söndag, oktober 21

Einwanderer in der Geschichte Schwedens

Wenn man in der schwedischen Geschichte von der Völkerwanderung, der Einwanderung finnischer Bauern nach Dalarna und Värmland, der Christianisierung und der aktuelle Einwanderungswelle absieht, so gab es sehr wenige Epochen in denen Schweden tatsächlich als offen für Einwanderer bezeichnet werden kann, denn alle wichtigen Epochen mit einer starken Zuwanderung waren wirtschaftlich begründet und es wurde jeweils nur eine gewisse Schicht an Personen akzeptiert, die Schweden von großem Nutzen waren und auch bereit waren sehr schnell schwedische Bürger mit allen Konsequenzen zu werden.

Ab dem 13. Jahrhundert kamen zuerst vor allem Kaufleute aus Norddeutschland, die sich in Schweden ansiedelten und dort Handelsstationen einrichteten, was für Schweden die einzige Methode war einen Warenaustausch mit der Hanse betreiben zu können, die ab dieser Epoche begann wirtschaftlich den gesamten Ostseeraum zu dominieren. Dies führte soweit, dass Mitte des 15. Jahrhunderts ein Drittel der Steuerzahler Stockholms deutsche Händler waren und damit die Entwicklung der Stadt bedeutend beeinflussten.

Mitte des 14. Jahrhunderts war schwedisches Eisen zu einer der bedeutendsten Handelsware geworden, aber auch für die Herstellung von Waffen ein wichtiger Rohstoff. Auch in diesem Bereich gab es in Schweden zwar genügend Arbeitskräfte, die teilweise auch aus Bauern und Strafgefangenen bestand, aber es gab keine Ingenieure, die man daher vor allem aus Deutschland zuwandern ließ, zum Teil indem man ihnen gewisse Privilegien gewährte, die ohne diesen Notzustand nie vergeben worden wären.

Im 15. Jahrhundert kam der Buchdruck nach Schweden, was erneut einen Import von Fachkräften verursachte, wobei es sehr schwierig war hierbei Fachkräfte zu finden, die nicht an katholische Klöster oder Kirchen gebunden waren. Nach der Reformation von Gustav Vasa und der Abschaffung des Katholizismus wäre eine so schnelle Entwicklung der Buchdruckkunst in Schweden kaum denkbar gewesen.

Im 17. Jahrhundert kam die Epoche der Verteidigungsanlagen und des Städtebaus, der an vielen Stellen Fachkräfte benötigte, die mit Feuchtgebieten zurecht kamen und sich mit Ziegelbau auskannten. Auch hierbei konnten nur holländische und deutsche Fachkräfte helfen, die in diesem Rahmen selbst die Rechte bekamen ihre eigene Religion auszuüben und in Städten wie Göteborg sogar bald die entscheidende Schicht des Stadtrates ausmachten. Einige der bedeutendsten historischen Bauten zeigen noch heute die deutlichen Zeichen dieser Einwanderer, die zwar freiwillig kamen, aber von Schweden über Werbeaktionen und mit großzügigen Versprechen angeworben wurden.

Eine sehr ähnliche Situation entstand erneut im 18. Jahrhundert als die Industrialisierung in England in Schwung gekommen war. Erneut waren es Einwanderer, die in Schweden einige der größten Fabriken errichteten und damit die Arbeitswelt Schwedens veränderten. Die meisten dieser Einwanderer kamen bereits mit sehr viel Kapital an und entwickelten sich zu den größten Steuerzahlern des Landes. Neben dieser industriellen Entwicklung schufen diese Einwanderer zahlreiche Stiftungen, Krankenhäuser und versorgten Arme, was auch beweist, dass diese Einwanderer nicht nur nach Schweden kamen um hier ihr Geld noch zu vermehren, sondern sich sehr schnell integrierten und sich tatsächlich als Schweden fühlten, die beim Aufbau des Landes beitragen wollten.

Wenn man die schwedische Geschichte betrachtet, so stellt man sehr schnell fest, dass 500 Jahre lang die Einwanderung unter der Voraussetzung geschah, dass der Einwanderer Schweden etwas geben konnte und wollte, aber auch benötigt wurde um das Land voranzubringen. In diesen 500 Jahren gab es gewissermaßen keine Immigration im heutigen Sinne, denn wenn Arbeiter nach Schweden kamen, so nur, wenn es die Berufsgruppe in Schweden noch nicht gab oder der ausländische Unternehmer sie mitbrachte und auch für sie sorgte. Vor allem während der Industrialisierung Schwedens bauten daher die Firmenbesitzer Wohnungen für die Neulinge, Schulen und sorgten für die nötige Infrastruktur.

Copyright: Herbert Kårlin

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