onsdag, oktober 31

Die Morgengabe (Morgongåva) in der schwedischen Geschichte

Die Morgengabe (Morgongåva) geht in Schweden bis weit ins Mittelalter zurück und war in nahezu allen Landesgesetzen (Landslag) vorhanden und sollte einer Frau eine sichere Zukunft nach dem Tode ihres Mannes garantieren. Die Morgongåva wurde daher nur fällig, wenn der Mann vor der Frau starb. Während der Ehe hatte die Ehefrau keinerlei Zugriff auf die Morgengabe, aber der Ehemann war gesetzlich dazu verpflichtet die Gabe zu verwalten ohne dass sie an Wert verlor.

Die Morgongåva war also eine Art Versicherung für jede Frau, die bereits vor der Ehe ausgehandelt wurde. Nachdem dies jedoch bereits im 13. Jahrhundert auch zum Missbrauch führte, teils weil dadurch leiblichen Erben indirekt enterbt wurden und teilweise, weil die Forderungen ausuferten, wurden die Bestimmungen zur Morgengabe durch das Magnus Eriksson Landslag im Jahre 1350 klar geregelt und den tatsächlichen Vermögensverhältnissen angepasst.

Wie der Name Morgengabe bereits aussagt, so wurde diese am Morgen nach der tatsächlichen Hochzeit fällig, was bedeutet, dass die Hochzeitsnacht, die damals bezeugt werden musste, vollzogen war. Diese Tatsache führte dann später zur Theorie, dass die Morgongåva eigentlich von der Jungfräulichkeit der Frau abhängig war, was jedoch aus keinem historischen Schriftstück hervorgeht und auch in keiner anderen Weise bestätigt werden kann.

In Schweden war die Morgengabe bis zum Jahre 1920 gesetzlich verankert, auch wenn es sich während der letzten Jahrzehnte mehr und mehr um eine Art Erbschaftsgesetz handelt und der Frau ein Recht auf einen Anteil des Besitzes des Mannes garantierte.

Allerdings war das Recht der Morgongåva bereits ab dem 17. Jahrhundert immer seltener nach den ursprünglichen Gesetzen betrachtet worden, sondern die Morgengabe wurde zu einem Schmuckstück, das der Ehefrau am Morgen nach der Hochzeitsnacht überreicht wurde und das diese dann um den Hals trug und als Zeichen dafür genommen wurde, dass es sich um eine ehrenhafte Ehefrau handelt. Noch später wurde daraus ein Medaillon, das anfangs eine Haarlocke des Ehemanns enthielt und noch später ein Foto. Der Wert des Medaillons hing vom Stand und der Einkunft des Ehemanns ab. In den meisten Fällen hatte das Geschenk daher nur noch einen symbolischen Charakter.

Da die Morgengabe von Beginn an vom Reichtum des Ehemannes abhing, konnte sie sehr unterschiedlich ausfallen, denn Könige schenkten ihren Frauen oft Schlösser oder bedeutende Güter, während die Frau eines Bauern auch nur einen Acker oder ein Kuh erhalten konnte. Aber auch wenn die Morgengabe gesetzlich geregelt war, so war eine Hochzeit auch ohne die Morgongåva gültig, was im Laufe der Geschichte auch immer wieder auf negative Weise ausgenutzt wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, oktober 30

Dorothea von Brandenburg wird Königin in Schweden

Dorothea von Brandenburg (Dorotea av Brandenburg) wurde gegen 1430 geboren und wurde durch zwei aufeinander folgende Ehen zweimal zur Königin von Schweden, von Dänemark und von Norwegen und behielt gleichzeitig ihre deutschen Titel.

Am 10. September heiratet Dorothea von Brandenburg Christoph von Pfalz-Neumarkt (Christoph III., Kristofer av Bayern) und wurde damit zur Königin der drei nordischen Reiche über die ihr Mann zu dieser Zeit regiert. Bereits am 14. September wird Königin Dorotea, wie sie in Schweden genannt wird, in Lund gekrönt. Bei der Eheschließung garantierte ihr Christoph III. als Morgongåva eine gesichertes Leben, sollte er vor ihr sterben. In Schweden sollte sie das Schloss in Örebro, Närke und das Värmland erhalten. Gleichzeitig erhielt sie auch das Jämtland, das allerdings zu dieser Zeit noch zu Norwegen gehörte und Besitztümer in Dänemark. Sollte die Königin den Norden nach dem Tode des Königs verlassen wollen, so sollten ihr die drei Länder insgesamt 45.000 rheinische Gulden als Ausgleich bezahlen.

Nach dem Tode von Kristofer av Bayern im Jahre 1448 heiratete Dorothea von Brandenburg Kristian I. von Dänemark (Christian I.), was jedoch dazu führte, dass sie erst 1457 in Uppsala erneut zur König Schwedens gekrönt wurde und 1464 ihre gesamten Güter in Schweden verlor. Von diesem Zeitpunkt an kämpft die Königin mit allen Mittel darum ihre Morgongåva zurückzuerhalten, was ihr jedoch bis zu den Friedensverhandlungen zwischen Dänemark und Schweden nicht gelang.

Als Dorothea von Brandenburg die Aussichtslosigkeit eines politischen Übereinkommens sah, das ihr die Güter zurückbringen konnte, wandte sie sich nach der Schlacht bei Brunkeberg am 10. Oktober 1471 an den Papst Sixtus IV. und bat um seine Unterstützung, was ihr letztendlich 1475 gelang. Der Papst stellte eine Bulle (päpstliche Urkunde) aus, die Sten Sture den Älteren zur Rückgabe der Güter an die ehemalige Königin Schwedens zwang. Zum Dank dafür unternahm Dorothea dann 1488 eine Pilgerreise nach Rom.

Auch wenn man sehr wenig über Königin Dorotea weiß, so geht man davon aus, dass sie ein großes finanzielles Interesse hatte und auch politisch einen gewissen Einfluss ausübte.

Dorothea von Brandenburg hatte keine Kinder mit ihrem ersten Mann und fünf Kinder gemeinsam mit Christian I. unter denen zwei keine Rolle innerhalb der Geschichte spielen, Hans König der drei nordischen Reiche wurde, Fredrik I. später zum König von Dänemark und Norwegen aufstieg und Margareta durch ihre Ehe mit Jakob III, zur Königin Schottlands gekrönt wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, oktober 29

Die Herkunft der Sami und ihrer Kultur in der schwedischen Geschichte

Kaum ein Thema der schwedischen Geschichte ist so umstritten wie die Herkunft und die Kultur der Sami im nördlichsten Teil des Landes, denn es gibt keine alten Dokumente und die bisherigen Funde können nur einen Bruchteil der offenen Fragen beantworten. Erschwert wird dieses Frage noch von der Geschichtsschreibung vom 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts, die in Fragen der Sami mehr als nur zweifelhaft ist und jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt, da man diese Frage unter rein ethnischen Gesichtspunkten erklären wollte.

Die Sami tauchten im heutigen Lappland vermutlich bereits vor Christi Geburt auf und waren aller Wahrscheinlichkeit nach Jäger, die sich als Nomaden über weite Strecken bewegten, da es dort weitaus weniger Tiere, Fisch oder auch Pflanzen gab als in den südlicheren Teilen des Landes. Das Leben als Nomade war daher keine freie Wahl, sondern eher eine Notwendigkeit.

Auf Grund der bisherigen Funde, aber auch der Sprache und der Genetik der Samen, muss man davon ausgehen, dass dieses Volk nicht vom Süden Schwedens aus in den Norden vordrang, sondern aus dem Osten kam, auch wenn man bisher nicht feststellen kann aus welcher Region und noch weniger weiß, warum sich die Sami nach Lappland aufmachten. Es ist jedoch auch nicht ausgeschlossen, dass es sich um ethnische Verfolgungen handelte und die Sami im relativ unwirtlichen Gebiet Schwedens die einzige Stelle fanden an der sie ohne Gefahren überleben konnten.

Mit der Bevölkerungsentwicklung Schwedens und den ständigen Reisen der Sami kam es sicher bereits ab dem frühen Mittelalter zu vermutlich friedlichen Treffen mit den damaligen Schweden, was sowohl zu einem gewissen Warenaustausch führte, aber auch dazu, dass sich verschiedene Gruppen der Bevölkerung mischten. Auch Sklaven oder Träl, die den Wikingern am Mälaren entkamen, hatten im Grunde nur die Wahl sich nach Norden zu begeben, was zwischen den Jahren 1000 und 1600 aus den Sami eine neue genetische Gruppe an Menschen wurde, deren Herkunft daher, rein wissenschaftlich gesehen, zum  Teil selbst in den südlicheren Ländern Europas gefunden werden kann ohne dass bis zu dieser Zeit je ein Sami diese Länder besucht hätte. So wenig wie die damaligen Schweden einer Volksgruppe klar zugeordnet werden können, so wenig ist dies auch bei den Sami möglich, auch wenn die sozialen Kontakte zwischen Sami und Schweden bis zum 16. Jahrhundert vermutlich geringer war als jene zwischen einem Mittelschweden und einem Holländer, da die Kulturen sehr unterschiedlich waren und der Handel sich bis zur „Invasion“ des Nordens durch die schwedischen Könige, südlich orientiert war.

Dass die Sami noch im 14. Jahrhundert keine homogene Gruppe war geht auch aus zahlreichen schriftlichen Dokumenten hervor, denn bereits Saxo Grammaticus beschrieb sehr unterschiedliche Gruppen an Sami, die sich je nach ihrer Lebensart unterschieden. Ab dieser Zeit unterscheidet man die Bergsami, die Waldsami und die Flusssami, Unterscheidungen, die bis heute eine gewisse Bedeutung haben und gewissermaßen beweisen, dass man auch historisch nicht pauschal von „den Sami“ reden kann, sondern Lappland von mehreren Gruppen an Sami bevölkert wurde, die vermutlich bereits sehr früh untereinander Handel betrieben und Erfahrungen austauschten, auch wenn die verschiedenen Sprachen gewisse Probleme dabei verursacht haben können.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, oktober 28

Helena von Skövde, bekannt als die Heilige Elin

Helena von Skövde, die im Norden auch als Heilige Elin bekannt ist, gilt als die Schutzheilige des Västergötlands, insbesondere aber als Schutzheilige Skövdes, wo sie selbst im Stadtwappen verewigt wurde. Noch heute besuchen Pilger die Elinsquelle der Stadt.

Über Elin von Skövde ist sehr wenig bekannt, da ihre Geschichte erst im Jahre 1281 vom Bischof Brynolf Algotsson niedergeschrieben wurde und die Legende um die Heilige sogar erst einige Jahrzehnte später vom gleichen Bischof aufgezeichnet wurde. Man muss sich daher hinsichtlich der Glaubwürdigkeit ausschließlich auf den ehemaligen Bischof von Skövde verlassen.

Zwischen der ersten schriftlichen Aufzeichnung im Jahre 1281 und der Heiligenerklärung Helena von Skövdes durch den Papst liegen daher 117 Jahre. Dies bedeutet wiederum, dass es der Papst sehr eilig hatte Elin zur Heiligen zu erheben, denn Elin wurde vermutlich erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts geboren und war bereits 1164 eine Heilige.

Nach der Legende wurde Elin sehr früh Witwe und widmete sich dann nahezu ausschließlich christlichen Aufgaben und schenkte der Kirche in Skövde nahezu ihr gesamtes Vermögen. Eine ihrer Töchter wurde von ihrem Mann misshandelt, was dazu führte, dass die Diener des Hauses den Mann töteten. Als die Angehörigen dann die Diener befragten, gaben diese zwar die Tat zu, sagten jedoch, dass Elin, die gerade auf einer Pilgerreise zum Heiligen Grab in Jerusalem unterwegs war, sie zur Tat angestiftet hatte. Als Elin gegen 1160 von ihrer Reise zurückkam, wurde sie von den Angehörigen des getöteten Schwiegersohns empfangen und ebenfalls ermordet. An der Stelle ihres Todes soll dann unmittelbar eine Quelle entsprungen sein und während des Transport des Leichnams zur Kirche entsprang eine weitere Quelle, jen, die heute noch als Elinquelle bekannt ist.

Dieses Wunder und einige andere Wunder nach dem Tode Elins, die allerdings nicht genauer benannt sind, führten dann dazu, dass der Papst Alexander III., auf Dringen des ersten schwedischen Erzbischofs Stefan von Alvastra, Elin zur Heiligen erklärte, ein Ereignis das von der katholischen Kirche als sehr bedeutend betrachtet wurde, da Schweden noch nicht vollständig christianisiert war und um diese Zeit kaum über Heilige verfügte, aber gerade Heilige konnten Ungläubige zum Übertritt in den neuen Glauben überzeugen.

Aber auch wenn die Geschichte der Heiligen Elin sehr viele Zweifel aufwirft, so wurde sie nicht nur zur Schutzheiligen Skövdes, sondern wurde auch im Stadtwappen aufgenommen, das am 15. Dezember des Jahres 2000 etwas vereinfacht wurde. Auf diesem Wappen sieht man die Heilige Elin mit einem Schwert in der rechten Hand, einem Buch mit einem abgeschnitten Finger in der Linken Hand, was symbolisch bedeutet, dass sie ermordet wurde, und auf dem Kopf trägt sie das Witwentuch.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, oktober 27

Runen und Runensteine und ihre Aussagen

Runen und Runensteine sind noch heute mit zahlreichen Mythen behaftet, obwohl es nur relativ wenige gibt, die mehr sind als nur Inschriften auf einem Erinnerungsblock und die meisten sagen inhaltlich weniger aus als eine kleine Messingtafel an vielen Gebäuden an denen man achtlos vorbeigeht.

Bis heute fragen sich viele Archäologen und Geschichtswissenschaftler ob die Runeninschriften eine magische Bedeutung hatten. Wenn man die Texte auf den Runensteinen aufmerksam liest, so tragen zwar viele Symbole, die auch in der nordischen Mythologie vorhanden sind, aber es ist sehr zweifelhaft, dass man sie in irgendeiner Weise als magische Zeichen betrachten kann, sondern vielmehr als Zierde, die vermutlich viel über den Bildhauer aussagt, der die Ornamente und den Text angebracht hat. Auch heutige Grabsteine haben Ornamente unterschiedlicher Art, die teilweise aus religiösen Legenden oder der Natur entnommen sind, ohne dass man sich über die mythische Bedeutung Gedanken macht.

Eine andere Frage ist, wer diese Runen in den Stein geschlagen hat. Hier hat der Sprachforscher Magnus Källström durch seine Forschungsarbeit gewisse Antworten gefunden als er dem Ursprung der benutzten Worte nachging. Allein die Signatur des Bildhauers konnte den Forscher auf die Spuren bringen, denn auch wenn „rista“, „hugga“ und „märka“ das gleiche bedeuten, so sind sie typisch für einen gewissen Sprachraum, was man sehr schnell feststellt wenn man Texte aus Südschweden mit jenen aus dem Mälarental oder denen in Nordschweden vergleicht. Diese verschiedene Sprachanwendung zeigt auch, dass manche der Bildhauer als große Künstler betrachtet wurden und bisweilen nur für die Arbeiten an einen einzigen Stein weite Strecken zurücklegten. Vermutlich lag dies jedoch nicht am Einschlagen der Runen, sondern an der künstlerischen Fähigkeit die Ornamente anzubringen, also an der Handschrift des Künstlers, deren Entwicklung man bisweilen sehr gut folgen kann

Auch die Frage nach den Bildhauern der Runensteine ist eine viel gestellte Frage unter Geschichtswissenschaftlern, denn noch im vorigen Jahrhundert gingen viele Forscher davon aus, dass die Texte von Personen eingeschlagen wurden, die in der Religion der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielten und damit das Geistliche mit auf die Runen und die Runensteine übertragen wollten.

Auch diese Meinung muss man heute als veraltet betrachten, denn die Analyse der Steine und die Art der Ornamente und der angewandten Technik zeigt sehr deutlich, dass es mindestens zwei Gruppen von Runen-Bildhauern gab, nämlich den lokalen Handwerker, der sich auf sehr einfache Weise und oft als Minimalist ausdrückte, aber auch nur sehr wenige Runensteine schlug und dem Künstler, der eine individuelle Technik hatte, Ornamente seiner Vorgänger studierte und seine Arbeitstechnik immer mehr verfeinerte. Diese Künstler waren sehr gesucht, aber konnten nur von sehr reichen Personen beschäftigt werden, da sich die Künstler vermutlich nicht nur ihres Wertes bewusst waren, sondern die Arbeit auch sehr langwierig war.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, oktober 26

Katarina Sunesdotter und das Kloster Gudhem

Katarina Sunesdotter wurde gegen 1215 geboren und war die Tochter von Sune Folkesson und Helena Sverkersdotter, der Tochter des schwedischen Königs Sverker den yngre. Durch Ihre Ehe mit Erik Eriksson im Jahre 1244 wurde sie zu Königin Katarina. Die Ehe dauert jedoch nicht sehr lange, da der König bereits 1250 starb.

Über das Leben von Katarina Sunesdotter als Königin ist nichts überliefert, was sich jedoch mit dem Tod des Königs änderte. Da Katarina sehr gläubig war und die Ehe ohne Kinder geblieben war, zog sie sich ins Kloster Gudhem zurück, allerdings nicht mit leeren Händen, denn sie vermachte dem Kloster nahezu ihr gesamtes Vermögen, das auch die Stadt Nyköping mit einschloss und es dem Kloster ermöglichte erhebliche Bautätigkeiten zu unternehmen. Leider ist nicht bekannt wie groß das Kloster vor der Ankunft Katarinas war und ob Teile des vorherigen Klosters abgerissen wurden. Sicher ist jedoch, dass der gesamte Reichtum des Klosters von Katarina Sunesdotter kam.

Die Nonnen des Klosters tauschten Nyköping bereits drei Jahre später mit Birger jarl gegen Ländereien, was der Beginn der Entwicklung von Nyköping war, denn Birger jarl ließ dort nahezu unmittelbar das Nyköpings Hus errichten, eine bedeutende Burg, die später eine wichtige Rolle in der schwedischen Geschichte einnehmen sollte.

Als Katarina Sunesdotter zwischen 1251 und 1253 starb, die genau Jahreszahl ist nicht bekannt, wurde ihr eine Ehre zuteil, die im Mittelalter extrem ungewöhnlich war und im Grunde nur Regenten vorbehalten war. Die Königinwitwe erhielt eine reich geschmückte Grabkiste aus fein poliertem Sandstein, der mit einer Königin, deren Haupt auf einem Kissen liegt, verziert ist. In den Händen hält die eingemeißelte Person ein Gebetbuch. Diese Ehre beruht vermutlich darauf, dass Katarina Sunesdotter dem Kloster erst zu seiner Größe und seinem Einfluss verholfen hat. Der Sarkophag ist heute im Historischen Museum in Stockholm zu finden.

Die einzige Skulptur der Königin findet man am Hagatorget in Söderköping, die allerdings erst im Jahre 1965 dort aufgestellt wurde, in Erinnerung daran, dass Katarina Sunesdotter Söderköping im Testament ihrer Schwester Benedicta vererbt hatte und genau zu dieser Zeit an Bedeutung gewann.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, oktober 25

Die Eisenhütte Galtström in Medelpad

Als im 17. Jahrhundert der Norden Schwedens von den schwedischen Königen besiedelt werden sollten, an der Küste Handelsstädte gegründet wurden und schwedische Siedler begannen sich in Lappland anzusiedeln, spielte auch die Industrie eine gewisse Rolle, die insbesondere die natürlichen Rohstoffe der Gegend betrafen. Eines dieser Beispiele ist die Eisenhütte Galtström in der Nähe von Sundsvall.

Die Geschichte dieser Eisenhütte, der einzigen, die je so hoch im Norden Schwedens aufgebaut wurde, begann im Jahre 1672, als Magnus Blix aus Hörnösand beim Bergskollegium einen Antrag stellte um Erz schürfen zu dürfen und an der Armsjöån einen Hochofen mit Hammer errichten zu dürfen. Der Antrag wurde ein Jahr später genehmigt und Magnus Blix wurde zusätzlich für sechs Jahre von den Steuern befreit, die dann um weitere sechs Jahre verlängert wurden.

In der Eisenhütte Galtström wurden bereits nach wenigen Jahren 163 Tonnen Stahl gewonnen, der zur Weiterverarbeitung nach Stockholm geliefert wurde. Die Grundverarbeitung erfolgte durch zwei Hämmer, die vom Flusswasser der Armsjöån betrieben wurden. Das Besondere an dieser Eisenhütte ist jedoch nicht die Verarbeitung und die nördliche Lage, sondern die Tatsache, dass das Werk nahezu vollständig erhalten blieb und man dort die Herstellung von Eisen noch sehr deutlich verfolgen kann. Die gesamte Anlage gehört heute des SCA (Svenska Cellulosa Aktiebolaget) und steht unter Denkmalschutz.

Allerdings sieht man heute nicht mehr das Werk von 1673, denn als die russische Armee im Jahre 1721 sämtliche Städte und Dörfer an der nordschwedischen Küste in Asche legten, wurde auch die Eisenhütte abgebrannt und außer der Kirche von Galtström blieb kaum etwas erhalten. Wenige Jahre später wurde die Hütte jedoch neu aufgebaut und erhielt auch stärkere Hämmer.

Ende des 19. Jahrhunderts war die Eisenhütte Galtström die größte industrielle Anlage in Medelpad, wobei auf dem Gebiet des Bergwerks zu dieser Zeit 84 Haushalte gezählt wurden. Nach bedeutenden Arbeiteraufständen wurde die Hütte am 17. Januar 1916 geschlossen.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, oktober 24

Das Kloster Gudhem bei Falköping

Das Kloster Gudhem bei Falköping hat im Grunde mehrere verschiedene Geschichten, denn das erste Kloster an dieser Stelle, ein Nonnenkloster der Benediktiner, soll bereits im Jahre 1161 gegründet worden sein, zumindest nach Aufzeichnungen, die Historiker ab dem 17. Jahrhundert verbreiteten, denn nach Adam von Bremen und Saxo Grammaticus wurde es bereits 1052 von Gunhild Svensdotter, einer Ehefrau des dänischen König Sven Esridsson gegründet.

Beide Aussagen beruhen jedoch auf Theorien, denn während die Legende um Gunhild vermutlich freie Erfindung ist, so ist die andere Theorie ebenso wenig zu beweisen, da Karl Sverkersson zwar einen Kungsgård für ein Nonnenkloster in Gudhem stiftete, aber auch von diesem Kloster keine Spuren gefunden wurden. Möglicherweise kam der Bau damals nicht zu Stande oder aber es wurde nur ein kleines vorübergehendes Holzgebäude errichtet. Niemand kann heute sagen was 1052 oder 1161 an der Stelle der heutigen Klosterruine Gudhem zu finden war.

Alle Ausgrabungen, die man in Gudhem unternahm, deuten darauf hin, dass der Klosterbau erst aus dem Jahre 1250 stammt und von Katarina Sunesdotter nach dem Tode ihres Mannes, dem König Erik Eriksson, finanziert wurde. Katarina soll die letzten drei Jahres ihres Lebens im Kloster Gudhem verbracht haben und dort begraben worden sein, denn man fand ihren Grabstein an der ehemaligen Klosterkirche. Der Originalstein ist heute im Historischen Museum in Stockholm zu sehen und jener an der Klosterruine ist lediglich ein Abguss in Zement.

Ob das Kloster je Benediktiner beherbergte oder immer zum Orden der Zisterzienser gehörte, ist ebenfalls unbekannt, da die Angaben darüber sehr zweideutig sind und von keinen offiziellen Dokumenten bestätigt werden können. Erst die Existenz der Zisterzienser beruht auf eine glaubwürdige Aussage.

Sicher ist jedoch, dass das Kloster Gudhem auch über ein Hospiz und ein Gästehaus für Pilger verfügte, da es auf dem Weg nach Nidaros lag, also dem Pilgerpfad des Heiligen Olav, der regelmäßig eine Vielzahl an Pilgern anzog, auch wenn sein Status als Heiliger von modernen Geschichtsforschern eher in Frage gesetzt wird.

Im Rahmen der Reformation unter Gustav Vasa wurde das Kloster Gudhem Eigentum der Krone, wobei die Nonnen jedoch gegen eine Zahlung von 72 Pfund Butter weiterhin im Kloster bleiben durften. Ein Jahr später verkaufte der König das Kloster an Nils Olofsson, jedoch ebenfalls mit der Auflage, dass die Nonnen bis zu ihrem Tod das Wohnrecht behielten. Allerdings brannte das Gebäude 1529 ab und durfte nicht mehr aufgebaut werden. Nach dem Brand wurden sämtliche Gebäude als Steinbruch betrachtet, auch wenn nach Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert noch hervorgeht, dass um diese Zeit die Klosterkirche noch weitgehend stand.

Mittlerweile ist die gesamte Klosterruine ausgegraben und kann besichtigt werden, wobei auch ein kleines Museum bei Gudhem zu finden ist. Auf Grund der Romane von Jan Guillou und seinem Ritter Arn Magnusson ist die Klosterruine heute ein wichtiger touristischer Ort Schwedens geworden.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, oktober 23

Gunhild, die schwedische Königin ohne Profil

Gunhild wurde gegen das Jahr 1010 geboren und starb vermutlich gegen 1060. Durch ihre Ehe mit Anund Jakob war sie zwischen 1022 und 1050 die Königin Schwedens. Sowohl das Geburts- als auch das Todesjahr sind jedoch nur als annähernd zu betrachten, da es hierüber keinerlei Aufzeichnungen gibt. Sicher ist lediglich, dass sie ihren Ehemann Anund Jakob um mehrere Jahre überlebte.

Alles, was man über Gunhild weiß, ist sehr wage und die schriftlichen Aufzeichnungen von Saxo Grammaticus und Adam von Bremen widersprechen sich zudem in mehreren grundlegenden Punkten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde Gunhild oft mit ihrer Tochter Gyda verwechselt, so dass man ihre Person als Mischung von beiden sehen muss. Eine sichere Aussage hat man nur dann, wenn Gunhild tatsächlich als Gunhild Svensdotter und ihre Tochter Gyda als Gunhild Anundsdotter bezeichnet werden, was leider nur selten der Fall war.

Vermutlich war Gunhild die Tochter des norwegischen Jarl Sven Håkonsson und der schwedischen Prinzessin Holmfrid, der Tochter des Königs Olof Skötkonung. In diesem Fall war sie daher die Kusine von Anund Jakob, ihres Mannes.

Alles, was man über das Leben von Gunhild weiß, ist voll mit Widersprüchen, denn einige Geschichtswissenschaftler behaupten, dass Gyda nicht die gemeinsame Tochter, sondern ein uneheliches Kind des Königs gewesen sei. Noch verwirrender wird die Situation nach dem Tod ihres Mannes, denn nach einigen Geschichtsforschern heiratete Gunhild nahezu unmittelbar nach dem Tod des Königs ihren Schwiegersohn, den dänischen König Sven Estridsson, der vorher jedoch wiederum mit der Tochter Gunhilds, also mit Gyda, verheiratet gewesen sein soll. Deshalb soll die Kirche die neue Ehe verboten haben. Aber all dies sind Mutmaßungen ohne Beweise, so dass diese Angaben mit sehr großer Vorsicht zu genießen sind.

Im gleichen Rahmen war Gunhild nämlich auch als die Gründerin des Klosters Gudhem genannt worden, was vollkommen unmöglich ist, da dieses Kloster erst lange nach dem Tod Gunhilds erbaut wurde.

Diese und andere Mythen entstanden vor allem auf Grund der Schriften von Adam von Bremen, der Gunhild nahezu zu einer Heiligen machte und ihr daher alle positiven christlichen Eigenschaften gab, die nur denkbar waren. Sicher deutet vieles darauf hin, dass Gunhild sehr gläubig war, aber ihre lebenslange Busse um die Vergebung ihrer Sünden zu erlangen, die zahlreichen Geschenke an die Kirche und andere Berichte des Geschichtsschreibers sind vermutlich reine Phantasie des Autors.


Copyright: Herbert Kårlin

måndag, oktober 22

Eisenherstellung in Halland im 12. Jahrhundert

Wie mehrere Ausgrabungen in der Umgebung von Varberg beweisen, hatte zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert Gamla Köpstad dort eine weitaus größere Bedeutung als Varberg. Dass wiederum Gamla Köpstad so bedeuten wurde, lag vor allem an den nahen Orten Järnmölle und Järnvirke, die bereits in ihrem Ortsnamen den Begriff Järn, also Eisen, Tragen und damit Hinweise darauf bieten, welche Rolle sie im damaligen Dänemark spielten.

Während in Järnvirke im 11. Jahrhundert Eisen noch auf die älteste Methode gewonnen und verarbeitet wurde, was mehrere Funde beweisen, hatte Järnmölle historisch gesehen eine besondere Bedeutung, denn hier erfolgte die Verarbeitung von Eisen erstmals in Nordeuropa mit Hilfe von Wasserkraft, einer Methode, die man zu dieser Epoche nur sehr vereinzelt in ganz Europa nachweisen kann, aber in Skandinavien bis dahin völlig unbekannt war. Erst die Funde einer Schmiede mit Wasserrad und einem künstlichen Kanal in Järnmölle sind die Ausnahme.

Lange Zeit glaubte man, dass die Zisterzienser diesen als Rennwerk-Prozess bezeichnete Technik nach Skåne brachten, da diese Schmiede erstmals in einem Brief aus dem Jahre 1197 bezüglich einer Spende genannt wurde, aber da die Klöster in jener Zeit keinen Einfluss auf die Eisengewinnung hatten, sondern diese von Handwerkern und Bauern betrieben wurden, musste man diese Theorie wieder verwerfen.

Leider können die Funde auch nicht erklären, ob die Hämmer, die Blasebälge oder auch beides mit Wasserkraft angetrieben wurde und noch weniger weiß man wie diese Technik damals nach Halland kam. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass durch diese innovative Technik die Qualität der Eisenprodukte stieg und die Endprodukte eine gesuchte Handelsware war, die allerdings über Gamla Köpstad nach Süden transportiert wurde, zumal das Verhältnis zwischen dem damaligen Dänemark und Schweden nicht immer ideal war.

Im damaligen Schweden wurde um diese Zeit weitaus mehr Eisen gewonnen als in Järnmölle und Järnvirke, so dass Schweden um diese Zeit weniger den Rohstoff oder auch die Fertigprodukte benötigte, sondern die Technik, die jedoch erst sehr viel später, über normalere Wege, im schwedischen Reich Einzug hielt.

Die Eisengewinnung und die Fabrikation von Eisenprodukten wurde allerdings von den Mönchen des Klosters Ås, das sich in dieser Umgebung immer mehr ausdehnte, sehr begrenzt, die die Klöster die Wälder erwarben oder geschenkt bekamen und daher für die Eisenhütten nicht mehr genügend Holz zur Verfügung stand. Dies war auch die Ursache, warum sich in Halland während des Mittelalters keine größere Eisenindustrie entwickeln konnte.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, oktober 21

Einwanderer in der Geschichte Schwedens

Wenn man in der schwedischen Geschichte von der Völkerwanderung, der Einwanderung finnischer Bauern nach Dalarna und Värmland, der Christianisierung und der aktuelle Einwanderungswelle absieht, so gab es sehr wenige Epochen in denen Schweden tatsächlich als offen für Einwanderer bezeichnet werden kann, denn alle wichtigen Epochen mit einer starken Zuwanderung waren wirtschaftlich begründet und es wurde jeweils nur eine gewisse Schicht an Personen akzeptiert, die Schweden von großem Nutzen waren und auch bereit waren sehr schnell schwedische Bürger mit allen Konsequenzen zu werden.

Ab dem 13. Jahrhundert kamen zuerst vor allem Kaufleute aus Norddeutschland, die sich in Schweden ansiedelten und dort Handelsstationen einrichteten, was für Schweden die einzige Methode war einen Warenaustausch mit der Hanse betreiben zu können, die ab dieser Epoche begann wirtschaftlich den gesamten Ostseeraum zu dominieren. Dies führte soweit, dass Mitte des 15. Jahrhunderts ein Drittel der Steuerzahler Stockholms deutsche Händler waren und damit die Entwicklung der Stadt bedeutend beeinflussten.

Mitte des 14. Jahrhunderts war schwedisches Eisen zu einer der bedeutendsten Handelsware geworden, aber auch für die Herstellung von Waffen ein wichtiger Rohstoff. Auch in diesem Bereich gab es in Schweden zwar genügend Arbeitskräfte, die teilweise auch aus Bauern und Strafgefangenen bestand, aber es gab keine Ingenieure, die man daher vor allem aus Deutschland zuwandern ließ, zum Teil indem man ihnen gewisse Privilegien gewährte, die ohne diesen Notzustand nie vergeben worden wären.

Im 15. Jahrhundert kam der Buchdruck nach Schweden, was erneut einen Import von Fachkräften verursachte, wobei es sehr schwierig war hierbei Fachkräfte zu finden, die nicht an katholische Klöster oder Kirchen gebunden waren. Nach der Reformation von Gustav Vasa und der Abschaffung des Katholizismus wäre eine so schnelle Entwicklung der Buchdruckkunst in Schweden kaum denkbar gewesen.

Im 17. Jahrhundert kam die Epoche der Verteidigungsanlagen und des Städtebaus, der an vielen Stellen Fachkräfte benötigte, die mit Feuchtgebieten zurecht kamen und sich mit Ziegelbau auskannten. Auch hierbei konnten nur holländische und deutsche Fachkräfte helfen, die in diesem Rahmen selbst die Rechte bekamen ihre eigene Religion auszuüben und in Städten wie Göteborg sogar bald die entscheidende Schicht des Stadtrates ausmachten. Einige der bedeutendsten historischen Bauten zeigen noch heute die deutlichen Zeichen dieser Einwanderer, die zwar freiwillig kamen, aber von Schweden über Werbeaktionen und mit großzügigen Versprechen angeworben wurden.

Eine sehr ähnliche Situation entstand erneut im 18. Jahrhundert als die Industrialisierung in England in Schwung gekommen war. Erneut waren es Einwanderer, die in Schweden einige der größten Fabriken errichteten und damit die Arbeitswelt Schwedens veränderten. Die meisten dieser Einwanderer kamen bereits mit sehr viel Kapital an und entwickelten sich zu den größten Steuerzahlern des Landes. Neben dieser industriellen Entwicklung schufen diese Einwanderer zahlreiche Stiftungen, Krankenhäuser und versorgten Arme, was auch beweist, dass diese Einwanderer nicht nur nach Schweden kamen um hier ihr Geld noch zu vermehren, sondern sich sehr schnell integrierten und sich tatsächlich als Schweden fühlten, die beim Aufbau des Landes beitragen wollten.

Wenn man die schwedische Geschichte betrachtet, so stellt man sehr schnell fest, dass 500 Jahre lang die Einwanderung unter der Voraussetzung geschah, dass der Einwanderer Schweden etwas geben konnte und wollte, aber auch benötigt wurde um das Land voranzubringen. In diesen 500 Jahren gab es gewissermaßen keine Immigration im heutigen Sinne, denn wenn Arbeiter nach Schweden kamen, so nur, wenn es die Berufsgruppe in Schweden noch nicht gab oder der ausländische Unternehmer sie mitbrachte und auch für sie sorgte. Vor allem während der Industrialisierung Schwedens bauten daher die Firmenbesitzer Wohnungen für die Neulinge, Schulen und sorgten für die nötige Infrastruktur.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, oktober 20

Grådönäset, die älteste Befestigung in Dalarna

Grådönäset, auch als Grådö skans bekannt, bekam seinen Namen nach dem Ort Grådö in der Nähe von Hedemora und ist die älteste Befestigung, die man bisher in Dalarna entdecken konnte,  da in diesem Teil Schwedens keinerlei Vorburgen gefunden werden konnten und auch später Verteidigungsanlagen ungewöhnlich waren..

Die Befestigung Grådönäset wurde bei Straßenbauarbeiten zu Beginn der 60er Jahre entdeckt, wobei sich während der drei Ausgrabungen an der betroffenen Stelle zeigte, dass die Befestigung aus dem 14. Jahrhundert sehr umfassend war und selbst nach einem Brand wieder aufgebaut worden war, also als sehr wichtig erachtet wurde. Leider wurde die Straße dann doch an der geplanten Stelle gebaut, so dass nur noch ein Teil der Ruinen der mittelalterlichen Burg zu sehen ist, was dennoch einen Eindruck über die Größe der ursprünglichen Anlage bietet.

Auch wenn diese Burg, die von einem Wallgraben und einem mehrere Meter hohem Wall umgeben war, in keinem Dokument erwähnt ist, so darf man nicht vergessen dass in der Region bereits hundert Jahre früher der Bergbau einsetzte und der König Schwedens daher Dalarna als wichtige Einkommensquelle sah und Eisen insbesondnere für die Herstellung von Waffen bedeutend war. Es ist daher anzunehmen, dass diese Befestigung zum einen die Macht des Königs ausdrücken sollte, er zum anderen aber auch die Handelswege, die sich hier kreuzten, kontrollieren wollte. Für diese Theorie spricht auch, dass man in Grådönäset Reste von Mauerwerk fand, das in Lehmbauweise errichtet worden war, eine Technik, die im Mittelalter in Dalarna nicht üblich war, aber am Mälaren häufig auftrat.

Wenn man die rekonstruierten Pläne der Festung Grådönäset betrachtet, so kann man im Inneren der Burg auch eine Art Kungsgård entdecken in dem die Steuern entrichtet werden mussten. Die starke Befestigung könnte also auch darauf hinweisen, dass die Steuereinnahmen gut geschützt werden mussten, zumal viele der Steuerpflichtigen vermutlich in wertvollem Eisen bezahlten.

Wenn man die beiden Brände der Festung zeitlich einordnet, so könnten diese mit zwei geschichtlichen Ereignissen jener Zeit zusammenhängen, denn in einem Rechenschaftsbericht des Vogtes in Nyköping findet man einen Hinweis darauf, dass es im Jahr 1366 zu Streitigkeiten zwischen den Bewohnern Dalarnas und dem Königshaus gekommen war und der zweite Brand Ende des 14. Jahrhunderts könnte auf die Streitigkeiten zwischen Königin Margareta und Albrecht von Mecklenburg hinweisen. Aber leider sind dies natürlich nur Vermutungen, die ebenso wenig zu beweisen sind wie die Gründe des Baus von Grådönäset zu erklären ist.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, oktober 19

Die Slawin Estrid wird Königin Schwedens

Estrid von Mecklenburg, die auch als Astrid von Mecklenburg und als Estrid der Obotriden in die Geschichte einging, wurde 979 in der Gegend des heutigen Mecklenburg geboren, die jedoch zu dieser Zeit von den slawischen Obotriden beherrscht wurde, die zwar ein gutes Verhältnis zu den meisten Nachbarländern hatten, mit Ausnahme des damaligen schwedischen Reiches allerdings.

Die Geschichte Estrids ist eng mit jener von Frilla Edla verbunden, auch wenn man die Zusammenhänge nicht genau kennt, denn beide Frauen kamen aller Wahrscheinlichkeit nach nach einem Krieg, den Olof Skötkonung mit den Obotriden führte, nach Schweden. Vermutlich geschah dies jedoch nicht gleichzeitig, da der König erst ein Verhältnis mit Frilla Edla hatte aus der zwei Kinder hervorgingen und Olof Skötkonung einige Jahre später Estrid, die aus einem adeligen Haus kam, heiratete.

Nach den isländischen Sagen behandelte Estrid ihre Stiefkinder, die von Olof Skötkonung anerkannt waren, so schlecht, dass der König sie von den Großeltern mütterlicherseits aufziehen ließ. Dies weist darauf hin, dass sich die Verhältnisse zu den Obotriden nach der Ehe mit Estrid gebessert haben mussten, wenn man davon ausgeht, dass die beiden Frauen vermutlich noch als Kriegsbeute nach Schweden kamen.

Welche Rolle Frilla Edla und Estrid tatsächlich im Leben von Olof Skötkonung oder der schwedischen Geschichte spielten, ist weitgehend unbekannt, denn es ist möglich, dass Edla bereits gestorben war als der König Estrid heiratete, aber sie kann ebenfalls verstoßen worden sein. Leider gibt es keinerlei Dokumente, die darüber Auskunft geben könnten.

Aus der Ehe zwischen Olof Skötkonung und Estrid gingen ebenfalls zwei Kinder hervor, wobei beide eine bedeutende Rolle in der Geschichte spielten, denn die Tochter Ingegerd Olofsdotter wurde später die Heilige Anna von Novgorod und der Sohn Anund Olofsson regierte als Anund Jakob (auch als Anund III. bekannt) Schweden von 1008 bis 1050.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, oktober 18

Gertrud Svensdotter verursacht die Hexenverfolgungen

Die große Welle der Hexenverfolgungen zwischen 1668 und 1676, die als Det stora oväsendet in die schwedische Geschichte einging, ging von einem elfjährigen Mädchen aus, das den Namen Gertrud Svensdotter trug und letztendlich dazu führte, dass am 19. Mai 1669 acht Hexen gleichzeitig hingerichtet wurden, was die erste Massenhinrichtung während der schwedischen Hexenverfolgungen war.

Als die Mutter Gertruds im Kindbett starb, heiratete der Vater bald darauf das Dienstmädchen Märit mit der die siebenjährige Gertrud vom ersten Tag an nicht zurecht kam. Daraufhin schickte sie der Vater zu entfernten Verwandten im Älvdalen in Dalarna, wo sie im Grunde ein normales Leben führte. Das Problem begann jedoch als sie Ziegen auf der Weide überwachte und dabei mit mit einem Jungen, der auf Schafe aufpasste, in Streit geriet und die beiden sich schlugen. Bei diesem Kampf zeigte sich, dass Gertrud stärker war. Der geschlagene Junge wollte sich rächen und erklärte daher vor dem Priester Lars Elvius, dass er gesehen habe wie Gertrud trockenen Fußes über das Wasser ging.

Lars Elvius holte Gertrud zum Verhör, die erst alles abstritt, aber später aus unbekannten Gründen zugab, dass der Teufel mit ihm Spiel war. Sie erzählte dabei auch, dass sie diese Kunst lernte als sie noch in Lillhärdal in Härjedalen wohnte. Märit Jonsdotter, die neue Frau des Vaters habe sie mehrmals mit zum Blåkullan (Blocksberg) genommen, wo sie den Teufel getroffen habe.

Gertrud schilderte die Handlung, die im Jahre 1663 stattgefunden haben soll und sie gerade einmal sieben Jahre alt war, so deutlich, dass ihr der Priester Glauben schenkte. Märit habe sie mit zu einer Sandgrube genommen an der sich drei Wege trafen, eine Beschwörungsformel gerufen und dann sei der Teufel als Priester verkleidet angekommen. Von diesem Tag an war Gertrud mehrmals mit beim Blåkulla und hatte eine rote Farbe bekommen, die es ihr ermöglichte auf dem Wasser zu gehen.

Der Pfarrer wollte sich jedoch nicht auf dieses Bekenntnis allein verlassen, sondern ließ einen Zeugen kommen, nämlich Erich Erichsson, einen 15-jährigen Jungen, der in die Vergangenheit und in die Zukunft sehen konnte, seit er Mittsommer des gleichen Jahres in einen Tiefschlaf gefallen sei und mit den neuen Gaben erwachte. Erich Erichsson erklärte glaubwürdig, dass er während seiner Visionen einmal ebenfalls zum Blåkullan geraten sei und er dort gesehen habe, dass Gertrud mit am Tisch saß und mehrere Kinder bei sich hatte. Er versicherte jedoch auch, dass Kinder durch Prügel geheilt werden konnten, nicht aber Erwachsene.

Diese Geschichte führte dazu, dass Märet Jonsdotter das erste Opfer der vielen folgenden Hexenprozesse wurde und gleichzeitig mit sieben anderen Frauen, die sie beim Verhör als Hexen angegeben hatte, hingerichtet wurde.

Gertrud und einige andere Kinder wurden ausgepeitscht, blieben aber am Leben. Gertrud musste jedoch am 19. Mai 1669 als Zeugin bei der Hinrichtung der acht Hexen anwesend sein. Im folgenden Jahr wurde sie vom Priester, der sie als Hexe entlarvt hatte, zu einem Fest eingeladen, wo sie seine Gäste mit Erzählungen vom Blåkullan unterhalten musste. Am 1. Mai 1675 starb Getrud Svensdotter entweder bei der Geburt eines Sohnes oder der Pest, die um diese Zeit in der Gegend kursierte. Ihr Sohn starb nur wenige Tage später ebenfalls.

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onsdag, oktober 17

Der Glockenaufstand gegen Gustav Vasa

Der Klockupproret (Glockenaufstand) von 1531 bis 1533 war der letzte von drei Aufständen der Dalkarlarna gegen Gustav Vasa und der einzige, der dem König etwas gefährlicher wurde und sich zu einem allgemeinen Volksaufstand oder einem Krieg hätte entwickeln konnte, da sich Gustav Vasa nicht nur in Dalarna Feinde geschaffen hatte.

Der Auslöser für den Glockenaufstand war, dass Gustav Vasa gegenüber Lübeck bedeutende Schulden hatte, die er dringend bezahlen musste. Daher beschloss er 1531 bei einem Reichstreffen in Örebro, dass jede Gemeinde des Landes die größte vorhandene Kirchenglocke als Steuer zu bezahlen hatte oder, alternativ, den Steuereintreibern den Wert der Glocke in Silber überreichen konnte.

Als die Steuereintreiber nach Dalarna kamen, so wurden sie mit ihrem Gefolge jedoch in mehreren Orten von einer Gruppe an Aufständischen begrüßt, die weder bereit waren eine einzige Glocke, noch Silber auszuhändigen. Die Gesandten den Königs hatten keine Wahl und mussten unverrichteter Dinge umkehren.

Die Dalkarlarna hatten in der Zwischenzeit begonnen auch andere Regionen gegen den König aufzubringen, was dieser jedoch durch verschiedene Versprechen abwenden konnte. Ein größeres Problem war jedoch, dass gleichzeitig der landesflüchtige ehemalige dänische König Kristian II. in Norwegen angekommen war und sagte Schweden zurückerobern zu wollte. Gustav Vasa war der Meinung, dass die Dalkarlarna mit Kristian II. im Bund lagen und musste daher mit schweren Kämpfen rechnen, was er vermeiden wollte.

Um die Dalkarlarna nun auf seine Seite zu ziehen, versprach er ihnen nicht nur auf die Glocken und Silber zu verzichten, sondern ihnen auch eine Amnestie zu gewähren, vorausgesetzt, sie stellten ihm zur Unterstützung gegen Kristian II. 1500 Armbrustschützen. Die Dalkarlarna akzeptierten diesen Vorschlag und dachten, dass damit der Klockupproret auf akzeptable Weise beendet wäre.

Da jedoch Kristian II. gar nicht den Vorsatz hatte Schweden anzugreifen, sammelte Gustav Vasa nun seine auf den Krieg vorbereitete Truppen und zog mit ihnen nach Dalarna und lud 1533 alle Aufwiegler zu einem friedlichen Treffen am Kopparberget ein. Als sämtliche Anführer anwesend waren, zeigte sich, dass das Treffen gar nicht so friedlich sein sollte, denn die Soldaten umringten die Aufrührer während andere Soldaten bereits unterwegs waren um die Güter der Aufrührer zu beschlagnahmen. Diejenigen, die Gustav Vasa als besonders gefährlich betrachte, wurden unmittelbar hingerichtet, eine andere Gruppe wurde gefangen genommen und ein Jahr später in Stockholm zum Tode verurteilt und nur eine kleine Gruppe, die vom König als Mitläufer betrachtet wurde, durfte nach dem Treffen nach Hause zurückkehren.

Der Glockenaufstand war der letzte Aufstand der Dalkarlarna unter Gustav Vasa, da es nach dem Massaker keine Führer für entsprechende Aktionen mehr in Dalarna gab, was jedoch nicht bedeutete, dass man der königlichen Krone nun untergeben war. Wie stark die Bedrohung Gustav Vasas wirklich war und wie viele Aufwiegler starben, ist heute sehr schwer zu beurteilen, da sämtliche Aussagen zu den Geschehnissen von den Schreibern Gustav Vasas kommen, der, auf Grund der im ganzen Land brodelnden Unruhe, ein Exempel benötigte um die die anderen Regionen von jedem Aufstand abzuhalten. Es ist daher möglich, dass er die Handlung bedeutend aufbauschte und dramatischer beschrieb als sie tatsächlich waren.

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tisdag, oktober 16

Die historische Kirchstadt Öjebyn bei Piteå

Die Kirchstadt Örjebyn bei Piteå wurde, wie schon etwas früher Gammelstad bei Luleå, aus wirtschaftlichen Gründen geschaffen und diente vor allem der Wirtschaft. Der Kirchzwang war dabei nur das Mittel um möglichst viele Bewohner der weiteren Umgebung unter den Einfluss der Krone zu bringen und Stockholm gleichzeitig mit Waren zu versorgen, die dort Mangelware waren.

Noch bevor Örjebyn zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand, gab es bereits in nächster Nähe einen Handelsplatz, der jedoch mehr dem Warenaustausch zwischen Sami und Siedlern diente, aber von wo aus auch Handel mit Finnland betrieben wurde. Für die schwedische Krone war es daher wichtig einen neuen Ort zu schaffen, der nicht nur besser gelegen war, sondern auch einen regelmäßigen und überwachten Handel mit Stockholm erlaubte.

Als daher die Kirchstadt Öjebyn geschaffen wurde, so war sie mit ihrer Kirche natürlich vor allem ein Platz an dem sich alle Bewohner der weiteren Umgebung an bestimmten Tagen einzufinden hatten, aber gleichzeitig wurden einige der Häuser auch als Lager der Händler benutzt, die sich dort längere Zeit aufhielten. Erst als Gustav II. Adolf dann im Jahre 1621 Piteå gründete, kam es zu einer Trennung zwischen Kirchstadt und Wohnstadt.

Die Kirchstadt Öjebyn war, im Gegensatz zu jener in Arvidsjaur, kein Handelsort, den die Sami wählten, sondern war von der Krone eingerichtet worden um einen Nord-Süd Handel per Schiff zu ermöglichen. Dies ist auch der Grund, warum man in Öjebyn keine Koten findet, sondern ausschließlich Holzhäuser.

Die Kirchstadt Öjebyn entstand um die Kirche, die vermutlich gegen 1425 fertig gestellt war und war bis zum 18. Jahrhunderte eine einfache Kirche mit einem Langschiff, also keine Kreuzkirche wie heute. Auch der freistehende Glockenturm kam erst weitaus später hinzu, als Kirchglocken allgemein in Schweden eingeführt wurden.

Die Kirchstadt Öjebyn belebt sich mittlerweile nur noch im Sommer, zieht aber trotz des Kyrkstadsmuseet, einigen Sommer-Händlern und dem Vorzeigehäuschen von 1802, das sich in Nummer 28 befindet, weitaus weniger Interessenten an als Gammelstad oder die Kirchstadt Arvidsjaur, ausgenommen Ende Juni, wenn der traditionelle Markt abgehalten wird. Die Stadt Piteå plant nun jedoch die Kirchstadt den ganzen Sommer über aktiv zu halten und regelmäßig Führungen anzubieten.

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måndag, oktober 15

Rastklippan, die Steinzeit im schwedischen Gebirge

Lange Zeit ging man in der schwedischen Geschichte davon aus, dass der schwedische Norden während des Mesolithikum (Mittlere Steinzeit) nicht bewohnt war. Funde während der letzten Jahrzehnte in Garaselet, Lappviken oder Rastklippan und anderen Teilen Nordschwedens beweisen jedoch das Gegenteil. Mittlerweile wurden an zahlreichen Stellen Siedlungen aus der Zeit zwischen 8000 und 5000 vor Christus entdeckt. Zu den erstaunlichsten Funden gehören jedoch jene in Rastklippan, einer kleinen Insel im Tärnsjön, der sich auf einer Höhe von 605 Metern befindet, mitten im schwedischen Fjällgebiet (Bergland).

In Rastklippan wurden, unter anderem, Reste eines Gebäudes mit Steinboden und Feuerstelle gefunden, das sowohl gegen 7000 vor Christus als auch 5500 vor Christus benutzt wurde und allen Hinweisen nach eine mehr oder weniger feste Behausung war, die nicht nur kurzzeitig benutzt wurde, was auch bedeutet, dass der See über Monate hinweg eisfrei gewesen sein muss, da sich die Bewohner sowohl von Fisch als auch von Fleisch ernährten.

Das Werkzeug, das man in Rastklippan fand, entspricht in großen Zügen dem üblichen Werkzeug und Waffen des Mesolithikum, jedoch mit dem Unterschied, dass das Werkzeug roten Schiefer und feinkörnigen roten Sandstein enthielt, Material, das man erst sehr viel später in der nördlichen Küstenregion entdecken konnte. Auch die Form der Gerätschaften weicht etwas von den bisherigen Funden in Schweden ab. Auf Grund dieser Funde bezeichnet man das Volk, das sich in der Umgebung von Rastklippan aufhielt als das Volk des roten Steines.

Die bisherigen Funde in Nordschweden, die bis in die Steinzeit zurückreichen, erlauben es den Archäologen jedoch nicht die damalige Volksgruppe und deren Herkunft in irgend einer Weise einzuordnen. Sicher scheint jedoch, dass diese Gruppe keine Verbindung zu den südlichen Siedlern Schwedens jener Epoche hatten. Ob es sich daher um Vorfahren der Sami handelte, eine davon völlig unabhängige Gruppe oder ein Volk, das sich später nach Süden oder Osten bewegte, bleibt reine Spekulation.

Während man vom Volksstamm, der gegen 7000 vor Christus in Rastklippan lebte nahezu nichts weiß, außer dass das dort gefundene Quarzmesser aus dieser Epoche der bisher älteste Fund in diesem Gebiet ist, so konnte man durch verschiedene Funde beweisen, dass das Volk, das sich ab 5500 vor Christus dort aufhielt, auch große Tiere jagte. Eine Siedlung in Rastklippan aus dieser Epoche überrascht die Archäologen allerdings auch weitaus weniger, da das Klima gegen 5000 vor Christus wärmer war als heute und selbst die Baumgrenze etwa 100 Meter höher lag.

Da archäologische Ausgrabungen in Nordschweden noch relativ jung sind und erst jetzt in Schwung kommen, ist zu erwarten, dass man in den kommenden 50 Jahren mehr Kenntnisse über die Geschichte Nordschwedens gewinnen wird und vielleicht auch Teile des bisherigen Geschichte Lapplands neu schreiben muss.

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söndag, oktober 14

Sophia von Nassau wird Königin Schwedens

Sophia von Nassau wurde am 9. Juli 1836 in Bibrich als Tochter des Herzogs Vilhelm August Heinrich in Hessen geboren. Ihr Vater starb bereits als Sophia drei Jahre alt war, die Mutter nur wenige Wochen bevor sie sich mit dem schwedischen Kronprinzen Oscar mit 20 verlobte. Sophia von Nassau wurde im Jahre 1872, als der Kronprinz als Oscar II. den schwedischen Thron bestieg, als Sofia von Schweden die Königin des Landes.

Der Kronprinz und Sophia verlobten sich am 26. September 1856 und heirateten am 6. Juni 1857 in Deutschland. Zwei Wochen nach der Hochzeit machten sich beide auf die Reise nach Schweden, wo sie unter größtem Jubel empfangen wurden.

Sophia von Nassau gilt als extrem gebildet und passte sich dem schwedischen Leben sehr schnell an, weshalb sie auch bald die Vertraute von Königin Lovisa wurde. Auch lehnte sie jede Art von französischem Liberalismus und den Katholizismus am Hofe ab, was ihr in weiten Kreisen die Sympathie einbrachte, auch wenn dieser Charakterzug wenig von ihrem Ehemann geteilt wurde, der bereits während der ersten Ehejahre zahlreiche Affären mit anderen Frauen hatte und dies kaum versteckte.

Dieses offene Fremdgehen führte 1874 sogar dazu, dass Sophia von Nassau für einige Zeit zurück nach Deutschland ginggenommen hatte, vermutlich auch auf Druck des Königshauses und seiner Berater.

Königin Sophia war in der Tat sehr häufig krank und hatte zahlreiche Beschwerden. Nach einer Ovariotomie im Jahr 1887 war es ihr teilweise unmöglich gehen zu können und musste überwiegend im Rollstuhl gefahren oder getragen werden. Sophia von Nassau hatte daher sehr viel Zeit zu lesen und sich Gedanken über das Leben zu machen, was ihren wohltätigen Charakter noch weiter ausprägte.

Der Einfluss Sophias von Nassau auf die damalige schwedische Gesellschaft war auf nicht politischem Gebiet bedeutend, denn sie verweigerte ihren Söhnen den üblichen Privatunterricht und schickte sie in eine öffentliche Jungenschule ihres Vertrauens.

Aber Sophia spielte auch eine wichtige Rolle in der Reform der Gesundheitsversorgung, denn unter dem Einfluss von Florence Nightingale finanzierte sie 1884 vier Krankenschwestern eine moderne Ausbildung, was jedoch nur dazu führte, dass ihre neu ausgebildeten Krankenschwestern in den schwedischen Krankenhäusern nicht akzeptiert wurden. Als Ausweg sah Sophia von Nassau nur die Gründung eines eigenen Krankenhauses, des Sophiahemmet (Sophienheim), das damals modernste Krankenhaus Schwedens, das nach den neuesten  wissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichtet war und arbeitete. Im Jahre 1897, nur zehn Jahre nach der Gründung, waren im Sophiahemmet bereits 166 Krankenschwestern ausgebildet worden und 6557 Patienten hatten von dieser Einrichtung profitieren können.

Auch in Religionsfragen ging Sophia von Nassau sehr eigene Wege, denn sie wandte sich nicht der offiziellen Svenska Kyrkan zu, sondern der Freikirche von Gustaf Beskow, dem sie mit großzügigen Gaben auch ermöglichte die Blasieholmskyrka in Stockholm zu erbauen. Ihre Söhne gingen in  die von der Bewegung gegründete allgemeine Schule.

Als Oscar II. im Jahr 1907 starb, zog sich Sophia von Nassau vollkommen von der Öffentlichkeit zurück. Sie zeigte sich dann nur noch einmal öffentlich, nämlich als ihre Enkelin Maria am 3. Dezember 1913, gemeinsam mit 14 anderen Schwesternschülerinnen Sophiaschwester wurde. Am 30. Dezember 1913 starb dann die Königin. Die Messe zum Begräbnis wurde in der Stockholmer Storkyrkan gehalten, begraben wurde Sophia von Nassau jedoch in der Riddarholmskyrkan.

Sophia von Schweden und Oscar II. hatten vier Kinder, wobei der älteste Sohn Gustav als Gustav V. zum König gekrönt wurde, Oskar Bernadotte heiratete bürgerlich und musste daher sämtlichen Titel und ein mögliches Erbrecht abgeben, Karl Bernadotte engagierte sich vor allem in humanitären Fragen und Eugen Bernadotte widmete sich der Kunst und erhielt vom Volk den Beinamen Malerprinz.

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lördag, oktober 13

Rataskärs Rolle in der Geschichte Schwedens

Rataskär ist eine kleine Insel, die etwa 40 Kilometer nördlich von Umeå liegt und heute als ganzes geschützt ist, jedoch besucht werden kann. Auch wenn die Insel heute nur noch ein kulturhistorisches Interesse hat, so spielte sie im 17. und 18. Jahrhundert eine sehr wichtige Rolle in der schwedischen Geschichte.

Ratan, das direkt gegenüber Ratanskär liegt, hat einen natürlichen Hafen für Schiffe, die auch einen größeren Tiefgang haben und liegt zudem an einer Stelle, die von starken Winden geschützt ist, was im 17. Jahrhundert eine wichtige Voraussetzung für die Schifffahrt und das Verladen von Waren war. Unter diesen Voraussetzungen und auf Grund der geografischen Lage von Rataskär war es logisch, dass sich hier bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als Norschweden immer mehr in das schwedische Reich eingebunden wurde, der Zentralhafen der nordländischen Küste entwickelte.

Währen die Schiffe in Ratan beladen und entladen wurden, war Rataskär die Insel der Lotsen, der Seeüberwachung, des Zolls und 1690 entstand selbst eine Kneipe für Seefahrer auf der vorgelagerten Insel. Ende des 18. Jahrhunderts wurde Ratan zum Stapelhamn für den nördlichsten Teil Schwedens erklärt, also zu einem Hafen, der für den gesamten Export zuständig ist, was automatisch auch die Bevölkerungsmenge sprunghaft ansteigen ließ.

In Ratan findet man heute kaum noch Zeichen dieser Zeit, im Gegensatz zu Rataskär, wo man die rund 200 Jahre dauernde nördlichste Seefahrtgeschichte Schwedens noch sehr deutlich erkennen kann.

Auf Rataskär findet man heute noch das 140 Meter lange Kai an dem einst die Schiffe anlegten, es sind mehrere Reste von Häusern zu finden, die eingeschlagenen Zeichen für den Wasserstand blieben erhalten, die Kompassrose und selbst die Vorrichtungen an denen bis ins 19. Jahrhundert die Netze der Fischer getrocknet wurden sind noch sehr deutlich zu sehen. Selbst zwei Brunnen und ein Steinhügel, der als Vorläufer des Leuchtturms diente, ist auf Rataskär noch an seinem ursprünglichen Platz.

Auf Rataskär entdeckt man noch heute zwei verschiedene Baustile für die Häuser der Insel, die anfangs nur aus aufeinanderliegenden Steinen bestanden, später dann kalt gemauert wurden. An den damals wissenschaftlichen Markierungen für den Wasserstand kann man heute sehr deutlich die Landhebung in diesem Raum ablesen. Sehr interessant sind auch die beiden Labyrinthe auf der Insel, eine Art Spiralen, die aus hunderten von Steinen geschaffen sind und eine magische Bedeutung für den Fischfang hatten, auch wenn man die genaue Rolle und Bedeutung dieser Spiralen bis heute nicht kennt.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, oktober 12

Der Runenstein von Stojby in der schwedischen Geschichte

Auch wenn man in Schweden bisher über 2600 Runensteine gefunden hat, so helfen uns nur relativ wenige unter ihnen tatsächlich dabei die Geschichte die mit ihnen zusammenhängt zu verstehen oder diese auch nur zu ahnen. Nur sehr wenige ragen aus der Menge mit einer besonderen Botschaft heraus. Einer dieser Steine ist der Runenstein von Stojby, der etwa acht Kilometer nördlich von Växjö zu finden ist.

Der eingravierte Text lautet in seiner Übertragung nur: „Torlov errichtete diesen Stein in Erinnerung an A(l)le und Ätta. Gott erbarme sich derer Seele.“

Da der Runenstein von Stojby gegen 1100 entstanden ist, also noch zur Zeit der Wikinger, gibt uns bereits dieser kurze Texte einige wichtige Hinweise. Zum einen handelt es sich um eine rein christliche Inschrift, was bedeutet, dass die Christianisierung in der Region Växjö um diese Zeit sehr weit fortgeschritten war, zumal auf dem Stein auch keinerlei vorchristlichen Symbole oder Hinweise mehr zu finden sind, was während der Übergangsphase noch vollkommen üblich war.

Bedeutender ist jedoch noch, dass Torlov ein Frauenname war, es sich also um einen der sehr wenigen Runensteine handelt, die von einer Frau errichtet wurden. Da Runensteine nur von bedeutenden Personen aufgestellt werden konnten, geht aus diesem Text also auch hervor, dass eine Frau noch im 11. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der schwedischen Gesellschaft einnehmen konnte.

Alle und Ätta sind wiederum Kosenamen für einen Mann (Jungen) und eine Frau (Mädchen). Aus der Lektüre des Textes kann man nicht entnehmen, ob die beiden Toten die Kinder Torlovs waren oder aber Erwachsene. Die offizielle Verwendung von Kosenamen wiederum lässt jedoch vermuten, dass es sich um Kinder Torlovs handelte, wobei Ätta vermutlich der Kosename von Estrid war, einem relativ häufigen Frauenname zur Zeit der schwedischen Wikinger. Leider geht aus dem kurzen Text auch nicht hervor ob Torlev Witwe war, verheiratet, geschieden oder alleinstehend.

Diese letzte offene Frage würde die Rolle Torlovs beleuchten, da es zu jener Zeit üblich war, das nur die wichtigste Person der Ansiedlung Runensteine errichtete, da diese Steine nicht nur Erinnerungssteine waren, sondern auch eine Demonstration der Macht und ein Zeichen des Einflusses. Torlev war daher zu Beginn des 11. Jahrhunderts die wichtigste Frau des Ortes, aber wir wissen nicht ob aus eigenen Leistungen oder als Rolle der Witwe.

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torsdag, oktober 11

Das Blutbad von Linköping im Jahre 1600

Unter dem Blutband von Linköping versteht man die öffentliche Hinrichtung von fünf Ratsherren am Gründonnerstag den 20. März 1600. Zu dieser Hinrichtung kam es nach einer jahrelangen Auseinandersetzung zwischen Herzog Karl und Sigismund III, die beide den Anspruch stellten Schweden zu regieren und entschied die Machtprobe zu Gunsten von Herzog Karl.

In der Tat war der katholische Sigismund im Jahre 1592, nach dem Tod von Johan III., König von Schweden geworden. Ein Jahr später reiste er mit seinem Gefolge nach Schweden und, nachdem er wusste, das in Schweden die Zugehörigkeit zur protestantischen Kirche Zwang war, brachte er zahlreiche katholische Priester mit in seinem Gefolge. Sigismund war überzeugt, dass er als König des Landes nicht an Gesetze gebunden war, sondern selbst Gesetze schaffen konnte. Herzog Karl hatte dies bereits befürchtet und aus diesem Grund die Versammlung von Uppsala (Uppsala Möte) einberufen um genau dies für alle Zeit verhindern zu können. Sigismund musste daher versprechen seinen katholischen Vertrauten keinerlei Staatsaufgaben anzuvertrauen und sich selbst der schwedischen Staatskirche unterzuordnen. Johan III. versprach dies zwar, damit er gekrönt werden konnte, brach jedoch die Zusage unmittelbar und setzte katholische Vertreter an alle Schlüsselpositionen des Landes. Herzog Karl ernannte sich daher, gegen die Entscheidung von Sigismund III., als Reichsvorstand und entließ die Stadthalter, die der König eingesetzt hatte. Dies führte natürlich zu einem Bürgerkrieg, den Herzog Karl im September 1598 bei der Schlacht von Stångebro gewann. Sigismund musste nun einen Friedensvertrag schließen und sich der protestantischen Kirche unterordnen. Die Anhänger Sigismunds ließ Herzog Karl nach der Schlacht jedoch gefangen nehmen.

Herzog Karl hielt am 3. März 1600 Gericht und setzte 153 Personen aus den unterschiedlichsten Schichten ein, die die Verräter verurteilen sollten. Der Herzog verlas selbst die 25 Anklagepunkte und beschuldigte alle Angeklagten des Landesverrates, was nur die Todesstrafe als Folge haben konnte. Es kam zu einem Schuldspruch, zumal alle Angeklagten zugegeben hatten Sigismund unterstützt zu haben, aber erklärten keinen Staatsverrat begangen zu haben. Alle, die Herzog Karl nach dem Urteil um Gnade gebeten hatten, wurden jedoch von der Todesstrafe verschont, verloren aber ihre Güter und ihre Ehre.

Nur fünf der angeklagten weigerten sich um Gnade zu bitten, was dann dazu führte, dass Gustav Banér, Sten Banér, Ture Bielke, Erik Sparre und Bengt Falk in Linköping hingerichtet wurden.

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onsdag, oktober 10

Desideria von Schweden, eine Kaufmannstochter wird Königin

Desideria von Schweden wurde am 8. November 1777 als die jüngste Tochter eines Kaufmanns im französischen Marseille geboren. Als Napoleon Bonaparte sich ab 1793, zur Blütezeit der französischen Revolution in Marseille aufhielt, war er Stammgast im Hause des Vaters von Eugénie Bernhardine Désirée Clary, wie die schwedische Königin damals noch hieß. Der ältere Bruder Napoleons heirate sehr bald die Schwester Désirées und Napoleon Bonaparte verlobte sich sich mit Désirée Clary, auch wenn er drei Jahre später dann Joséphine de Beauharnais heiratete und damit die Verlobung aufgelöst war.

Mit 21 Jahren heiratete Désirée Clary den Divisionsgeneral Jean Baptiste Bernadotte, einen Mann aus bürgerlichen Kreisen, der sich unter Napoleon einen Namen gemacht hatte und von ihm zum Fürsten von Ponte Corvo ernannt wurde, ein Titel, der unmittelbar zwar keinerlei Bedeutung hatte, aber später eine wichtige Rolle für die schwedische Monarchie spielen sollte, denn 1810 konnte dadurch ein Fürst als Kronprinz Schwedens eingekauft werden, nämlich Jean Baptiste Bernadotte.

Als Kronprinz musste sich Jean Baptiste Bernadotte unmittelbar nach Schweden begeben, natürlich mit seiner Frau. Désirée, die an das lockere und ungebundene Leben in Frankreich gewöhnt war, fand Schweden vom ersten Tag an als steif und langweilig. Sie bezeichnete Schweden als das Land der Wölfe und schloss dabei auch den schwedischen Hof und den Adel mit ein, was natürlich bedeutete, dass auch Désirée in Schweden nicht gerade erwünscht war.

Ein halbes Jahr nach ihrer Ankunft kehrte Désirée dann zurück nach Frankreich und ließ den gemeinsamen Sohn Oskar beim Vater zurück. Selbst als Karl XIII. im Jahre 1918 starb und ihr Mann unter dem Namen Karl XIV. Johan zum König Schwedens wurde und Désirée damit automatisch zur Königin des Landes aufstieg, unter der Bezeichnung Königin Desideria, kehrte sie nicht nach Schweden zurück, sondern blieb weiterhin in Frankreich. Erst als sich der gemeinsame Sohn Oskar sich im Jahre 1823 verheiratete, entschied sich Desideria wieder nach Schweden aufzubrechen. In diesem Zusammenhang fand dann auch Desiderias Krönungszeremonie statt.

Auch nach der Krönung veränderte sich Königin Desiderias Einstellung zu Schweden nicht und unzählige Male überlegte sie nach Frankreich zurückzukehren, ohne dass sie diese Pläne jedoch je umsetzte. Allerdings vermied sie am schwedischen Hof jeden Umgang mit Schweden und umgab sich fast ausschließlich mit dem französisch geprägten Teil des Hofes. Desideria lerne, ebenso wie ihr Mann, nie die schwedische Sprache, was jedoch dadurch ausgeglichen wurden, dass der schwedische Adel französisch sprach.

Desideria war in Schweden immer isoliert und wurde nach einiger Zeit einfach als Original betrachtet, denn sie schlief am Tag und wachte die Nacht und sie erschien nie pünktlich zu einer offiziellen Gelegenheit bei der sie anwesend sein musste. Jeden Herbst verbrachte sie auf dem Schloss Rosersberg und die restliche Zeit des Jahres im Stockholmer Schloss.

Königin Desideria überlebte nicht nur ihren Mann Karl XIV. Johan, sondern auch ihren Sohn Oskar, der nach dem Vater auf den schwedischen Thron kam und erlebte daher dass ihr Enkel als Karl XV. Den Thron besteigen konnte und die Geburt des darauf folgenden Gustav V. Königin Desideria starb am 17. Dezember 1860 und wurde 83 Jahre alt. Sie wurde in der Riddarholmskyrkan in Stockholm begraben.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, oktober 9

Der Högbystenen (Högbystein), eine Inschrift in Versform

Der Högbystenen (Högbystein), der in der in der mittelalterlichen Kirche in Högby im Östergötland eingemauert war, gehört neben dem Rökstenen mit zu den außergewöhnlichsten Runensteinen Schwedens, wenn auch beide aus unterschiedlichen Gründen.

Da der Högbystein zwischen 1010 und 1050 graviert wurde, geschah dies etwa 100 Jahre bevor dort die alte Steinkirche entstand, was bedeutet, dass die Inschrift unter Umständen bereits unter christlichen Aspekten betrachtet werden kann, auch wenn es sehr erstaunlich ist, dass er beim Bau der Kirche verwendet wurde, denn meist wollte man damit die Vormacht der Kirche über heidnische Werke beweisen.

Da die Inschrift weder auf die nordische Mythologie anspielt, noch aber der ursprüngliche Standort dieses Runensteins bekannt ist und das Grabfeld von Mjölby einige Kilometer entfernt von Högby ist, so kann man über die christliche oder heidnische Herkunft des Runensteins nur spekulieren.

Der 3,45 Meter hohe Runenstein wird bereits in den Gutalagen erwähnt und trägt auf einer Seite eine Inschrift in vornordischer Versform, was auf Runensteinen dieser Epoche extrem ungewöhnlich ist, gleichzeitig aber auch die Deutung des Textes erschwert. Bis heute liegen daher für größere Teile des Textes sehr unterschiedliche Deutungen vor.

Die meisten Runenforscher sind sich jedoch einig, dass nach der Inschrift ein gewisser Assur in Griechenland starb (ændaðis Assur austr i Grikkum), wobei hierbei anzunehmen ist, dass es sich nicht um Griechenland, sondern das Byzantinische Reich handelte, da sich um diese Zeit dort zahlreiche Wikinger als Legosoldaten anheuern ließen. Der zweite Ausdruck „Föll på Föret“ (Fiall a Føri) wird in der Regel mit der Schlacht bei den Fyrisvallarna in Verbindung gebracht. Beides kann man daher als Bestätigung für zwei geschichtliche Ereignisse nehmen.

Obwohl die Inschrift auf dem Högbystenen deutlich zu lesen ist, bleiben auch bei diesem Runenstein zahlreiche Fragezeichen stehen, die vermutlich nie beantwortet werden können. Über die Runensteine, die in der Nähe des Högbysteines aufgestellt wurden, ist nichts bekannt das bei der Entschlüsselung des Hauptsteines helfen könnte, zumal unbekannt ist, ob diese Runensteine überhaupt in irgendeiner Weise in Verbindung standen und ursprünglich an der gleichen Stelle aufgestellt worden waren.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, oktober 8

Dackefejden (Dacke-Aufstand), der Bauernaufstand im Småland

Der Dackefejden (Dacke-Aufstand) oder auch Dackeupproret erhielt seinen Namen nach seinem Führer, Nils Dacke, und war der bedeutendste Bauernaufstand Schwedens, der sich von Mitte 1542 bis Sommer 1543 erstreckte. Ursache des Aufstands waren die Reformen, die Gustav Vasa im Småland durchführen wollte.

Für die Bevölkerung Smålands war es bereits unverständlich, dass ihnen Gustav Vasa die katholischen Zeremonien verbieten wollte, aber dass er auch die Steuern erhöhte, neue Kirchgesetze vorlegte, den Grenzhandel nach Dänemark verbot und dann auch überall Vogte seines Vertrauens einsetzte um seine Macht zu stärken, so wurde dies geradezu als Kampfansage gegen das Småland empfunden, das während der letzten Jahrhunderte, insbesondere während der Kalmarer Union, eine gewisse Autonomie gewonnen hatte. 

Es war daher nicht verwunderlich, dass Nils Dacke nahezu das gesamte Volk der Region auf seiner Seite hatte. Gegen Mittsommer 1542 kam es dann zu den ersten Kämpfen bei denen die Aufständischen die Truppen von Gustav Vasa in einem Guerillakrieg besiegten und der König damit die Macht über große Teile des Småland, über Öland und das südliche Östergötland verlor. Nur noch Kalmar befand sich unter königlicher Hoheit. Gustav Vasa war zu Verhandlungen gezwungen, die jedoch für beide Seiten zu keinem befriedigenden Ergebnis kamen. Gustav Vasa wartete nur auf die nächste Chance um gegen den Tagesdieb Nils Dacke anzukommen.

Im November kam es daher lediglich zu einem vorübergehenden Waffenstillstand während dem Nils Dacke von der Burg Kronoberg aus versuchte die Bevölkerung zu einigen und leitete Verhandlungen mit den Ländern ein, die Gustav Vasa als König beseitigen wollten. Auch wenn Dacke eine Unterstützung zugesagt wurde, so erstreckte sich diese nicht auf einen militärischen Beistand, denn selbst der Nachbar Dänemark wollte erst einmal abwarten wie sich der Aufstand entwickelte.

Gustav Vasa hatte diese Zeit jedoch genutzt um seine Truppen auszubauen und einen Kriegszug gegen das unausgebildete Heer Nils Dackes vorzubereiten. Bereits im Frühjahr 1543 kam es dann zu weiteren Kämpfen als Gustav Vasas Truppen unter der Führung von Gustaf Olsson Richtung Süden zogen. Der erste Kampf dauerte nicht sehr lange, da dieses Mal Gustav Vasa im Vorteil war, weil er nicht durch die Wälder kam, sondern einen Umweg über das Eis bei Virserum machte. Nils Dacke konnte daher nicht zum Guerillakrieg greifen und musste gegen ein gut bewaffnetes Heer auf freier Fläche kämpfen. Trotz der zahlenmäßigen Übermacht musste Dacke zurückweichen und wurde verletzt.

Die Kämpfe setzten dann jedoch noch bis Juli 1543 fort und endeten damit, dass Nils Dacke an der Grenze zu Blekinge erschossen wurde. Um jeden zukünftigen Aufstand im Keime zu ersticken, wurde Nils Dacke geköpft und sein gepfählter Kopf am Galgenhügel aufgestellt. Zusätzlich wurde der Sohn des Anführers ins Gefängnis geworfen wo er wenig später starb. Dass der Kampf letztendlich verloren wurde, lag jedoch nicht nur an den besseren Waffen Gustav Vasas, sondern auch daran, dass das Heer Nils Dackes aus Bauern bestand unter denen viele im Frühjahr zurück zu ihren Feldern mussten wenn die Familie nicht verhungern sollte, so dass den königlichen Truppen bereits im Juli nur noch ein stark reduziertes Bauernheer gegenüberstand.

Nach dem Sieg Gustav Vasas mussten die Bauern im Småland eine extrem hohe Strafe zu den neuen Steuern zahlen, alle bekannten Aufrührer wurden des Landes verwiesen und mussten in Finnland Zuflucht suchen, die einzelnen Führer wurden hingerichtet und das gesamte Geschlecht von Nils Dacke wurde ausgerottet, wobei Gustav Vasa auch das Dorf in dem Nils Dacke zu Hause war dem Erdboden gleich machen ließ.

Für das Småland endete der Dackefejden mit einer Katastrophe, denn das Land benötigte Jahrzehnte um sich wirtschaftlich wieder zu erholen und die von Gustav Vasa eingesetzten Vogte ließen es der Bevölkerung noch viele Jahre spüren, dass man sich nicht gegen den König auflehnt indem sie das Plündern der Höfe als Tagesbeschäftigung betrachteten.

Für Gustav Vasa wiederum war dieser Sieg gegen Nils Dacke die Chance seine Macht in voller Höhe auszubauen ohne mit weiterem Widerstand im Land rechnen zu müssen. Es war ihm nun ein leichtes die Zentralmacht ganz nach Stockholm zu verlegen und das Erbrecht der Königsmacht durchzusetzen. Der Dacke-Aufstand konnte auf diese Weise die gesamt Zukunft Schwedens entscheiden und reicht mit dem Erbrecht der Königsmacht selbst bis heute.

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söndag, oktober 7

Die Burg Kronoberg bei Växjö in der schwedischen Geschichte

Die Burg Kronoberg wurde im 14. Jahrhundert als Bischofssitz gebaut und bildete das Zentrum der katholischen Bischöfe in Schweden. Auch wenn man heute dort keine Bauten mehr aus dieser Zeit findet, so kann man davon ausgehen, dass es sich damals nicht um eine Burg oder eine Festung als solches handelte, sondern um ein Gut, das auch weitaus weniger Platz einnahm als die heutige Schlossruine.

Erst hundert Jahre später begann Bischof Lars das ursprüngliche Holzgebäude durch ein Steingebäude zu ersetzen, das auch der Verteidigung diente, zumal sich das Gebäude bei Växjö zu einem Machtzentrum der Region entwickelt hatte, das nicht nur die geistige Erziehung im Auge hatte, sondern auch eine wirtschaftliche Macht bildete. Die Burg Kronoberg war, auch wenn sie von Wasser umgeben war, ein häufiges Angriffsziel, da die Bischöfe die gesamte Umgebung in ihre Gewalt gebracht hatten und selbst die Könige es nicht wagten dieser Dominanz Einhalt zu gebieten. Aus diesem Grund hatte Magnus Eriksson auch Växjö die Stadtrechte verliehen, obwohl die Größe des Ortes den Anforderungen nicht gerecht wurde.

Das zweite Problem war, dass sich die Dänen bei ihren Invasionen in Schweden wenig darum kümmerten, ob Kronoberg vom schwedischen König oder einem katholischen Bischof beherrscht wurde. Die Burg Kronoberg wurde daher, vor allem im 15. Jahrhundert, im Vormachtkampf innerhalb der Kalmarer Union immer wieder zum Austragungsort von Kämpfen. 1469 gelang es den Dänen auch die Kronoberg zu erobern und dem Erdboden gleich zu machen. Als die Burg dann unmittelbar wieder aufgebaut wurde, war sie eine stabile Befestigung geworden, die kaum einzunehmen war.

Mit dem Reichstag in Västerås (Västerås recess) im Jahre 1527 war das Schicksal der katholischen Bischöfe besiegelt und Gustav Vasa beschlagnahmte Kronoberg. Unter Gustav Vasa nahm das Gebäude dann großenteils den Aspekt an, den man heute den Ruinen entnehmen kann,  denn der König fügte vier runden Ecktürme hinzu und schuf mit den Seitenflügeln und dem Burggarten eine typische Vasaburg, die dann die Bezeichnung Schloss Kronoberg erhielt.

Im Herbst 1542 nahm Nils Dacke während der sogenannten Dackefejden, einem Bauernaufstand, Kronoberg ein und wollte von hier aus das Småland gegen Gustav Vasa verteidigen. Gustav Vasa konnte die Burg jedoch zurückerobern und den Aufstand niederschlagen. Um zu verhindern, dass der nächste Aufständische Kronoberg einnehmen konnte, ließ er das Gebäude von den Fachkräften des Landes auf die modernste Weise befestigen. Allerdings dauerten die Arbeiten bis Ende des 16. Jahrhunderts, da die Könige Schwedens wenig Unterstützung in der Region fanden und die zwangsweise eingezogenen Arbeiter kaum ein Interesse daran zeigten die Befestigung des Schlosses fertig zu stellen.

Die letzten bedeutenden Kämpfe am Schloss Kronoberg fanden dann im Jahre 1612 während des Kalmarkrieges statt, ohne dass die Dänen die Festung jedoch einnehmen konnten. Allerdings gelang es ihnen sehr große Schäden anzurichten, die anschließend wieder repariert wurden. Die Festung wurde dann noch bis zum Frieden von Roskilde im Jahre 1658 unterhalten, aber als dann Ende des 17. Jahrhunderts unter Karl XI. auch noch ein Brand auf der Kronoberg ausbrach, wurde das gesamt Gebäude seinem Schicksal überlassen, zumal die Verteidigung der Gegend uninteressant geworden war und die Burg nun mitten in Schweden stand. Einige der Steine der Burg kann man in den ältesten Gebäuden Växjös wiederfinden, die dort billiges Baumaterial fanden.

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lördag, oktober 6

Johan II. von Schweden, König für vier Jahre

Johan II. von Schweden wurde am 2. Februar 1455 als Sohn des Königs Kristian I. und Dorotea von Brandenburg im dänischen Aalborg geboren. Er war, unter dem Namen Hans, ab 1481 König von Dänemark, ab 1483 König von Norwegen und zwischen 1497 und 1501 als Johan II. auch König von Schweden.

Johan II. gab bei seinem Amtsantritt der Kirche ausgedehnte Rechte, garantierte aber auch Dänemark, Norwegen und Schweden eine individuelle Verwaltung. Nominell wurde er beim Kalmar recess am 7. September 1483 vom schwedischen Reichsrat auch als König Schwedens anerkannt. Die Probleme kamen jedoch von Seiten des schwedischen Reichsvorstands Sten Sture den äldre, der die Macht über Schweden behalten wollte. Obwohl Johann II. den Adel und den Reichsrat auf seiner Seite hatte, dauerte es 14 Jahre bis er die Macht Sten Stures gebrochen hatte und damit auch über Schweden regieren konnte.

Das Ziel von Johan II. war vor allem Schweden wieder in die Kalmarunion einzubinden und die Macht der Hanse im Ostseeraum zu brechen. Mit diesem Gedanken ging er als erste dänischer König sogar eine Allianz mit Russland ein, was dazu führte dass Russland im Jahre 1495 den finnischen Teil Schwedens angriff. Dieses Problem mit Finnland konnte die Macht Sten Sture des Älteren brechen, da dadurch der gesamte Adel Schwedens dem Reichsvorstand vorwarf die schwedischen Interessen zu vernachlässigen und Schweden aus Machtgier dem Feinde zu opfern. In dieser Situation griff Johan II. das Heer des schwedischen Reichsvorstands an und besiegte Sten Sture den Älteren bei der Schlacht bei Rotebo, was ihm den Weg zum Thron ebnete.

Johan II. sollte jedoch die Macht in Schweden nur kurze Zeit behalten, da er einerseits die dänischen Interessen in den Vordergrund schob, zum anderen aber auch alle wichtige Positionen in Schweden mit Vertrauten aus Dänemark besetzte, was der schwedische Adel und der Reichsrat als Verrat betrachteten. Als Sten Sture den äldre daher einen Aufstand gegen Johan II. anzettelte, wurde er vom gesamten schwedischen Reich unterstützt und Johan II. wurde bereits 1501 wieder abgesetzt, so dass Sten Sture den äldre erneut die Macht ergreifen konnte. Als Sten Sture zwei Jahre später starb, wurde Svante Sture neuer Reichsvorstand, was jedoch keinen Frieden brachte, da Johan II. die Macht auf jede Weise zurückerobern wollte. Erst nach der Schlacht bei Bornholm wurde dann im April 1512 wieder ein Friedensvertrag zwischen Dänemark und Schweden geschlossen.

Johan II. hatte ein gutes Verhandlungsvermögen und hatte die Idee die nordischen Länder vereint zu stärken um der Hanse entgegenzuarbeiten, aber er hatte wenig Gefühl für das Bestreben seiner Nachbarländer, was immer wieder zu Spannungen führte und ihn letztendlich auch die Krone Schwedens kostete und ihn auch in Norwegen in eine sehr schwierige Situation versetzte.

Johan II. war mit Kristina von Sachsen verheiratet, was ihn jedoch nicht von anderen Affären abhielt. Das Ehepaar hatte sechs Kinder von denen zwei bereits sehr früh starben. Nur der Sohn Kristian hatte später auch für Schweden eine Bedeutung und war vom 1. November 1520 bis zum 23. August 1521 König von Schweden.

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fredag, oktober 5

Der Kattlunds Hof auf Gotland in der schwedischen Geschichte

Während des schwedischen Mittelalters gab es nicht nur Bauern und Händler, sondern es gab auch eine dritte Schicht, die in manchen Gegenden sogar eine wichtigere Rolle spielten als die beiden genannten Gruppen. Diese Schicht bestand aus den sogenannten Farmän, die im Grunde drei Berufe vereinten, denn sie waren Seefahrer, Händler und Landwirte gleichzeitig, was natürlich nicht bedeutet, dass sie alle Arbeiten selbst übernahmen. Meist waren die Farmän so reich, dass sie mehr als eine Art Direktoren bezeichnet werden können, die für die verschiedenen Arbeiten Leibeigene oder Angestellte benutzten. Farmän waren vor allem auf Gotland sehr verbreitet.

Heute sind nur noch wenige Gebäude vorhanden, die uns einen Eindruck bieten können wie diese Farmän lebten oder wie ihre Güter aussahen. Eine der Ausnahmen ist der Kattlunds oder der Kattlundsgården, ein Gut auf Gotland, in dem einige Teile der Gebäude bereits im 13. Jahrhundert gebaut wurden, als ein gewisser Johannes Catlond (Kattlund) das Gut besaß, auch wenn die Mehrheit der Gebäude erst im 18. und 19. Jahrhundert hinzu kamen.  

Das Gut Kattlund in Grötlingbo war mit Sicherheit vom 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bewirtschaftet und wurde nur deshalb erhalten, weil der letzte Besitzer, Jakob Rosendahl, es im Jahre 1912 an das Nordische Museum verkaufte, das den Besitz wiederum an einen Verein in Gotland verkaufte und heute an Unternehmer vermietet ist, die den Hof langsam wieder aufrüsten und für touristische Zwecke nutzen.

Der Kattlundsgården war im 13. Jahrhundert der größte Hof des südlichen Gotland und hat sowohl beim Wohnhaus als auch auf einer Länge des Stalles Teile aus dem Mittelalter erhalten, was ermöglicht einen Einblick in die Tierhaltung jener Epoche zu gewinnen, als der Mist der Tiere noch durch eine Reihe an Fenstern geworfen wurde. Aber auch die Balken und die Konstruktion des Dachstuhls zeigen dem Betrachter eine Architektur, die bereits sehr weit entwickelt und typisch für das Mittelalter war. Leider wurde der Verteidigungsturm, der im Mittelalter zu jedem größeren Gut gehörte, zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen, da man um diese Zeit weitaus weniger Wert auf die Erhaltung historischer Bauten legte als heute.

Sehr interessant ist der Kattlund jedoch auch auf Grund seiner späteren Bauten, die die Entwicklung der Architektur und die die spätere Denkweise von Landwirten auf Gotland zeigen, denn die neueren Gebäude wurden nun mit Sandstein errichtet und der Garten erhielt Obstbäume und, was im 19. Jahrhundert extrem wichtig war, einen Kräutergarten.

Nach historischen Dokumenten wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts der Besitzer Kattlunds zum Richter in Südgotland, was dazu führte, dass auf dem Kattlundsgården auch das Thing abgehalten wurde. Nachdem dies bis zum 17. Jahrhundert der Fall war, nimmt man an, dass diese Aufgabe vererbt wurde, selbst wenn dies nicht schriftlich bestätigt wurde.

Das landwirtschaftliche Gut Kattlund kann nur im Sommer besichtigt werden, wobei sich zur Ergänzung der Kenntnisse ein Besuch im Fornsalen in Visby angeraten ist.


Copyright: Herbert Kårlin