jäger dazu zwang nicht nur auf Kleinwildjagd zu gehen, sondern auch dazu auf Fischfang auszuweichen und sich von Wurzeln und Beeren zu ernähren, ohne dass sie sich jedoch in irgendeiner Weise um Landwirtschaft kümmerten. Man spricht daher beim Mesolithikum auch oft von der Epoche der Jäger und Sammler.

Archäologische Funde aus dem Mesolithikum beweisen auch, dass die Geografie Schwedens jener Zeit nicht mit der heutigen zu vergleichen ist, denn die Landhebungen hatten, relativ gesehen, gerade erst begonnen, der Strand der Mittleren Steinzeit liegt heute auf einer Höhe zwischen 60 und 120 Metern und die Ostsee war noch ein Salzmeer. In Gegenden wie Kolmården oder Södertörn konnte man nachweisen, das dort Fischfang betrieben wurde und Robben gejagt wurden.

Mit dem immer schneller schmelzenden restlichen Eis hob sich das Land, aber es verwandelte sich auch die Ostsee in bedeutender Weise und Seen wie Vänern, Vättern, Mälaren oder Hjälmaren entstanden durch das Schmelzwasser. Die Verwandlungen des Mesolithikum kann man noch heute an Endmoränen, Rollsteinfeldern und zahlreichen anderen Felsformationen Schwedens sehen.

Inwieweit sich feste Ansiedlungen während des schwedischen Mesolithikum entwickelten, kann auf Grund der geringen Funde aus dieser Zeit nicht eindeutig beantworten werden. Im allgemeinen geht man davon aus, dass sich in den wärmsten Teilen Schwedens mit reichlich Tieren und nahe des Meeres auch erste kleine Dörfer entwickelten, was im Landesinneren und in nördlichen Teilen des Landes sicherlich noch nicht möglich war. Da Landwirtschaft erst im folgenden Neolithikum nachzuweisen ist, ist auch anzunehmen, dass selbst die Dörfer der Mittleren Steinzeit so konstruiert waren, dass man sie bei Hungersnot unmittelbar wieder verlassen konnte um sich an einer neuen Stelle anzusiedeln.

Inwieweit das mittlere und das nördliche Schweden im Mesolithikum von Jägern besucht wurde, ist heute noch ein Rätsel der Geschichte, da man erst in jüngeren Jahren begonnen hat in diesen Gegenden systematisch nach menschlichen Zeichen des Mesolithikum zu suchen. Da dieser Teil des Landes jedoch weitaus länger von Eis bedeckt war und das Klima extrem unfreundlich war, so entwickelte sich diese Gegend sicherlich weitaus später als das südliche Schweden, wobei auch die Jagdaktivität in dieser Epoche geringer oder auch nicht vorhanden war. Man darf dabei nicht vergessen, dass der Norden Schwedens während der gesamten Steinzeit einem sehr harten Klima mit langen Wintern ausgesetzt war.

Da sich in Südschweden und in Westschweden während des Mesolithikum mit Sicherheit unterschiedliche Volksgruppen aufhielten, was auch die verschiedenen Funde beweisen, wird das Mesolithikum in Südschweden und in Westschweden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt.

In Südschweden spricht man von drei aufeinander folgende Kulturgruppen, die von der Maglemosekultur, die erste ganz Schwedens, über die Kongemosekultur, die man in Skåne und Dänemark nachweisen kann, bis zur Erteböllekultur reicht.

In Westschweden findet man hingegen vier Kulturgruppen unter denen sich nur die letzte mit jener Südschwedens überschneidet. Man spricht hier von der Hensbackakultur, die man auch in Norwegen nachweisen kann, der Sandarnakultur, die man vor allem im Göteborger Raum zu finden war, die Lihultkultur, die nach dem Ort Lihult bei Strömstad benannt ist und schließlich die Erteböllekultur, die sich auch über ganz Südschweden und Dänemark ausbreitete.  

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, april 28

Das Nydala Kloster der Zisterzienser im Småland

Gleichzeitig mit dem Alvastra Kloster gründeten die französischen Zisterzienser am 6. Juni 1143 ein weiteres Kloster, das allerdings, im Gegensatz zu Alvastra, vollkommen den Richtlinien des Ordens der Zisterziensern entsprach. Das Nydala Kloster wurde am Ruskens See weitab von einer Ansiedlung angelegt, wobei bei Ausgrabungen in diesem Gebiet auch keine Spuren einer früheren Ansiedlung gefunden wurden.

Das Nydala Kloster wurde von den Mönchen und Laienbrüdern allerdings nicht Nydala genannt, sondern „Nova Vallis“ (Neues Tal), was vermutlich eine Verbindung zum Mutterkloster in Clairvaux darstellen sollte, das im Lateinischen „Clara Vallis“ (Helles Tal) hieß. Strategisch gesehen wurde das Kloster an einer idealen Stelle gegründet, da dort die beiden Folklanden (Volksländer) Njudung und Finnveden zusammenstießen.

Das Kloster Nydala mit all seinen wachsenden Besitzungen wurde sowohl vom Papst nahen Svärkerska ätten als auch dem Erikska ätten unter Schutz gestellt. Nachdem der Erzbischof von Lund auch noch die Einwohner der Umgebung vor jedem Übergriff auf das Kloster gewarnt hatte, setzte Erik Eriksson die härtesten Maßstäbe hinsichtlich des Klosters an und stützte das Kloster selbst bei Grundstücksansprüchen, die das Kloster vermutlich von den Bauern der Umgebung gestohlen hatte.

Dies war vermutlich auch einer der Gründe, warum das Kloster Nydala weitaus langsamer als Alvastra in Schwung kam, denn die Bewohner der gesamten Umgebung stellten sich gegen das Kloster. Erst als sich rund 100 Jahre nach der Gründung der Bischof Henrik aus Linköping einmischte und Gotland und Öland dazu aufforderte für das Kloster zu spenden, allerdings mit dem Gegenversprechen eines Ablass, begann sich das Kloster Nydala wirklich zu entwickeln.

Im Laufe der 386 Jahre seiner Existenz erhielt Nydala so viele Spenden und Privilegien von privater, kirchlicher und königlicher Seite, dass das Kloster zum größten Grundbesitzer Smålands wurde und nicht weniger als 250 Güter sein Eigentum nannte. Nydala war damit das reichste Kloster der Zinsterzienser und wurde in Schweden nur noch vom Kloster Vadstena überboten, das nahezu viermal so viele Güter besaß als Nydala.

Das Kloster Nydala wurde nur einmal geplündert, als der dänische König Kristian II. von Stockholmer Blutbad im Jahre 1521, auf dem Rückweg nach Dänemark, am Kloster sein Lager aufschlug und sein Heer von den Mönchen ernähren ließ. Kristian II. machte dabei jedoch den Fehler Nydala nicht nur zu plündern und teilweise zu zerstören, sondern ließ auch noch den Abt des Kloster und einige der Mönche im See ertränken. Die Nachricht davon verbreite sich sehr schnell im Småland und da die Bewohner mittlerweile auf Seiten des Klosters standen, befreiten sie dann ohne jede andere Hilfe das Småland von den Dänen.

Drei Jahre später hatte sich das Kloster Nydala von den Schäden erholt und wurde neu eingeweiht. Allerdings musste es im Rahmen der Reformation unter Gustav Vasa im Jahre 1529 dann endgültig geschlossen werden, trotz dem starken Widerstand, den die ländliche Bevölkerung an den Tag legte, da viele unter ihnen mittlerweile indirekt oder direkt vom Kloster lebten.

Während des Nordischen Siebenjahreskriegs im Jahre 1568 wurde das Kloster dann von dänischen Truppen abgebrannt, so das man heute nur noch einige Ruinen des Klosters und der Klosterkirche entdecken kann. Der heutige Nydala herrgård wurde erst gegen 1790 erbaut und gehört der Gemeinde Värnamo. Als am 6. Juni 2008 erneut Zisterziensermönche dort einzogen um den Orden wieder zum Leben zu bringen, so war dies jedoch nur von kurzer Dauer, da die drei Mönche, die dafür vorgesehen waren, nur ein Touristenvisum hatten und der Papst seine Meinung zur Neugründung des Klosters wieder änderte. Värnamo ist jedoch weiterhin in Kontakt mit den Zisterziensern und hofft eines Tages wieder Mönche in der Gemeinde zu sehen.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, april 27

Von Svitjod zu Sverige, die Entstehung Schwedens

Wenn man heute von Sverige (Schweden) spricht, so vergisst man sehr leicht, dass das Land früher andere Grenzen hatte und in seiner Gesamtheit auch nicht als Sverige bezeichnet wurde, denn erst im Kristofers landslag unter Kristofer av Bayern (Christoph III.) findet man im Jahre 1442 erstmals den Begriff „Swerikes Rike“ (das Reich der Svear), das sich anschließend zu „Swerghe“ und „Swirghe“ verwandelte und letztendlich zu Sverige wurde.

In den ältesten Aufzeichnungen zur Geschichte Schwedens sprach man grundsätzlich von Svitjod (Svíþjóð), einer Bezeichnung, die im Isländischen noch heute für Schweden verwendet wird. Der Ursprung des Wortes Svitjod oder seine Beziehung zum „Det stora Svitjod“ (das große Svitjod), einem ehemaligen Teil Russlands, ist unbekannt, wobei Svitjod, je nach Geschichtswissenschaftler, auch für sehr unterschiedliche Gebiete angewandt wird. Die größte Wahrscheinlichkeit ist jedoch, dass es sich dabei um das Gebiet der Svear im Raume des Gamla Uppsala, bzw. das Gebiet am Mälaren, handelte.

Sprachwissenschaftler sehen im Wort Svitjod die Zusammensetzung der beiden Worte „Svi-“ (für Svear) und „þjóð“ (für Volk), was bei der lateinischen Schreibweise des Mittelalters dann zu Suethia, Suetia oder auch Suecia wurde, ein Begriff, der im Französischen noch heute als „Suède“ oder im Spanischen als „Suecia“ fortlebt.

Allerdings findet man auch in den ersten historischen Schriften zu Schweden noch eine sehr abweichende Schreibweise von Svitjod, das nur vom isländischen Autor Snorre Sturlasson in der Edda auf diese Weise geschrieben wird, der Person, der man bis heute noch das größte Vertrauen in diesem Rahmen gewährt. Im Epos Beowulf wird dieser Teil Schwedens als „Swēoðēod“ bezeichnet und auf Runensteinen auf schwedischem Raum kann man „Sviþjúðu“, mit mehreren lokalen Abwandlungen, lesen.

Die Lokalisierung Svitjods verdankt man wiederum der Erikskrönikan (Erichschronik, Eriks-Chronik) wo man lesen kann, dass Magnus, der Sohn Birger jarls, ein Gebiet erhielt, das den Namen „Swidhido“ trug, ein Gebiet, das später nachweislich Svealand, das Land der Svear, genannt wurde. Sicher ist daher, dass der größte Teil des heutigen Schwedens nicht Teil von Svitjod war, auch wenn man später das Zentrum Schwedens im früheren Svitjod suchte. Nichts belegt, dass Skåne (damaliges Skåneland), das Östergötland oder das Västergötland (das ehemalige Gautland), während der gleichen Epoche nicht ebenso bedeutend für die Gesamtschwedische Geschichte war als das Reich der Svear.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, april 26

Der schwedische König Knut Eriksson

Der schwedische König Knut Eriksson wurde spätestens im Jahre 1140 als Sohn von Erich dem Heiligen (Erik den helige) und Kristina Björnsdotter von Dänemark geboren und starb, je nach Quelle, 1195 oder 1196 im Västergötland. Knut Eriksson gehörte der Linie des Erikska ätten an und übernahm die Macht dadurch, dass er mit seinem Heer die beiden Könige Burislev Sverkersson und Kol Sverkersson des Sverkerska ätten in einer Schlacht zwischen den beiden Königslinien tötete.

Eigentlich wollte Knut Eriksson bereits seinem Vater,  Erik den helige (Erich dem Heiligen)  im Jahre 1160 auf den Thron folgen. Allerdings wurde er von seinen Widersachern des Sverkerska ätten besiegt und musste nach Norwegen fliehen, jedoch nur um sich auf eine Eroberung des schwedischen Thrones vorzubereiten.

Nach der Västgötalagens kungalängd kam Knut Eriksson im Jahre 1167, unterstützt von norwegischen Truppen, zurück nach Schweden und tötete den regierenden König Karl Sverkersson auf der Insel Visingsö. Den Thron konnte er jedoch damit noch nicht besteigen, denn Kol und Burislev Sverkersson, unterstützt von Dänemark, beanspruchten ebenfalls die Krone Schwedens. Das Glück war jedoch Knut Eriksson bald hold und er konnte Ende 1172 siegreich aus den Schlachten hervorgehen. Sowohl Burislev Sverkersson als auch Kol Sverkersson wurden bei den Gefechten getötet.

Knut Eriksson war der erste schwedische König, der sein Reich durch internationale Verträge stärken wollte. So entsteht unter ihm das erste schwedische schriftliche Handelsabkommen zwischen zwei Ländern, das sein Jarl Birger Brosa mit dem Herzog Henrik Lejonet av Sachsen (Heinrich „der Löwe“) mit Lübeck abschloss. Im Jahre 1185 kann man auch diplomatische Bemühungen  mit dem englischen König Henrik II. (Heinrich II.) nachweisen. Auch mit Norwegen unterhielt Knut Eriksson gute Verbindungen, was sich 1185 dadurch noch verstärkte, dass der norwegische König Sverre Sigurdsson Knuts Schwester Margareta heiratete. Nur die Lage zu Dänemark blieb während der 23 Jahre seiner Regierung angespannt.

Wenn heute zurückblickt, so kann man sagen, dass mit Knut Eriksson die tatsächliche anerkannte Königsmacht in Schweden begann, denn er ist der erste König Schwedens, der das Land ähnlich dem Kontinent regiert und eine diplomatische Beziehung zwischen verschiedenen Ländern aufbaut. Eine bedeutende Rolle dabei spielte sicher auch sein jarl Birger Brosa, der in dieser Zeit in Schweden eine zentrale Administration aufbaute.

Die ältesten überlieferten Originalbriefe eines schwedischen Königs lassen sich ebenfalls bis Knut Eriksson verfolgen, wobei acht dieser Briefe das Viby Kloster bei Sigtuna betreffen.

Knut Eriksson starb 1195 oder 1196 eines natürlichen Todes und wurde in der Klosterkirche von Varnhem beerdigt. Der Grabstein des Königs wurde jedoch erst einige Jahrhunderte später vom Reichskanzler Magnus Gabriel De la Gardie aufgestellt.

Mehrere ältere Geschichtsquellen, unter anderem die Erikskrönikan, sprechen davon, dass Sigtuna im Jahre 1187 von Seeräubern überfallen und niedergebrannt wurde. Auch wenn dieser Angriff plausibel klingt, da Sigtuna zu Zeiten Knut Erikssons die bedeutendste Stadt Schwedens war und der König dort seine Münzen prägen ließ, so konnten Ausgrabungen keinerlei Zeichen eines Brandes finden, die auf diese Zeit zurückgehen, so dass zahlreiche Geschichtswissenschaftler diesen Bericht in die Sagenwelt verbannen.

Knut Eriksson war mit einer namentlich nicht genannten schwedischen Frau verheiratet und hatte fünf Kinder, darunter den späteren schwedischen König Erik Knutsson. Die Söhne Jon, Knut und Joar starben bei der Schlacht bei Älgarås (slaget vid Algarås) und die Tochter Sigrid heiratete Magnus Broka. Die Personen in Jan Guillous Meisterwerk Arn Magnusson und eine Großteil der dort beschriebenen Handlungen sind reine Erfindung des Schriftstellers und geschichtlich nicht bestätigt.

Das Einzige was man von der Frau Knut Erikssons weiß, entstammt der Abschrift eines päpstlichen Briefes des Jahres 1193 nach dem die Ehefrau auf Grund einer lebensbedrohenden Krankheit Enthaltsamkeit gelobte und sich in ein Kloster zurückzog. Vermutlich handelt es sich dabei um das Varnhem Kloster, das Knut Eriksson unterstützte. Im Kloster wurde sie vollkommen gesund, woraufhin Knut Eriksson den Papst darum bat seine Frau vom Gelübde zu befreien. Die Antwort des Papstes ist allerdings nicht überliefert worden.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, april 25

Hedvig Eleonora an der Spitze des schwedischen Reiches

Hedvig Eleonoar von Holstein-Gottorp, geboren am 23. Oktober 1636 und gestorben am 24. November 1715, gehört offiziell nicht zu drei bisherigen weiblichen regierenden Königinnen Schwedens, steuerte jedoch das Land als Witwenkönigin von Karl X. Gustav und als Vormund der Könige Karl XI. und Karl XII.  Ihr Einfluss auf die Politik Schwedens begann 1660 mit dem Tode ihres Ehemannes und dauerte dann bis zu ihrem Tod, also 55 Jahre lang, an.

Über ihre tatsächlichen Motive ihres Machtstrebens ist wenig bekannt, so dass die Meinung der Geschichtswissenschaftler etwas auseinandergeht. Ein Teil unter ihnen behauptet, dass ihr die politische Macht in Schweden wichtig war, die anderen berufen sich darauf, dass sie, nach dem Tode von Karl X. Gustav, einen Heiratsantrag des englischen Königs Karl II. mit dem Argument ablehnte, dass sie wünsche ihrem Gatten bis zu ihrem eigenen Tod treu bleiben zu wollen.

Hedvig Eleonora wird einerseits als sehr temperamentvoll beschrieben, aber auf der anderen Seite als relativ verschwiegen während der offiziellen Regierungssitzungen. Sie steuerte den schwedischen Hof und ihren Sohn daher mehr indirekt durch Vorschläge als ein brüskes Auftreten, was ihr jedoch weitaus mehr Einfluss brachte als eine Position einzunehmen, die ihr nicht wirklich zustand.

Hedvig Eleonoras Rolle als Politikerin ist bis heute sehr umstritten, denn auch wenn sie formell die Präsidentin der Sitzungen war, so sprach sie nur relativ wenig, studierte jedoch jede Angelegenheit auf das Ausführlichste bevor sie dem Reichstag dann einen Vorschlag vorlegte. Sicher ist jedoch, dass sie die anti-dänische Politik, die in jener Epoche dominant war, stark unterstützte. Ihr Hauptziel galt dabei mit Sicherheit ihrem Sohn, und später auch ihrem Enkel, die Macht zu erhalten.

Karl XI., ihr Sohn, war zudem geradezu abhängig von Hedvig Eleonora, was sogar so weit ging, dass er bei Ratsversammlungen nie laut seine Meinung äußerte, sondern diese seiner Mutter zuflüsterte, die dann die Frage oder den Vorschlag Karl. XI. dann laut vortrug.

Auch wenn nicht bekannt ist wie weit sich Hedvig Eleonoara tatsächlich für das politische Geschehen interessierte, oder ob ihre Meinungen nur die Könige an der Macht halten sollte, so weiß man, dass sie sich privat für Theater und Architektur interessierte. In diesem Rahmen gründete sie im Stora Bollhuset und der Lejonkulan die ersten Theater Schwedens. Ihre architektonische Ader kann man am Drottingsholms Schloss und dem Strömholms Schloss am deutlichsten sehen, denn beide Schlösser entstanden in ihrem Auftrag, wobei sie dabei einen großen Wert auf die Parkanlagen legte.

Am Ende ihres Lebens, genau genommen zwischen 1700 und 1713, unter dem Großen Nordischen Krieg, vertrat sie den König Karl XII. vor den Abgesandten der verschiedenen Länder, kümmerte sich jedoch wenig um ihre Reden, sondern konnte mitten in einem Gespräch das Thema ändern oder in Lachen ausbrechen.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, april 24

Das Gräberfeld Pilane im Bohuslän

Das Gräberfeld Pilane auf Tjörn (Bohuslän), das in den letzten Jahren vor allem wegen seiner bedeutenden Sommerausstellung an modernen Skulpturen bekannt wurde, gehört zu den interessantesten Gräberfeldern Schwedens. Pilane wurde während der Eisenzeit, genauer genommen zwischen Christi Geburt und dem Jahr 600, angelegt und ist in einem außerordentlich gutem Zustand.

Insgesamt besteht das Gräberfeld Pilane, das vermutlich bereits während des Neolithikum eine gewisse Rolle spielte, aus knapp 100 historischen Funden, darunter Domarringe, Dolmen, Steinhügelgräbern und einfacheren Grabhügeln. Allein in Pilane findet man 15 runde Domarringe bei denen selbst der zentrale Mittelstein noch vorhanden ist.

Auch bei den Domarringen in Pilane geht man davon aus, dass es sich hierbei ursprünglich um Gräber gehandelt hat, die vermutlich während der Völkerwanderung entstanden, also später als die anderen Gräber Pilanes. Von diesem Gräberfeld aus hat man einen weiten Blick über das Meer, was vermutlich bereits bei seiner Anlage eine gewisse Rolle spielte, auch wenn uns heute verschlossen ist welche. Im Mittelalter dienten die Domarringe in Pilane dann mit Sicherheit als Thingplatz, wie zahlreiche Dokumente erklären und was zur vermutlich falschen Auffassung führte, dass diese Ringe bereits zu diesem Zweck errichtet wurden.

Obwohl Pilane heute zu den bedeutendsten und eindrucksvollsten Gräberfeldern Schwedens gehört, geht man auf Grund mehrerer kleinerer Funde davon aus, dass während der Eisenzeit an dieser Stelle weitaus mehr Gräber angelegt wurden als heute sichtbar sind, die jedoch durch Landwirtschaft und andere Arbeiten zerstört wurden oder heute von Erde bedeckt sind. Unbekannt ist jedoch warum gerade an dieser Stelle ein so bedeutendes Grabfeld angelegt wurde.

In der Umgebung Pilanes, einer Gegend Schwedens, die relativ früh eisfrei war, kann man nachweisen, dass sehr früh eine menschliche Aktivität zu finden war, denn bei Basteröd findet man Steinritzungen (Hällristningar), die Schiffe darstellen und an der Küste wurde Keramik aus dem Neolithikum gefunden. Auch wenn man nicht nachweisen kann wann die ersten Jäger der Steinzeit nach Tjörn kamen, so kann man durch Knochenfunde nachweisen, dass dort bereits vor 4500 Jahren Renherden weideten.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, april 23

Die isländische Ynglingasagan in der schwedischen Geschichte

Die Ynglingasagan (Sage über die Ynglinge), die in Altnordisch verfasst ist, ist die erste Sage in der von Snorre Sturlasson verfassten „Heimskringla“ und entstand vermutlich in der heute bekannten Version gegen 1230.

Snorre Sturlasson basierte sein Werk auf die Ynglingatal, mündliche Überlieferungen und Aufzeichnungen, die zwischenzeitlich verloren gingen. Auch wenn die Ynglingasagan sich entlang der Königsgeschichte des norwegischen Fylke-Geschlechtes und der schwedischen Könige der frühen Svear (Ynglingaätten) zieht, so hat Store Sturlasson zahlreiche Erklärungen hinzugefügt, die auch einen Eindruck über die beschriebenen Könige vermitteln können.

Snorre Sturlusson ging davon aus, dass die Ynglingatal, die er Tjodolf av Hvin zuschrieb und spätestens gegen 900 geschrieben wurde, reelle Geschichte war. Auch wenn man heute sieht, dass Snorre sehr stark von den christlichen Lehren Islands beeinflusst war und die mittelalterliche Geschichtsschreibung nicht nach Beweisen suchte, sondern die Erzählungen der damaligen Denkweise anpasste, so behält die Ynglingasagan eine bedeutende Rolle in der schwedischen Geschichte und gibt einen Eindruck von der Entwicklung der Gesellschaft und des philosophischen Denkens des Mittelalters.

Der Inhalt der Ynglingasagan ist eine Mischung aus damaligem Geschichtsverständnis, Aufzeichnungen von Adam von Bremen und der nordischen Mythologie, so dass die Grenze zwischen tatsächlicher Geschichtsschreibung und reiner Sage nicht eindeutig zu ziehen ist. Allgemein geht man davon aus, dass ausschließlich der letzte Teil der Ynglingasagan einen gewissen Wahrheitswert aufweist.

Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Ynglingasagan in Schweden als Geschichtswerk gewertet und im Unterricht angewandt, was leider bedeutet, dass noch heute geschichtliche Arbeiten teilweise auf überholte Kenntnisse aufbauen und auf Quellen zurückgreifen, die mehr in der Sagenwelt anzusiedeln sind als in der Geschichte. Die moderne Geschichtswissenschaft geht davon aus, dass alle in der Ynglingasagan genannten Könige vor Ottar Vendelkråka und Adil, beides Könige der Svear, reine Erfindung sind und erst Olov Trötälja und Ingjald Illråde dann tatsächlich Geschichte sind.
Copyright: Herbert Kårlin

söndag, april 22

Rikissa von Polen, zweimal schwedische Königin und einmal Fürstin

Rikissa von Polen, die nach verschiedenen Aufzeichnungen abwechselnd am 12. April 1106 oder am 12. April 1116 geboren wurde und frühestens im Jahre 1156 starb, war dreimal verheiratet und jedes Mal mit einem geschichtlich wichtigen Herrscher. In der ersten Ehe mit Magnus Nilsson wurde sie erstmals Königin von Schweden, in der zweiten Ehe mit Volodar von Minsk (Wladimir Wsewolodowitsch) zur russischen Fürstin und in der letzten Ehe mit Sverker den äldre (Sverker dem Älteren) erneut zur Königin Schwedens.

Die erste Ehe Rikissas war rein politischer Natur, denn ihr Vater, Boleslav III. von Polen war mit dem Nils von Dänemark im Bunde, indem sie gemeinsam und erfolgreich gegen Wartislav von Pommern kämpften. Aber auch nach dem Sieg über Pommern arbeiteten die beiden Könige Hand in Hand, denn Boleslav versuchte sein Reich nach Norden auszudehnen und kämpfte dabei gegen die Venden, die vorher eine Bedrohung Dänemarks waren und Nils hatte es damit einfacher die noch aktiven Angriffe der vendischen Seeräubern abzuwehren. Um diesen Bund zu stärken wurde Rikissa von Polen mit dem dänischen Kronprinz Magnus Nilsson verheiratet.

Als Magnus Nilsson dann von den Västgötar (Westgauter) zum König Schwedens gewählt wurde, jedoch ohne die Unterstützung der Svear und der Östgötar (Ostgauter), die Ragnvald Knapphövde beziehungsweise Sverker den äldre als König wollten, wurde Rikissa von Polen Königin von Schweden. Vermutlich wäre sie auch noch Königin von Dänemark geworden, wenn ihr Ehemann und Nils von Dänemark nicht in einen Mord verstrickt gewesen wären, den ihnen das dänische Volk nicht verzieh. Aus dieser Ehe ging der Sohn Knut hervor, der später zum König von Dänemark gewählt wurde.

Als Magnus Nilsson im Jahre 1134 starb, reiste Rikissa von Polen zurück in die polnische Heimat, wo sie bereits ein Jahr später, vermutlich erneut auf Grund von politischen Interessen des Vaters, den russischen Fürsten Volodar von Minsk heiratete. Eigentlich sollte Volodar von Minsk dabei helfen die Macht des dänischen Königs zu untergraben, aber als gegen 1140 die Macht des Fürsten am Boden lag, war auch die Ehe zwischen Volodar und Rikessa nicht mehr von großem Interesse. Die Mehrheit der Geschichtswissenschaftler nehmen an, dass Rikissa in dieser Situation ihren Mann verließ und bereits die Rückkehr nach Schweden vorbereitete. Aus dieser Ehe mit Volodar ging die Tochter Sofia hervor, die später den dänischen König Valdemar den store heiratete.

Als Ulvhild Håkansdotter im Jahre 1148 starb, findet man Rikissa von Polen jedenfalls erneut in Schweden. Der Moment war gut gewählt, denn Sverker den äldre hatte Probleme im Västergötland, die durch eine Ehe mit Rikissa von Polen weitgehend aus dem Weg geräumt werden konnten. Auch diese Verbindung Rikissas ist daher politischer Natur, bringt ihr aber gleichzeitig wieder die Krone Schwedens. Aus der Verbindung ging der Sohn Burislev hervor, der später, gemeinsam mit seinem Halbbruder Kol, schwedischer Gegenkönig wurde.
Copyright: Herbert Kårlin

lördag, april 21

Das Neolithikum (Jungsteinzeit) in Schweden

Das Neolithikum wird auch als Jungsteinzeit oder die Bauernsteinzeit bezeichnet, da sich zwischen 4000 und 1500 vor Christus die Lebensweise der Bevölkerung maßgeblich änderte. Aus den früheren Jägern wurden immer häufiger Gruppen, die sich an einer Stelle festsetzten, die mit Ackerbau begannen und Tiere hielten. Parallel dazu entwickelten sie auch neue Geräte, die besser für diese neue Lebensart geeignet waren.

Aus welcher Volksgruppe sich diese Bauern des Neolithikum entwickelten, ist bis heute nicht eindeutig geklärt, aber nach jüngeren populationsgenetischen Forschungen schließt man, dass es sich bei einem Teil dieser ersten Bauern um Jäger handelte, die sich bereits vorher in Schweden bewegten, zum anderen Teil aber, aus klimatischen Gründen, zahlreiche Gruppen aus unterschiedlichen Gegenden Europas einwanderten.

Die Entwicklung während der jüngeren Steinzeit ging rapide voran und archäologische Funde lassen selbst mehrere Parallelkulturen nachweisen, so die Streitaxt-Kultur, die Becherkultur, die Grübchenkeramik-Kultur oder die senneolithische Kultur, was sich auch dadurch erklären lässt, dass die Einwanderer aus unterschiedlichen Kulturbereichen kamen.

Auch wenn die Jagd und der Fischfang im Neolithikum weiterhin für die Ernährung von Bedeutung war, so spielte im Laufe der 2500 Jahre die Landwirtschaft eine immer bedeutendere Rolle. Man begann Felder zu bebauen, Tiere zu zähmen und Häuser zu bauen, die auch im Winter einen größeren Schutz boten als die Zelte der Jäger aus dem Paläolithikum (Ältere Steinzeit) und dem Mesolithikum (Mittlere Steinzeit).

Während der jüngeren Steinzeit war bereits nahezu ganz Schweden besiedelt, auch wenn sich die Landwirtschaft nur sehr langsam nach Nordschweden ausbreitete und bedeutendere Kulturen nur im südlichen Schweden nachgewiesen werden können. Auf Grund der unterschiedlichen Entwicklungen und Strömungen teilt man in Schweden das Neolithikum noch in das frühe Neolitikum oder Frühneolithikum (4000 - 3350 vor Christus), das mittlere Neolithikum (3350 - 2400 vor Christus) und das späte Neolithikum (2400 - 1500 vor Christus) ein, wobei man seit den 60er Jahren beim mittleren Neolithikum noch einen Unterschied zwischen Becherkultur und Streitaxt-Kultur macht.

Während der Jungsteinzeit entstanden in Schweden auch die ersten megalithisches Monumente in Form von Steingräbern (Megalithgräbern). Die ältesten unter ihnen werden in Schweden Dösar (Dolmen) genannt und befinden sich vor allem an der Küste Skånes und an der schwedischen Westküste. Bald tauchten dann bei Falbygden und Falköping auch die ersten Ganggräber (Gånggrifter) auf, wobei vor allem das Ganggrab auf dem Ekornavallen bei Falköping von historischem Interesse ist, das etwa 3000 vor Christus entstand. Gegen Ende des Neolithikums entstanden dann auch Hällkistor (Grabkammern) im südlichen Schweden, eine Bauart, die auch in der der Steinzeit folgenden Bronzezeit noch eine gewisse Rolle spielten. Die Mehrheit der Grabkammern findet man noch heute im Västergötland.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, april 20

Die Ale stenar an der Südkuste Skånes

Die Ale stenar oder Ales stenar in der Nähe von Ystad gehören, wie auch Domarringe, zu den bedeutendsten Geheimnissen der schwedischen Geschichte, die mehr von Mythen und Geheimnissen umrankt sind als tatsächlichen geschichtlichen und archäologischen Kenntnissen. Sicher scheint mittlerweile ihr Alter, da Messungen die „Schiffssetzung“ in die späte Eisenzeit setzen, also zwischen 600 und 1000 nach Christus, auch wenn zahlreiche Geschichtsforscher die Entstehung bereits in der Bronzezeit oder noch früher suchen.

Bei den Ale stenar handelt es sich um 59 Quarzsandsteine, die je fünf Tonnen wiegen und in Schiffform aufgestellt wurden. Die Länge des Schiffes misst etwa 67 Meter und an der breitesten Stelle 19 Meter. Es handelt sich bei den Ale stenar daher um die größte Schiffssetzung, die je in Schweden gefunden wurde.

Auch die jüngsten Untersuchungen zu den Ale stenar zwischen 1987 und 2006 konnten keine zufriedenstellende Erklärung geben und weder bestätigen, dass es sich tatsächlich um eine Schiffssetzung handelt, noch beweisen, dass es sich dabei um einen Sonnenkalender handelt, denn die gefundenen Gräber sind älter als die Anordnung der Steine und für einen Sonnenkalender fehlt jeder Beweis.

Moderne Geschichtswissenschaftler nehmen zwar an, dass diese Stelle eine besondere Bedeutung hat, aber sie glauben vielmehr, dass es sich dabei um einen Kultplatz handelt an dem wichtige Treffen oder auch das Thing stattfanden, ohne jedoch auch dies beweisen zu können. Gestützt wird diese Theorie lediglich dadurch, dass man innerhalb der Steine Feuerreste fand, die über 5000 Jahre zurückreichen, die gleiche Stelle also bis weit in die Frühzeit der Geschichte benutzt wurde. Bei einer Ausgrabung im Jahre 2011 wurde auch ein Grabhügel entdeckt, der vermutlich bis ins Neolithikum zurückreicht.

Falls es sich bei den Ale stenar um eine Schiffssetzung handeln sollte, so ist der Abstand der Steine ebenso erstaunlich, wie auch die Tatsache, dass bisher die zugehörigen Urnengräber nicht gefunden wurden, wobei man mittlerweile immerhin feststellen konnte, dass sämtliche Steine im Gebiet um Gislövshammar geschlagen wurden und von dort aus an die heutige Stelle transportiert wurden. Welches Transportmittel benutzt wurde, das bleibt allerdings offen .

In den 70er Jahren ging Hasse Alfredson von der Theorie einer Schiffssetzung ab und verbreitete die Theorie, dass die Ale stenar eine astronomische Funktion haben, da die Mittellinie der Konstruktion auf einen Punkt des Horizonts weist, an dem die Sonne bei Winter- und Sommersonnenwende aufgeht. Auch wenn er die Funktion der Steine oder der Fläche als solches nicht erklären konnte, wurde diese Theorie von zahlreichen Astronomen und Astrologen aufgenommen.

Später erklärte Curt Roslund, dass man eventuell mit Hilfe der anderen Steine und gewissen markanten Landschaftszeichen berechnen konnte wie viele Tage noch bis zur nächsten Sonnenwende bleiben. Der Haken dieser Theorie ist jedoch, dass diese Art von Kalender nur etwa 500 vor Christus existierte, also mindestens 100 Jahre bevor der erste Stein überhaupt hier ankam. Hinzu kommt, dass sich mehrere der Steine, nach Restaurationsarbeiten, mit Sicherheit nicht mehr an ihrer ursprünglichen Stelle befinden. Unabhängig welche Theorie nun stimmt oder ob die Ale stenar eine völlig andere Funktion hatten, so organisiert der Sveriges Asatrosamfund dort zum Wintersonnenstand eine jährliche Zeremonie an der die Junghexen den Sonnenaufgang erwarten.

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torsdag, april 19

Das große Unwesen unter Karl XI. - Det stora oväsendet

Unter den rund 400 Personen, die in Schweden als Hexen oder Hexenmeister hingerichtet wurden, wurden etwa 300 in der kurzen Phase zwischen 1668 und 1676 zum Tode verurteilt, einer Epoche, die in Schweden „det stora oväsendet“ (das große Unwesen) oder „det stora blåkullabullret“ (das Gepolter um den Blåkullan) genannt wird.

Offiziell fand diese Massenhysterie unter dem schwedischen König Karl XI. statt, wobei dies allerdings in gewisser Weise an der Wahrheit vorbeigeht, denn zwischen 1668 und 1672 wurde der damalige minderjährige König offiziell von seiner Mutter, der Königin Hedvig Eleonora, vertreten und selbst während seiner offiziellen Regierungszeit danach behielt Hedvig Eleonora das Ruderin der Hand, da der König zurückgezogen lebte und Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben hatte. Hedvig Eleonora war dagegen katholisch erzogen und auch mehr von Deutschland und Frankreich beeinflusst als von Schweden.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wurde in Schweden die Tortur nicht regelmäßig eingesetzt, wobei die Methoden der Tortur jedoch vor allem aus Deutschland übernommen wurden. Ein Hauptziel der Prozesse dieser Zeit war alle Hexen und Hexenmeister des Landes zu finden. Da man davon ausging, dass sich die Gruppe immer auf dem legendären Blåkulla traf, so war es logisch, dass jede Hexe früher oder später dazu gezwungen wurde weitere Hexen zu nennen, die dort verkehrten. Niemand konnte sich daher während dieser acht Jahre sicher fühlen.

Dass man während des „stora oväsendet“ nur 300 Hexen hinrichtete, liegt allerdings daran, dass eine sehr große Anzahl an ihnen der Todesstrafe entging und mit Auspeitschen, Spießrutenlauf oder einer anderen Strafe davonkam, unter der Voraussetzung natürlich, dass sie auch versicherten sich von der Hexerei abzuwenden. Kinder wurden grundsätzlich nicht zum Tode verurteilt, sondern mussten sich meist in die Obhut der Kirche begeben. Wie viele Hexen in diesen acht Jahren tatsächlich vor Gericht gestellt wurden, ist völlig unbekannt, da sehr viele Aufzeichnungen heute verschwunden sind.

Die Hexenprozesse während „det stora oväsenet“ nahmen 1668 in Härjedalen ihren Anfang. Der Vorteil dabei war, dass dadurch noch relativ wenige Hexen vor Gericht gestellt wurden und die Urteile relativ mild ausfielen. Vermutlich wurden nach den Hexenprozessen in Härjedalen gerade einmal acht Hexen hingerichtet.

Noch im gleich Jahr kamen die Prozesse dann auch nach Dalarna. Hier änderte sich das Prinzip, denn zum einen mischten sich die Priester mehr in die Geschehnisse ein, zum anderen kamen die Fachkräfte für Hexenprozesse aus Stockholm angereist, was zu den bekannten Hexenprozessen in Mora führte. In Dalarna wurde auch nachweislich Tortur bei Verhören angewandt. In diesem Gebiet wurden innerhalb von nur drei Jahren etwa 50 Personen hingerichtet.

Im Bohuslän setzten die Hexenverfolgungen im Jahre 1669 ein, aber da dieser Teil Schwedens damals zu Dänemark gehörte, sind die Prozesse nicht mit jenen in Schweden zu vergleichen, da es sich um eine andere Art von Beweisführung handelte und Tortur allgemein angewandt wurde. Nach den Hexenprozessen im Bohuslän wurden mindestens 24 Hexen und Hexenmeister hingerichtet und mehrere starben noch während der Gefangenschaft.

Im Jahre 1671 kamen die Hexenprozesse dann ins Hälsingland. Da hier jedoch einer der bedeutendste Kritiker der Hexenverfolgungen der Kommission vorstand, wurden dort nur jene Hexen hingerichtet, die ohne Tortur freiwillig zugaben Hexen zu sein. Gustav Rosenhane hatte auch starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Kinderaussagen. Dennoch wurden bei den Hexenprozessen im Hälsingland noch 34 Personen hingerichtet, weitaus mehr als in Härjedalen.

Im Jahre 1674 erreichten die Hexenprozesse dann das Ångermanland und das Gästrikland. Da in diesem Jahr eine Missernte verzeichnet wurde und eine große Hungernot einsetzte, entstand eine wahre Hysterie der Hexenverfolgung. Hier mussten sich gleich zwei Kommissionen nur mit Hexenprozessen beschäftigen. Bei den Hexenprozessen im Ångermanland und dem Gästrikland wurden etwa 200 Hexen und Hexenmeister zum Tode verurteilt. In diesen beiden Gegenden waren die Priester eine treibende Kraft, wobei hier Tortur für Bekenntnisse sogar gesetzlich vorgeschrieben wurde.

Über bettelnde Kinder, die verstanden hatten Nahrung gegen Denunziation zu tauschen, kam die Hexenverfolgung dann im Jahre 1675 nach Västerbotten. Obwohl die Priester der Region eine Kommission und Prozesse forderten, verlief hier „das große Unwesen“ relativ harmlos, denn die Priester konnten die Hexen nur vom Gottesdienst ausschließen, da die Richter den Kindern keinen Glauben schenkten und deshalb auch niemanden zum Tode verurteilten.

Auch nach Uppland kam die Hexenverfolgung im Jahre 1675 durch bettelnde Kinder, die von der Kirche mit offenen Armen aufgenommen wurden. Die Priester verfolgten das Thema von der Kanzel aus und schafften damit eine gewisse Hysterie unter der Bevölkerung. Aber auch hier wurden nur wenige Hexen hingerichtet, da man zum einen den Kindern nicht sehr viel Glauben schenkte, zum anderen bekannt geworden war, dass von den Stockholmer Kommissionen fadenscheinige Urteile gegen Hexen gefällt worden waren und Beweismittel großenteils fehlten.

Als „det stora oväsendet“ dann 1675 Stockholm erreicht, waren Richter bereits unwillig geworden und setzten lediglich auf Grund des Druckes der Priester eine Kommission ein, was dazu führte, dass hunderte von Frauen von Kindern als Hexen denunziert wurden. Nachdem jedoch die Kinder die abscheulichsten Geschichten über ihre Reisen nach Blåkullen erzählten und die Richter extrem misstrauisch waren, bekannten die Kinder bei Verhören, dass sie gelogen hatten. In Stockholm wurden dann sämtliche falsche Zeugen bestraft, was dazu führte, dass die Massenverfolgung von Hexen zu Ende ging. 

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onsdag, april 18

Ulvhild Håkansdotter wird Königin von Schweden

Ulvhild Håkansdotter wurde vermutlich im Jahre 1095 als Tochter des norwegischen Herrschers Håkan Finnsson geboren, der bisweilen als mächtiger Wikingerkönig beschrieben wird, auch wenn kaum etwas über ihn bekannt ist. Ulvhild gehörte in jedem Fall zum norwegischen Herrschergeschlecht Thjottaätten und hatte auf Grund der Familienverhältnisse ihre Fäden überall im Norden verbreitet.

Bevor Ulvhild Håkansdotter Sverker den äldre heiratete und damit Königin ganz Schwedens wurde, war sie bereits zweimal verheiratet. Die erste Ehe mit dem schwedischen König Inge den yngre war kinderlos, wobei Ulvhild, nach unbestätigten Quellen, ihren Mann im Jahre 1118 angestiftet haben soll seinen Mitregenten Filip zu ermorden. Als dann 1125 auch Ingve den yngre an einem vergifteten Getränk im Kloster Vreta plötzlich starb, richtete sich der Verdacht gegen Ulvhild Håkansdotter, die in jener Zeit eine Liebesaffäre mit Sverker Kolsson gehabt haben soll, ohne dass dies jedoch je bewiesen wurde.

In zweiter Ehe, die ebenfalls kinderlos war, war Ulvhild mit dem dänischen König Niels Svendsson verheiratet. Die Ehe dauerte jedoch nur relativ kurz, da Niels Svendsson bald darauf durch unerklärte Weise ermordet wurde, nachdem er sich allerdings bereits vorher selbst des Mordes schuldig gemacht hatte. Ulvhild musste Dänemark jedoch verlassen, wobei einige Geschichtswissenschaftler der Meinung sind, dass sie ihren Mann bereits vor seinem Tod verlassen habe, andere glauben, dass sie erst unmittelbar nach seinem Tod das Land verließ.

In der dritten Ehe heiratete Ulvhild Håkansdotter dann den schwedischen König Sverker den äldre, wobei sich dabei aus einer vorher als bösartig bezeichneten Frau eine extrem religiöse Christin entwickelte, die enge Beziehungen zum Erzbischof Eskil in Lund unterhielt und dann die Zisterzienser nach Östergötland holte und maßgeblich an der Gründung des Klosters Alvastra beteiligt war.

Da Ulvhild Håkansdotter mächtige Freunde im Västergötland hatte, verdankte es Sverker den äldre ausschließlich seiner Frau, dass er später dort als König anerkannt wurde und damit König von ganz Schweden wurde, was allen seinen Vorgängern verweigert wurde. Aber auch wenn Ulvhild ihren Mann auf den Thron von Västergötland bringen konnte, so war seine Lage dort prekär, warum er nach dem Tode Ulvhilds Rikissa von Polen heiratete, die ihm auch das dortige Volk näher brachte.

Unter den fünf Kindern, die aus der Ehe zwischen Ulvhild Håkansdotter und Sverker dem Älteren hervorgingen, ist man historisch gesehen nur bei zwei relativ sicher, dass Ulvhild tatsächlich die Mutter war. Zum einen handelt es sich dabei um den späteren König Karl Sverkersson, zum anderen eine Tochter, deren Namen nicht eindeutig belegt ist, die sich jedoch einen dänischen König heiratete und bisweilen als Helena bezeichnet wird.

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tisdag, april 17

Domarringe in der schwedischen Geschichte

Die sogenannten Domarringe, von denen allein im Västergötland etwa 1500 bekannt sind, die aber nahezu überall in Schweden zu finden sind, entstanden mehrheitlich zu Beginn der Eisenzeit, also während der nordischen Völkerwanderung. Ihre Bedeutung konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden, weshalb zahlreiche Sagen und Mythen über diese Steinringe mit einem zentralen Stein kreisen. Es handelt sich dabei also um eines der ungelösten Geheimnisse der schwedischen Geschichte.

Während man heute vor allem annimmt, dass Domarringe ein Grab, das sehr häufig im Zentrum des Kreises gefunden wurde, umgeben, war man früher davon überzeugt, dass es sich dabei um jene Stelle handelte an der das Thing abgehalten wurde, es sich also um einen Gerichtshof im Freien handelt. Gegenwärtig verfolgen allerdings nur noch sehr wenige Geschichtswissenschaftler diese Theorie.

Was für die Theorie des Thingplatzes spricht, ist einzig allein die Tatsache, dass nahezu alle Domarringe aus einer ungleichen Anzahlt an Steinen bestehen, die liegend oder stehend kreisförmig aufgestellt wurden. Meist handelt es sich um sieben oder neun Steinblöcke, aber es kommen auch elf Steine oder eine andere ungleiche Anzahl vor. Wenn man davon ausgeht, dass vor jedem Stein ein Richter saß, so würde dies natürlich bedeuten, dass auf Grund der ungeraden Zahl, immer ein eindeutiges Urteil gefällt wurde. Hinzu kommt, dass man im Västmannalagen lesen kann „a þing oc a ring“, also „ein Thing und ein Ring“, allerdings ohne weitere Erklärung, so dass es sich bei diesem Ring auch um ein Gesetz handeln kann, wie der, wenn auch weitaus später entstandene, Forsaringen beweist.

Was gegen diese Theorie des Thingplatzes spricht sind Funde innerhalb von Domarringen. Oder auch das Beispiel in Lagmansholm, wo sieben Domarringe ineinander übergehen, es aber sicher nicht mehr als einen Thingplatz in der Nähe einer Ansiedlung gab. Das Rätsel dieser Steine muss daher offen bleiben.

Erst in Schriften des Mittelalters kann man dann lesen, dass bisweilen innerhalb eines Domarringes auch das Thing abgehalten wurde, aber da da man um diese Zeit nichts von den Gräbern im Zentrum wusste, kann dies auch auf die Symbolik der Anordnung der Steinblöcke zurückzuführen, wobei es natürlich auch möglich ist, dass man während der Völkerwanderung innerhalb der Domarringe auch Versammlungen abhielt oder dort der Toten gedachte. Oder aber, dass man hier eine Beziehung zu den Göttern der nordischen Mythologie suchen muss. Die Bezeichnung Domarring tauchte jedenfalls erst im Mittelalter auf, also mehrere hundert Jahre nachdem der letzte Domarring aufgestellt worden war..

Im Zentrum der Ringe fand man bei Ausgrabungen sehr häufig Brandgräber und teilweise auch Gräber, die erst weitaus später als das Zentralgrab hinzukamen. Da man in den Gräbern jedoch kaum auswertbare Gegenstände fand, so kann man auch nicht sagen, ob es sich dabei um einen allgemeinen Grabplatz der früheren Ansiedlung handelte oder dort nur die wichtigsten Personen des Ortes begraben wurden. Da sich diese Erfahrung bei nahezu allen Ausgrabungen wiederholte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass man in Zukunft mehr über Domarringe erfahren wird als wir heute wissen.

Außerhalb Schwedens sind Domarringe nahezu unbekannt, wenn auch an der Ostseeküste in Polen einzelne Stellen mit einem Domarring gefunden wurden. Der Durchmesser der meisten Ringe überschreitet selten zehn Meter, wobei es jedoch Ausnahmen gibt, denn der Birkendegårds Domarring verfügt über einen Durchmesser von 300 Metern und ist damit die größte bisher gefundene Anordnung. Zur bedeutendsten Ansammlung an Domarringen gehören jene in Pilane, einem Grabfeld im Bohuslän, da man dort noch heute etwa 15 Domarringe mit einem Steinblock im Zentrum sehen kann, also die ursprüngliche Form erhalten blieb. Die Domarringe von Pilane entstanden vermutlich zwischen Christi Geburt und 600 Jahren nach Christus.

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måndag, april 16

Ivar Vidfamne, der König der isländischen Sagenwelt

Der König Ivar Vidfamne taucht in zahlreichen Sagen des alten Islands auf, insbesondere auch in der Hervararsagan und der Ynglingasagan. Seine tatsächliche Existenz ist allerdings in der Geschichte höchst umstritten, nicht zuletzt auch wegen der übergroßen Leistungen, die er bereits gegen 600 nach Christus erbracht haben soll.

Nach den isländischen Sagen war Ivar Vidfamne, der noch heute Schriftsteller inspiriert, der König von Skåne. Nach Snorre Sturlasson war er jedoch bei seinen Eroberungszügen so erfolgreich, dass er bald auch über Svitjod (einen Teil Schwedens) regierte, aber auch über Norwegen, Dänemark, Finnland, Saxland (heutiges Niedersachsen), Kurland (Lettland), Estland, Gårdarike (ein Teil Russlands) und selbst das nördliche England, also Northumbria. Noch später soll Ivar sogar alle Länder an der Ostsee und Nordsee unterjocht haben.

Über die genaue Herkunft von Ivar Vidfamne geben die isländischen Sagen jedoch ein etwas weniger einheitliches Bild. Nach Snorre Sturlasson war Ivar Vidfamne der Sohn von Halvdan Snälle des Sjöldungaätten, der vor ihm über Skåne regiert haben soll, aber ebenfalls nicht geschichtlich bestätigt werden kann. Ivars nicht namentlich genannte Mutter stammt von einem Königsgeschlecht des Östergötlands ab und Ivar selbst heiratete eine ebenfalls nicht namentlich genannte Tochter des Königs Hrörek von Lejre, der zu dieser Zeit über das Småland regiert haben soll.

Nach den isländischen Sagen war Ivar Vidfamne ein machthungriger König, der vor nichts zurückschreckte um seine Macht auszudehnen. Nach einer Legende ertrank Ivar nach einer Auseinandersetzung mit seinem Ziehvater. Der schwedische Archäologe Birger Nerman, der von der Existenz Ivar Vidfamnes überzeugt war, behauptetet, dass der König in einem Grabhügel in Valsgärde, in der Nähe von Gamla Uppsala, begraben sei, eine Aussage, die bis heute jedoch nicht bestätigt werden kann, da man nicht feststellen konnte, wer im von Nerman bezeichneten Grabhügel tatsächlich begraben wurde.

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söndag, april 15

Das Sverkerska Ätten, das Königsgeschlecht der Sverker

Das Sverkerska Ätten oder das Geschlecht der Sverker regiert in der Zeit zwischen 1130 und 1250 wechselweise mit dem Erikska Ätten, wobei sich die beiden Linien zwischen 1150 und 1220 auf das Äußerste bekämpften, da beide Linien die Königskrone Schwedens beanspruchten.

Das Sverkerska Ätten erhielt seinen Namen nach dem ersten König dieser Linie, Sverker den äldre (Sverker der Ältere), der zwischen 1130 und 1156 über Östergötland und das Sveareich herrsche. Die Königslinie der Sverker endete im Jahre 1222 mit dem Tod von Johan Sverkersson (Johan I.), da dieser bereits im Alter von 21 Jahren auf Visingsö starb und keine Kinder hinterließ.

Das Sverkerska Ätten gilt als das dem Papst ergebenen Königsgeschlecht, das intensiv daran arbeitete das Heidentum in Schweden endgültig auszurotten und jeden heidnischen Gottesdienst im Land verbot. Die Politik der Sverker baute auf eine enge Verbindung mit Rom, das auch über Bischöfe entscheiden durfte und hatte daher die Unterstützung der Kirche. Die Könige dieser Linie wurden vor allem von Östergötland und Dänemark unterstützt, hatten jedoch kaum Hilfe von norwegischer Seite zu erwarten, obwohl sich Sverker der Ältere mit der weit anerkannten norwegischen Ulvhild Håkansdotter verheiratet hatte. Die Sverker konnten auch nur auf einen kleinen Teil von Västergötland zählen.

Die kirchliche Neigung des Sverkerska ätten und ihrer Verbindung zum Östergötland kann man auch an den zahlreichen Klostergründungen der Sverker feststellen, insbesondere der Klöster Alvastra und Nydala, aber auch daran, dass sie als ihre zentrale Regierungsstelle die Insel Visingsö im Vättern wählten.

Das Sverkerska Ätten stellte insgesamt nur vier schwedische Könige, wobei man zwar weiß, dass Sverker den äldre dem Dänen Magnus Nilsson auf dem schwedischen Thron folgte, jedoch nicht überliefert wurde wer seine Vorfahren waren., so dass mehrere Autoren ihn von Sagenkönigen entstammen ließen.

Karl Sverkersson, der Sohne Sverker des Älteren, der in der Historia de omnibus Gothorum Sveonomque regibus als Karl VII. bezeichnet wurde, war der erste König des Geschlechtes unter dem das Land einen Erzbischof erhielt und der in der Tat nur Karl I. war, da Johannes Magnus seine königlichen Vorfahren frei erfunden hatte.

Sverker den yngre, Sohne von Karl Sverkersson, regierte nur einige Jahre bevor er von Knut Eriksson im Kampf um die Krone getötet wurde. Er stärkte die päpstliche Macht in Schweden und war der Verfechter einer schwedischen Staatskirche.

Der letzte König des Sverkerska Ätten wurde dann Johan Sverkersson, der Sohn Sverker des Jüngeren, der bereits in sehr jungen Jahren das Christentum in Form eines Kreuzzuges nach Finnland und Estland bringen wollte, aber bereits mit 21 Jahren auf Visingsö starb.

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lördag, april 14

Die schwedische Kolonie Guadeloupe

Offiziell gehörte die westindische Insel Guadeloupe etwas über 14 Monate lang zu Schweden und bildete dadurch die vierte Kolonie des Landes. Allerdings existierte diese Kolonie nur auf dem Papier, da sie 1814 an Frankreich zurückgegeben wurde, noch bevor das erste schwedische Schiff nach Guadeloupe aufgebrochen war.

Die Insel Guadeloupe war während der Napoleonkriege am 6. Februar 1810 von Großbritannien erobert worden, das diese Besitzung unmittelbar Jean Baptiste Bernadotte (später Karl XIV. Johan), beziehungsweise dem König Karl XIII., anbot, unter der Voraussetzung, dass Schweden nicht mehr auf Napoleons Seite kämpft, sondern Stellung gegen ihn einnimmt. Da Jean Baptiste Bernadotte bei seinem Umzug nach Schweden seine Besitztümer in Frankreich verloren hatte, nahm Schweden das Angebot daher gerne an.

Am 3. März 1813 wurde dann Guadeloupe im Rahmen des Guadeloupe-Abkommens offiziell Schweden überlassen, wobei die Insel, gemäß Vertrag, nicht nur dem gegenwärtigen König gehören sollte, sondern auch allen durch das Erbrecht folgenden Herrschern des Landes. Diese Successionsordnung (Thronfolgegesetz) war erst am 26. September 1810 entschieden worden, die dem Geschlecht der Bernadotte bis heute die Krone Schwedens sichert.

Auch wenn Guadeloupe 1813 zu einer schwedischen Kolonie geworden war, so wurde nie ein schwedischer Gouverneur zur Insel geschickt, so dass sie in der Tat weiterhin von England regiert wurde, denn die vorgesehene Expedition unter August Burchard Gyllengranat mit dem schwedischen Gouverneur , dem Freiherren Cederström, nahm so viel Zeit in Anspruch, dass Guadeloupe durch den Frieden von Paris im Jahre 1814 bereits an Frankreich zurückgegeben war bevor das Schiff überhaupt den schwedischen Hafen verlassen hatte.

Durch den Frieden von Paris und dem folgenden Kongress in Wien im Jahre 1815 wurde allerdings vereinbart, dass der französische König Ludwig XVIII. die norwegisch-schwedische Union anerkennen und Schweden finanziell den erlittenen Schaden ersetzen musste. Großbritannien bezahlte innerhalb des sogenannten Guadeloupefond ebenfalls 24 Millionen Goldfranken an das schwedische Königshaus. Da das Königshaus mit dieser Summe im Jahre 1815 die Staatsschulden bezahlte, wurde ihm im Gegenzug eine jährliche Rente in Höhe von 300.000 Kronen garantiert. Als die schwedische Regierung den Fond dann im Jahre 1983 auflöste, wurde beschlossen, dass die königliche Apanage für alle Zukunft um die entsprechende Summe erhöht wird, was bedeutet, dass das Königshaus noch heute von der ehemaligen Besitzung in Guadeloupe profitiert.

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fredag, april 13

Das Alvastra Kloster

Das Alvastra Kloster am östlichen Vättern wurde im selben Jahr gebaut wie das Nydala Kloster, so dass man heute nicht mehr sagen kann welches das zweite und welches das dritte Kloster Schwedens nach Vreta war. Beide Klöster wurden von den französischen Zisterziensern gegründet, wobei das Alvastra Kloster möglicherweise auf Initiative von Ulvhild Håkansdotter, der Ehefrau des Königs Sverker den äldre (Sverker dem Älteren), entstand, die den Mönchen auch ihr Grundstück dafür zur Verfügung stellte.

Das Alvastra Kloster, von dem heute nur noch Ruinen zu sehen sind, wurde 1143 gegründet und war bis etwa 1530 aktiv, als Gustav Vasa im Rahmen der Reformation sämtliche katholischen Klöster schloss. Das Kloster hatte im Mittelalter eine tragende Rolle, zumal von hier aus auch die Klöster Varnhem, Julita und Gudsberga gegründet wurden und der Abt des Klosters Alvastra zeitweise auch die Klöster Vreta, Askeby und Riseberga betreute.

Auch wenn man nicht weiß wie Ulvhild Håkansdotter oder auch Sverker den äldre auf die Idee kamen die Zisterzienser nach Schweden zu holen, so ist anzunehmen, dass der Erzbischof Erkil im Lidköping Stift die Idee beim Königspaar vortrug, zumal beide den Katholizismus in Schweden verbreiten wollten. In jedem Fall musste Erkil jeder Klostergründung in seinem Stift zustimmen.

Sämtliche Mönche und Laienbrüder, die bei der Gründung im Alvastra Kloster einzogen, kamen direkt aus dem französischen Stammkloster Clairvaux, wobei sowohl das Kloster als auch die Klosterkirche von Grund auf auch die Abteilungen der beiden Gruppen (Mönche und Laienbrüder) trennte und das Ziel hatte sich durch eigene Arbeit zu ernähren.

Im Gegensatz zu den anderen Zisterzienserklöstern, die in Schweden gegründet wurden, war Alvastra in der Nähe von Ansiedlungen erbaut und befand sich an einer Stelle, die nachweislich seit der Steinzeit bewohnt war. Da das Kloster von den Mönchen und den Laienbrüder gezeichnet und erbaut wurde, diente die französische Bauweise später auch anderen Bauten der Umgebung als Muster, so auch für den Bau der Heda Kyrka, die in der Nähe des Klosters erbaut wurde.

Das Alvastra Kloster gilt als die Grabkirche des Sverkerska ätten, wobei Sverker den äldre bereits dort begraben wurde bevor die Kirche vollständig fertig war, denn Sverker wurde 1156 ermordet und die Klosterkirche wurde erst 1185 eingeweiht. Außer den Königen des Sverker Geschlechts liegt auch Schwedens erster Erzbischof Stefan in Alvastra begraben, der im selben Jahr starb als die Kirche eingeweiht wurde.

Das Alvastra Kloster bekam dann im 14. Jahrhundert erneut eine bedeutende Rolle für die katholische Kirche in Schweden, da sich Ulf Gudmarsson, der Ehemann der Heiligen Birgitta dort zurückzog und dort starb. Die Heilige Birgitta ließ sich dann in nächster Nähe des Klosters nieder, wobei der damalige Subprior Peter Olofsson des Alvastra Klosters sämtliche ihrer Offenbarungen in Latein niederschrieb. Der gleiche Mönch schrieb dann auch, nach ihrem Diktat, die Regeln des Birgittinordens, die Regula Sancti Salvatori. Und nach dem Tod der Heiligen Birgitta schrieb Peter Olofsson dann auch noch ihre Lebensgeschichte und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass Birgitta heilig erklärt wurde.

Als dann ab 1520 die Reformation in Schweden fortschritt, insbesondere aber nach dem Reichstag von Västerås (Västerås recess) im Jahre 1527, waren die Tage des Klosters jedoch gezählt und schon wenige Jahre später hatte der letzte Mönch Alvastra verlassen, auch wenn dies von Gustav Vasa nicht ausdrücklich gefordert worden war.

Ab 1544 wurde dann auch das Alvastra Kloster, wie die meisten anderen katholischen Klöster des Landes, als Steinbruch verwendet. Die Steine der Klosters und der Klosterkirche findet man daher vor allem im Vasaschloss, dem Vadstena Schloss und dem Schloss Visingsborg, das Per Brahe der Ältere auf Visingsö erbaute. Dass heute noch eine Ruine des Alvastra Klosters zu sehen ist, verdankt man der Tatsache, dass dem Ort Hjo im Jahre 1797 untersagt wurde weitere Steine von den Klostergebäuden für den Bau ihrer Kirche anzuwenden.

Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jedoch weiterhin Steine der Kirche und des Klosteranlage für kleinere Bauten benutzt und erst die Ausgrabungen in den Jahren 1921 und 1955 setzten weiteren Zerstörungen ein Ende.

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torsdag, april 12

Johan Sverkersson, der letzte König eines Geschlechtes

Johan Sverkersson (auch Johan I.), der Sohn Sverker des Jüngeren (Sverker den yngre) und Ingegärd Borgerdotters wurde 1201 geboren und wird in älteren geschichtlichen Quellen oft nur als Jon bezeichnet, was dazu führt, dass er sehr häufig mit Jon jarl verwechselt wird. Bereits als Einjähriger  war Johan Sverkersson von seinem Vater zum Jarl ernannt worden, was zu erheblichen Spannungen mit dem Erikska ätten führte, das mit diesem Schritt befürchtete, dass Sverker den yngre damit das königliche Erbrecht einführen wollte.

Johan Sverkersson bestieg den schwedischen Thron im Jahre 1216, nach dem Tode von Erik Knutsson, wurde jedoch erst 1219 in der Domkirche von Linköping, als er 18 wurde, zum König von Schweden gekrönt. Allerdings führte der papsttreue König sein Land nur kurze Zeit, denn bereits im Alter von 21 Jahren, im März 1222, starb er nach kurzer Krankheit auf Visingsö und wurde dann im Alvastra Kloster begraben. Da Johan Sverkersson nicht verheiratet war und keine Kinder hatte, starb mit ihm auch das Sverkerska ätten aus.

Johan Sverkersson unternahm, wie eventuell bereits Erik den helige (Erich der Heilige) vor ihm, 1220 einen Kreuzzug nach Finnland und Estland, wobei er damit zum einen sein Reich vergrößern , zum anderen aber auch einen Beitrag zur Christianisierung des Ostens leisten wollte. In Beidem war der König nicht sehr erfolgreich, denn bei der Schlacht bei Leal wurde sein treuester Berater, jarl Karl döve, sein Kanzler, Karl Magnusson, und der Bischof von Linköping, getötet, die Eroberungen in Estland konnte er nicht behalten und zudem war Estland bereits von Dänemark und Deutschland aus christianisiert worden und hatte bereits einen deutschen Bischof.

Einige Geschichtsschreiber verfolgen auch die Theorie, dass Johan Sverkersson in Estland mit dem dänischen Heer unter Valdemar Sejr zusammenstieß, da zu jener Zeit Dänemark nach Estland expandierte und Valdemar Sejr zudem Erik Eriksson als schwedischen König sehen wollte und sich bereits sehr früh gegen die Wahl von Johan Sverkersson ausgesprochen hatte.

In der Västgötalagens kungalängd wird Johan Sverkersson als sehr gutmütig und als kinderfreundlich bezeichnet, wobei er in kirchlichen Aufzeichnungen auch oft als „Johan der Fromme“ bezeichnet wird. Auf Grund einer falschen Übersetzung aus dem Lateinischen (Johannes, Suercheri junioris filius) wird Johan Sverkersson in manchen Quellen, zumindest ab der Lilla Rimkrönikan, auch als Johan den unge (Johan der Junge) bezeichnet, was vermutlich mehr auf sein junges Alter schließen lässt als auf eine tatsächliche Bezeichnung des Königs.

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