söndag, september 30

Die Geschichte der schwedischen Stadt Luleå

Wie hunderte von Funden in der Umgebung Luleås beweisen, kamen bereits etwa 5000 vor Christus die ersten Menschen nach Måttsund und Selet, die beide innerhalb eines Radius von 40 Kilometer um Luleå liegen. Man vermutet, dass diese ersten Jäger, die sich dort aufhielten, über Finnland nach Luleå kamen, zumal die Funde nicht jenen des südlichen Schweden entsprechen.

Wann hier tatsächlich die ersten Siedlungen entstanden, ab wann man Landwirtschaft betrieb und ab wann hier Rentiere gehalten wurden, blieb bisher mangels Funden unbekannt. Das erste Mal, dass man Luleå, beziehungsweise das samische Lulu (östliches Wasser) in einem Dokument findet, reicht nur bis 1327 zurück, als Uppsalas Bischof Olof in diese Gegend vorstieß um eventuelle Siedler dort zu christianisieren.

Bis zum 15. Jahrhundert wurde von der schwedischen Krone das gesamte Gebiet nördlich von Skellefteå als Niemandsland betrachtet, aber nach dem ersten Besuch von Bischof Olof, der feststellte, dass auch dieser Teil des Landes bewohnt war, begann sich auch die Krone dafür zu interessieren, wobei die Kirche hier vermutlich etwas schneller war, denn spätestens im 15. Jahrhundert entstand in Gammelstad eine Kirche und bald darauf kamen die ersten Siedler aus den südlicheren Teilen des Landes, da ihnen die Krone dort Land kostenlos zur Verfügung stellte, ihnen Handelsrechte und eine lange Steuerfreiheit einräumte. Die samisch sprechende Urbevölkerung wurde in dieser Zeit als unzivilisiert und rechtlos gehalten.

Allerdings waren die Grenzen des neuen schwedischen Gebietes um Luleå weitaus größer als das heutige Luleå, denn man sah die Grenzen noch jenseits von Jokkmokk und Gällivare. Als dann unter Gustav II. Adolf die Stadt Luleå im Jahre 1621 offiziell gegründet wurde, als nördlichste Handelsstadt Schwedens, so entstand die Stadt um die Kirche in Gammelstad, wurde jedoch bereits 1649 an die heutige Stelle verlagert.

Die Entwicklung Luleås als Stadt kam allerdings sehr langsam in Gang, da das Gebiet auch von Russland beansprucht wurde, es also immer wieder zu Kämpfen kam und die Häuser zudem bei mehreren Bränden dem Erdboden gleich gemacht wurden. Man muss daher Luleå bis Ende des 18. Jahrhunderts eher als Handelsniederlassung von Stockholm sehen als als eine selbständige Stadt mit Dorfcharakter.

Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es durch die Modernisierung der Landwirtschaft und die Werftindustrie, die sich dort zu entwickeln begann, wirklich zu einer Stadtbildung in Luleå. Durch die steigende Bevölkerung in dieser Zeit entwickelten sich dann Sägewerke, das Erz aus Gällivare wurde dort verarbeitet und als Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn bis nach Luleå kam und ein regelmäßiger Schiffverkehr mit Stockholm einsetzte, war Luleå zu einem wichtigen Zentrum in Nordschweden geworden.

Im 20. Jahrhundert wurde die Landwirtschaft in und um Luleå nahezu unbedeutend und die Stadt entwickelte sich zu einer Hafenstadt und einer Industriestadt, die sich auf die Herstellung von Stahl spezialisiert hatte.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, september 29

Bonnstan, die Kirchstadt in Skellefteå

Bonnstan, eine Abwandlung des Wortes Bondestan (Bauerstadt), die Kirchstadt (Kyrkstad) in Skellefteå, entstand bereits im 17. Jahrhundert, als der König eine allgemeine Kirchenpflicht eingeführt hatte, es jedoch für sehr viele der Bewohner der weiter entfernten Dörfer und Ansiedlungen unmöglich war in einem Tag zur Kirche und wieder zurück zu gelangen.

Die heute noch erhaltene Kirchstadt in Skellefteå verfügt über 116 Gebäude mit 392 Zimmern, die mittlerweile vor allem im Sommer genutzt werden, obwohl sich die Stadt weigerte Elektrizität zu legen um den alten Charakter zu erhalten. Die ältesten Häuser und die Lage der heute sichtbaren Bonnstan gehen, auf Grund mehrerer Brände allerdings nur bis 1830 zurück.

Auch in Bonnstan sieht man sehr deutlich, dass sich Bürger und Bauern nicht vermischen wollten, sondern jede Gruppe seine eigene Stadt erbaute, so dass sich auch im 17. Jahrhundert die beiden Gruppen ausschließlich in der Kirche treffen konnten. Sami waren in der Nähe von Skellefteå zu jener Zeit nicht ansässig, so dass man in Bonnstan auch keine Koten sehen wird.

Die älteste Beschreibung von Bonnstan in Skellefteå stammt von Carl von Linné, der von der Ordnung der Stadt und seiner Sauberkeit beeindruckt war, auch wenn er damals noch 350 bis 400 Häuser finden konnte, die jedoch bei mehreren Bränden zerstört wurden und, als die Kirchpflicht weniger ernst genommen wurde, was für manche Landwirte ein Zeichen war auch die Kirche nicht mehr zu besuchen, nicht mehr aufgebaut wurden. Teilweise gab es dann auch näher liegende Kapellen, so dass die Stugor auch ihre Notwendigkeit verloren hatten.

Als Skellefteå im Jahre 1845 seine Stadtrechte bekam, überlebte die Kirchstadt nur, weil sie an einer Stelle gebaut worden war, die für die Entwicklung der Stadt uninteressant war, denn so manch andere Kirchstadt Schwedens musste entsprechenden Bauprojekten weichen, da man die Kirchstädte um diese Zeit als überflüssig betrachtetet, selbst dann, wenn sie noch regelmäßig benutzt wurden.

Die Kirchstadt in Skellefteå wurde zweimal verlagert, denn nach dem ersten Großbrand am 3. Juni 1672 fürchtete man, dass die Kirche beim nächsten Brand zerstört werden könnte, weshalb man die Bauern dazu verpflichtete einen Mindestabstand zur Kirche einzuhalten. Die zweite Verlagerung erfolgt im September 1835, als nahezu die gesamte Bonnstan abbrannte. 650 Bauern wollten anschließend ihre Gebäude wieder aufbauen, wobei sich diese Kirchstadt, auf Grund der Grösse, noch weiter nach Osten der heutigen Bonnstan ausdehnte.

Auch in der Kirchstadt in Skellefteå wurde anlässlich bestimmter Tage, insbesondere zu Michaelis, ein bedeutender Markt abgehalten. Das Besondere in Bonnstan war allerdings, dass sich hier auch eine Art Arbeitsvermittlung für Knechte und Mägde bildete, die an diesem Tag ihre Arbeitsplätze wechseln konnten oder sich erstmals bei den Landwirten vorstellen durften. Am gleichen Tag wurde auch das Thing abgehalten, da an diesem Tag alle Bewohner der Kirchengemeinde, die auch Norsjö mit einschloss, versammelt waren.
 
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fredag, september 28

Das Schloss Göksholm in der schwedischen Geschichte

Das Schloss Göksholm am Südstrand des Hjälmaren und in der Nähe von Kumla ist Schwedens ältestes bis heute permanent bewohnte Wohngebäude, gleicht jedoch weniger einem Schloss als mehr einer Burg, was auch die ursprüngliche Bestimmung des Bauwerks war.

Der älteste Teil des Gebäudes geht bis zum 13. Jahrhundert zurück und entwickelte sich in sechs Etappen zum heute sichtbaren Schloss, wobei die verschiedenen Epochen nicht nur an der Architektur zu erkennen sind, sondern auch im Inneren, wobei hier vor allem die Renaissancedecke hervorzuheben ist.

Das Schloss Göksholm, heute im Besitz des Geschlechtes Leijonhufvud, war immer in Privatbesitz, spielte aber für die schwedische Geschichte trotz der Abwesenheit von Königen oder wichtigen Vertragsunterzeichnungen eine wichtige Rolle, denn auf dem Grundstück des Schlosses fand 1436 ein bedeutender Mord statt.

Als der schwedische Regionalheld Engelbrekt Engelbrektsson, der ein Heer gegen den König Erich von Pommern geleitet hatte, am 4. Mai auf dem Weg nach Stockholm am Schloss Göksholm vorbeikam, wurde er vom Sohn des damaligen Besitzers, Bengt Stensson (Natt och Dag), ermordet, was dem Land einen wichtigen Führer nahm und der Geschichte des Landes eine Wendung gab.

Die Reise von Engelbrekt Engelbrektsson, der zu dieser Zeit das Schloss Örebro bewohnte, zu einem wichtigen Reichstreffen war bekannt, ebenso wie bekannt war, dass Engelbrektsson gerade sehr schwach war und welchen Weg er nehmen sollte. Vermutlich erfolgte der Mord als Racheaktion, weil Engelbrektsson kurz zuvor Bengt Stensson zu einer Strafe verurteilt hatte, weil er Friedenszeiten ein Schiff der Hanse angezündet hatte. Die tatsächlichen Gründe wurden allerdings nie aufgeklärt, da weder Adelige noch der König Genaueres wissen wollten.

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torsdag, september 27

Rundkirchen in der schwedischen Geschichte

Als der Bau von Steinkirchen im 12. Jahrhundert in Schweden immer mehr voranschritt, waren zahlreiche Kirchen des Landes nicht nur für Gebete bestimmt, sondern auch der Verteidigung, was sich insbesondere auf die Bauart der Kirchen des Mittelalters auswirkte. Die typischen Zeugen dieser Zeit sind die sogenannten Rundkirchen, die während des Mittelalters nahezu überall in Schweden erschienen.

Der turmartige Bau und vor allem das runde Langhaus führten dazu, dass man diesen Typ an Kirchen heute als Rundkirche bezeichnet, wobei die runde Form natürlich deswegen gewählt wurde, weil man den Feind bei einem runden Bau aus besser abwehren konnte als bei einem rechteckigen und eine solches Gebäude auch schwierig zu stürmen war.

Vermutlich gehen alle Rundkirchen in irgendeiner Weise zurück auf den Templerorden und die Tempelritter und damit auf die Grabeskirche in Jerusalem, wo der Rundbau über dem Grabe Jesus errichtet wurde. Was ein Vorteil für die Verteidigungszwecke war, war gleichzeitig ein Vorteil beim Verbreiten des katholischen Glaubens, denn alles was in der Rundkirche geschah, geschah im Zentrum, was wiederum bedeutete, dass alle Gläubigen in die Handlung eingeschlossen wurden und eine Gemeinschaft bildeten. Inwieweit diese Denkweise jedoch auch für die schwedischen Rundkirchen tatsächlich galt und welche Bedeutung dabei der Orden der Tempelritter hatte, ist unbekannt.

Wie viele Rundkirchen im 12. und teilweise noch zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Schweden gebaut wurden, ist ebenfalls nicht bekannt, denn es sind heute nur noch acht Kirchen mit diesem Baustil vorhanden, wovon sich drei im Großraum von Stockholm befinden, zwei im Småland und jeweils eine in Västergötland, Östergötland und Skåne. Bei weiteren fünf Kirchen in den gleichen Gebieten kann man zumindest deren frühere Existenz noch nachweisen, auch wenn heute nichts mehr von ihnen zu sehen ist.

Wenn man eine der noch vorhanden Rundkirchen als Beispiel der mittelalterlichen Bauart heranziehen will, so bietet die Hagby Kyrka vermutlich am besten die Mischung zwischen Burg und Kirche, gefolgt von jener in Monsö und Solna, deren Charakter durch Anbauten mit am wenigsten zerstört wurde.

Verteidigungskirchen wurden natürlich auch noch später gebaut, selbst als das schwedische Mittelalter längst vorbei war. Durch die höhere Bevölkerungszahl waren hier Rundkirchen allerdings weniger geeignet, was dann zu Zentralkirchen führte, im Stil der Dreifaltigkeitskirche in Karlskrona.

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onsdag, september 26

Ankarede, die letzte Kirchstadt im Jämtland

Durch seine Lage spielte das Jämtland eine besondere Rolle in der schwedischen Geschichte, nicht zuletzt auch deswegen, weil es erst 1699 offiziell in das schwedische Reich eingegliedert wurde. Dies bedeutet natürlich auch dass die erste Welle der Kolonisation Nordschwedens in dieser Gegend andere Wege nahm, die vor allem von norwegischer Seite bestimmt waren, als in Lappland.

Aber auch in Jämtland wollte das schwedische Reich natürlich die samische Bevölkerung zu gläubigen Schweden machen, obwohl dies weitaus problematischer war als in Lappland, da sich die Bevölkerung weitaus mehr an Norwegen orientierte und Schweden weder die samischen Kultstellen im Jämtland kannte, noch den Handel massgeblich beeinflussen konnte.

Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden daher Bewegungen, die einerseits schwedische Siedler nach Jämtland führten, zum anderen den Sami christliche Bräuche von schwedischer Seite näher brachten. Die insgesamt neun Kirchstädte Jämtlands, von denen heute nur noch Ankarede existiert, entstanden daher erste im 19. Jahrhundert, wobei allerdings selbst die Geschichte Ankaredes nur teilweise bekannt ist.

Die erste Kapelle in Ankarede entstand vermutlich gegen das Jahr 1820 an einem Platz, den die Sami vorher für die Beerdigung ihrer Toten verwendet hatten, eine Wahl, die die Anerkennung der schwedischen Kirche einfacher machen sollte. Die heute sichtbare Kapelle ersetzte dann 1896 das erste Gebetshaus, das lediglich durch eine schriftliche Aufzeichnung bekannt ist. Erst mit der Jahrtausendwende begann sich Ankarede dann mehr und mehr zu einem Sammlungsplatz zu entwickeln und der Bau einer Kirchstadt wurde zur Notwendigkeit.

Die Kyrkstad Ankarede gehört zu den kleineren Kirchstädten Schwedens und verfügt über rund 30 Koten, etwa zehn Stugor (Wohnhütten) und fünf Lagergebäude, die alle zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und deutlich zeigen, dass es trotz des gemeinsamen Kirchgangs und des Handels nicht zu einer Verschmelzung zwischen Schweden und Sami kam, denn auch die entsprechenden Übernachtungsstellen sind deutlich voneinander getrennt.

Was die Kyrkstad Ankarede, die südlichste Schwedens, ebenfalls von den anderen unterscheidet, ist die Tatsache, dass alle Koten im Stil der Sami aus Västerbotten entstanden und daher von Sami gebaut wurden, die im 19. Jahrhundert aus unbekannten Gründen ins Jämtland kamen. Ob sie damit der schwedischen Unterdrückung entkommen wollten, aus praktischen Gründen umzogen oder wegen Nahrungsmangel in eine neue Gegend kamen, kann man heute nicht mehr sagen. Ebenso wenig weiß man, ob die „Flüchtlinge“ den neuen Glauben bereits aus Västerbotten mitbrachten oder ihm durch den Umzug ursprünglich entkommen wollten. Ein Rätsel ist auch, wo man in Ankarede die Zeichen jener Sami findet, die bereits vorher dort lebten.

Die Kirchstadt Ankarede belebt sich vor allem zu Mittsommer, wenn dort ein dreitägiges Fest gefeiert wird, das sich allerdings jedes Jahr mehr zu einer touristischen Attraktion entwickelt.

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tisdag, september 25

Die Entwicklung der Köping in der schwedischen Geschichte

Bevor der Begriff Köping, den man am ehesten mit dem einer Marktgemeinde vergleichen kann, auftauchte, gab es nur Birkar, weswegen man gegen Ende der Eisenzeit diesen Begriff auch relativ häufig in Dokumenten findet und es sehr schwierig ist das Birka des Sankt Ansgar eindeutig zu bestimmen. Birka bezeichnete nichts anderes als einen Handelsplatz, der bis zu Beginn zu Beginn des Mittelalters auch über ein eigenes Rechtssystem verfügte, das sogenannten Bjärkörätten. Die bekanntesten dieser Orte, die sich später zum Teil auch in ein Köping verwandelten, sind Köpingsvik und Lödöse. Birka selbst wurde in dieser Zeit von Sigtuna ersetzt und nahm an der Entwicklung von Birka zu Köping nicht teil.

Vom Mittelalter bis zum Jahr 1971, als in Schweden der Begriff Köping ganz abgeschafft wurde, war ein Köping ein Handelort mit Marktrechten, der teilweise auch eine gewisse administrative Einheit bilden konnte, aber keinerlei Stadtrechte hatte. Um jedoch zur Stadt ernannt zu werden, also die Stadtprivilegien zu erhalten, musste ein Ort, bis auf sehr wenige Ausnahmen, den Weg über ein Köping machen. Diese Entwicklung drückt sich noch heute durch den Namen mehrere bedeutender Städte Schwedens aus, wenn man an Norrköping, Jönköping, Linköping, Falköping usw. denkt.

Bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts war ein Köping relativ eigenständig. Ab diesem Zeitpunkt versuchten dann jedoch die Städte ihre Macht auszudehnen und es kam immer häufiger vor, dass ein Köping mit Handelrechten an eine Stadt gebunden wurde und die Städte in ihrem Einflussbereich eigene Köpings entstehen ließen, die dann jedoch gezwungen waren sich den Regeln der zugehörigen Stadt zu unterstellen. So mussten, zum Beispiel, die Handwerker in Borgholm Mitglieder der Gilde von Kalmar sein, jene von Bjurvik in Västervik Mitglied sein und die Handwerker in Värnamo waren der Gilde von Jönköping untergeordnet, was auch juristische und wirtschaftliche Folgen hatte, da die Händler von Jönköping ihre Ware in Värnamo, Moheda, Fållinge, Ullasjö und Horn verkaufen durften, während dies umgekehrt nicht unbedingt der Fall war. Dies änderte sich nur, wenn sich einer der kleineren Orte so stark entwickelte, dass ihm vom König die Stadtrechte verlieh.

Gustav III. veränderte dann erneut die Regeln und begann zusätzlich autonome Köping zu schaffen, unter anderem Arvika, Tammerfors, Motala und Malmköping, die nicht mehr den nahen Städten unterstellt waren. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im gleichen Sinne auch einige abhängige Köping „befreit“. Einer der ersten Orte, die damit der Abhängigkeit einer Stadt entkamen, war Värnamo im Jahre 1859.

Der nächste Schritt erfolge dann mit dem Jahre 1862, als Schweden in Gemeinden eingeteilt wurde, denn es war selbstverständlich, dass jeder Stadt eine Gemeinde zugeordnet wurde, nicht jedoch jedem Köping und nicht jedes Köping wurde zur Stadt ernannt. Dadurch gerieten mehrere der Marktgemeinden, die bereits unabhängig geworden waren, zurück in die städtische Abhängigkeit. Nur sieben der zahlreichen Köping stiegen in diesem Rahmen zu Verwaltungsgemeinden auf, nämlich Arvika, Lysekil, Malmköping, Motala, Mönsterås, Ronneby und Örnsköldsvik. Das Problem, das jedoch dadurch entstand, war, dass sich wirtschaftlich stärkere Orte aus der Struktur zu lösen versuchten und eigene Marktrechte forderten. Dies führte dazu, dass Schweden gegen das Jahr 1960 über knapp 100 Köping, also Marktgemeinden verfügte, die keine Städte waren, die aber alle auf dem Weg waren die Stadtrechte zu beantragen.

Dies führte 1971 zur Gemeindereform bei der alle Landgemeinden, Köping und Städte nominell aufgelöst wurden und zur Kommune (Gemeinde) wurden. Hierbei wurde dann nicht nur der Begriff Köping unbedeutend, sondern in kürzester Zeit wurden die rund 1000 Gemeinden Schwedens auf 277 Gemeinden reduziert und 71 unter ihnen hatten ein früheres Köping als Zentralort und keine Stadt. Durch spätere Reformen erhöhte sich die Anzahl der Gemeinden wieder geringfügig, weshalb Schweden heute über 290 Gemeinden verfügt. Auch wenn es offiziell seit 1971 in Schweden kein Köping und keine Stadt mehr gibt, sondern nur noch Gemeinden, blieb der Ausdruck Stadt bis heute erhalten und wird, im Gegensatz zu Köping, auch weiterhin allgemein verwendet.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, september 24

Der Runenstein von Järsberg im Värmland

Im Värmland wurden insgesamt nur vier Runensteine gefunden, wobei zwei aus der Epoche der Wikinger stammen und die anderen beiden noch die altnordischen Runenzeichen (Futhark) aufweisen. Einer dieser beiden Steine wurde im Jahre 1862 gefunden und gilt als einer der ältesten Runensteine Schwedens.

Der sogenannte Järsbergsstenen (Runenstein von Järsberg) wurde 1862 in einem Feld im Ort Järsberg bei Kristinehamn gefunden, etwa an der Stelle, wo man ihn auch heute aufgerichtet sehen kann. Die möglicherweise unvollständige Inschrift bietet wenig Aufschlüsse, denn nach der aktuellsten Deutung werden nur drei Namen genannt, wobei der letzte unter ihnen den Bildhauer bezeichnet, der die Zeichen etwa gegen 500 nach Christus eingeschlagen hat. Da jedoch möglicherweise der obere Teil des Steines fehlt, könnte in diesem Stück einer der Schlüssel zum Inhalt zu finden sein.

Interessant sind beim Järsbergsstenen jedoch zwei andere Beobachtungen. Zum einen findet man den Runenstein von Järsberg an einem der wichtigsten Wege, die noch zur Zeit der Wikinger von Bedeutung waren und vom Gebiet des Mälaren über das Värmland zum norwegischen Vestfold führt, an der Strecke, an der man auch den Runenstein von Rör findet, der ebenfalls im Värmland gefunden wurde.

Die zweite Besonderheit beim Järsbergsstenen liegt darin, dass in nächster Nähe des Runensteines eine Perle aus der gleichen Epoche gefunden wurde, was darauf schließen lässt, dass sich hier das Grab einer Frau befand. Auf Grund dieses Fundes und der Lage des Runensteins von Järsberg nehmen zahlreiche Archäologen und Geschichtswissenschaftler an, dass dieser Runenstein nicht isoliert hier aufgestellt wurde, sondern zu einer Gruppe an Steinen gehörte, die bisher leider nicht entdeckt werden konnten oder zu Bauzwecken in der Umgebung verwendet wurden.

Auch Ausgrabungen im Jahre 1975 konnten keine der offenen Fragen lösen, weder zu den anderen Runensteinen, noch konnte mit Sicherheit bestätigt werden, dass der Järsbergsstenen auf einem Grabhügel errichtet wurde.

Was Runenforscher bis heute beim Runenstein von Järsberg irritiert, ist auch die Tatsache, dass man bis heute nicht sagen kann in welche Richtung die eingeschlagenen Runen zu lesen sind und welche Bedeutung der Name Eril hat, denn es ist möglich, dass dieser Name dem Titel eines Jarl entspricht, oder aber nur unvollständig zu lesen sein kann und daher unter Umständen auf die Heruler hinweist, die zwischen 200 und 500 nach Christus in Schweden nachgewiesen werden können.

Copyright: Herbert Kårlin
 

söndag, september 23

Margareta Eriksdotter Leijonhufvud, Königin Schwedens

Margareta Eriksdotter Leijonhufvud wurde am 1. Januar 1516 auf der Ekebergs säteri in Lillkyrka als Tochter von Erik Abrahamsson dem Älteren und Ebba Eriksdotter aus dem Geschlecht Vasa geboren und wurde durch die Ehe mit Gustav Vasa von 1536 bis 1551 die Königin Schwedens.

Allerdings wuchs Margareta Eriksdotter Leijonhufvud nicht in der Ekebergs säteri auf, da ihr Vater, als sie gerade einmal vier Jahre alt war, während des Stockholmer Blutbads geköpft worden war. Sie verbrachte daher ihre Kindheit und ihre Jugend mit der Mutter auf dem Schloss Lo auf der Insel Loholmen im See Anten.

Loholmen, das mehr eine Festung oder eine Burg als ein Schloss war, wurde immer wieder einmal von Gustav Vasa besucht, der sich 1535 unmittelbar in Margareta verliebte. Obwohl Gustav Vasas erste Frau, Katarina von Sachsen-Lauenburg, nur vor wenigen Monaten gestorben war, hielt der König bereits bei seinem nächsten Besuch auf Schloss Lo um die Hand Margaretas an, die zwar von einer Ehe mit dem König nicht begeistern war, aber letztendlich keine Wahl hatte. Am 1. Oktober 1536 wurde dann die Ehe zwischen Gustav Vasa und der um 20 Jahre jüngeren Margareta Eriksdotter Leijonhufvud geschlossen.

Trotz dem hohen Altersunterschieds und der Tatsache, dass Margareta, unter dem Zeichen der Reformation, dem katholischen Glauben treu bleiben wollte, schien die Ehe unter guten Zeichen zu stehen, zudem überliefert wurde, dass Margareta zu den wenigen Personen gehörte, die einen beruhigenden Effekt auf den König ausübten. Briefe, die Gustav Vasa an seine Gemahlin schrieb, begannen grundsätzlich mit den Worten „Meine Herzens liebste Margareta“, was auch ausdrückt, dass der König eine sehr positive Einstellung zu Margareta hatte, die er auch mit einfacheren Staatsaufträgen betraute.

Nach einer kurzen Krankheit starb Margareta Eriksdotter Leijonhufvud am 26. August 1551 sehr plötzlich auf dem Schloss Tynnelsö im Mälaren und wurde anschließend in der Domkirche in Uppsala begraben.

Gustav Vasa und Margareta bekamen insgesamt zehn Kinder, wobei acht unter ihnen das erwachsene Alter erreichten und Johan III. sowie Karl IX. später auch Schweden regierten. Durch die Ehen ihrer Töchter und die Erbfolge wurde Margareta Eriksdotter Leijonhufvud zur Stammmutter aller regierenden, europäischen Königshäuser zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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lördag, september 22

Kirchdörfer und Kirchstädte in der schwedischen Geschichte

Wer in Schweden nach der Geschichte der Christianisierung sucht, wird zweifelsohne immer wieder von Begriffen wie Kyrkby (Kirchdorf), Kyrkstad (Kirchstadt), Lappstad („Lappenstadt“) und ähnlichen Begriffen angelockt, ohne jedoch den Zusammenhang zwischen den einzelnen Begriffen immer zu sehen und zu verstehen.

Der ungenaueste Ausdruck, der auch keinen echten Bezug zur schwedischen Geschichte hat, ist der Ausdruck Kyrkby, also Kirchdorf, denn ursprünglich war ein Kyrkby nichts anderes als ein Dorf, das sich um eine Kirche entwickelte und in zahlreichen Fällen dem Namen des Ortes beigefügt wurde, oder aber man nannte den Ort einer Region in dem die Kirche für mehrere Dörfer gebaut wurde Kyrkby, um zwischen einem gewöhnlichen By (Dorf) ohne Kirche und einem Kyrkby (Kirchdorf) eine Unterscheidung zu machen. Ein Kirchdorf kann daher weder bestimmten Gebieten noch einer bestimmten geschichtlichen Epoche zugeordnet werden.

Eine Kyrkstad (Kirchstadt) war dagegen ein Ort oder eine Stelle mit einer Kirche wo zahlreiche Koten oder Stugor gebaut wurden, die ursprünglich nur der Übernachtung für jene dienten, die eine große Strecke bis zur Kirche zurücklegen mussten, die man nicht innerhalb eines Tages leisten konnte. Oft wurden diese sehr einfachen Behausungen nur zwei- bis dreimal im Jahr benutzt und hatten keinen Komfort und oft nicht einmal Fenster. Diese Kyrkstäder findet man überwiegend im nördlichsten Teil Schwedens, wobei viele unter ihnen entstanden um die Sami zur Integration in die schwedische Gesellschaft, dem Kirchbesuch und dem Bezahlen von Steuern zu zwingen.

Insgesamt entstanden in Schweden etwa 70 Kirchstädte unter denen nur noch sehr wenige bis heute existieren, wenn auch überwiegend umgebaut und kaum noch im ursprünglichen Sinne. Einige der größten unter ihnen entwickeln sich zu touristischen Attraktionen.

Aber auch wenn man von einer Kyrkstad spricht, so gab es auch hier zu Beginn noch bedeutende Unterschiede, denn die Kyrkstäder für Sami werden oft als Lappstad bezeichnet, jene für Landwirte Bondstad und jene für den gehobenen Bürgerstand und die Kaufleute Borgarstad. Auch wenn bisweilen alle drei dieser Städte zu einer einzigen Kyrkstad zusammengewachsen waren, so gab es eine sehr deutliche Trennung zwischen diesen Schichten, sowohl was den Bau der Gebäude betrifft, als auch die Einrichtung und die Zeit, die die Bewohner in der Kyrkstad verbrachten. Zu den drei Grundeinheiten einer Kyrkstad kam dann oft noch die Stallstad, also der Ort an dem die Tiere untergebracht werden konnten.

Heute kann man die geschichtlich interessanten Kirchstädte an zwei Händen zählen, wobei sich die südlichste davon, Ankarede, im Jämtland befindet und zu Mittsommer immer noch von den Sami benutzt wird.

In Norrbotten liegen Gammelstad, Arvidsjaur und Öjebyn, die von der Geschichte und ihrer Struktur her sehr unterschiedlich sind, wobei Gammelstad zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Die Mehrheit der Kyrkstäder in Västerbotten entstanden zur Zeit der Kolonisation Lapplands und sind Zeugen der Begegnung von zwei Kulturen, die bis heute noch keinen wirklich gemeinsamen Weg gefunden haben. Zu diesen Kirchstädten gehören Fatmomakke, Lövånger, Skellefteå, Ammarnås und Vilhelmina.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, september 21

Die Pelarne Kirche bei Vimmerby, Småland

Es gibt in ganz Schweden nur noch sehr wenige Holzkirchen aus dem Mittelalter, da zum einen eine königliche Verordnung von 1176 vorschrieb, dass Kirchen nur noch aus Stein gebaut werden dürfen und zum anderen im 18. Jahrhundert die meisten noch vorhandenen Holzkirchen abgerissen wurden, da sie nicht mehr den Idealen entsprachen und für die Gemeinden als Zeichen der Armut galten.

Die Pelarne Kyrka (Kirche in Pelarne), die etwa zehn Kilometer von Vimmerby im Småland entfernt ist, gehört damit zu den wenigen Zeugen des Kirchenbaus aus dem Mittelalter, da alle wichtigen Elemente im Inneren des Gebäudes und hinsichtlich der Architektur bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden können, auch wenn man allgemein annimmt, dass die Pelarne Kyrka weitaus älter ist. Untersuchungen der Baumasse konnten jedoch bisher keine klare Antwort über das Alter der Kirche geben.

Die Kirche in Pelarne ist die einzige Holzkirche, die im Kalmar Län erhalten ist, gilt als die am besten erhaltene historische Holzkirche des Landes und ist gleichzeitig die einzige unter diesen Kirchen, die noch heute regelmäßig benutzt wird, auch wenn sie mittlerweile nur noch dann besucht werden kann, wenn ein Wächter vorhanden ist, da in den letzten Jahren mehrmals versucht wurde die Kirche in Brand zu stecken.

Da nahezu jede Holzkirche in Schweden im Mittelalter anders aussah, kann auch die Pelarne Kyrka vom Äußeren her nicht als „typisch“ für diese Zeit betrachtet werden, aber sie gibt einen Eindruck wie man im Mittelalter im allgemeinen Kirchen baute, wobei in Pelarne auch noch ein Teil der Wandmalereien des Mittelalters erhalten sind, die in ähnlicher Art in jeder Holzkirche dieser Epoche von großer Bedeutung waren.

Natürlich erfuhr auch die Kirche in Pelarne im Laufe der Jahrhunderte einige Veränderungen, denn das Waffenhaus und die Sakristei kamen später hinzu, ebenso die Kanzel und der separate Glockenturm, denn beides kam in mittelalterlichen Kirchen Schwedens normalerweise nicht vor. Bei Renovierungsarbeiten wurden auch die Fenster vergrößert, die in mittelalterlichen Kirchen so klein waren, dass sie oft kaum Licht in den Innenraum ließen. Die bedeutendste Veränderung war jedoch das Verkleiden der Kirche mit Holzschindeln, denn das ursprüngliche Gebäude war lediglich mit liegendem Kiefernholz gebaut und wirkte dadurch natürlich weitaus rustikaler als die heutige Kirche, auch wenn dadurch die Struktur des Gebäudes nicht verändert wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, september 20

Der christliche Runenstein von Harg

Der Runenstein von Harg, der sich in der Nähe von Östhammar im Uppland befindet, gehört zu jenen Runensteinen, die bereits Johannes Bureus beschrieben hat, wobei er diesen Runenstein so merkwürdig fand, dass er ihn sogar in seinem Werk als Kupferstich abbildete und ihm damit einen besonderen Stellenwert gab.

Der Runsten i Harg (Runenstein von Harg) wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts geschlagen, also bereits zu einer Zeit als die Christianisierung Schwedens fortgeschritten war und auf zahlreichen Runensteinen auch das katholische Kreuz als Symbol zu finden ist. Der Runenstein von Harg weicht von dieser Symbolik bedeutend ab, denn hier findet man, umgeben von der häufigen Schlange, die Abbildung einer Kirche, was nur noch bei einem Runenstein in Sikahällen der Fall ist, wenn auch in völlig anderer Weise. Das Kreuz ist in Harg zusätzlich über der Kirche eingeschlagen.

Der eingravierte Texte weist darauf hin, dass der Stein von Gudley und Sigvid, den Erben Adulvs, ihren Eltern gewidmet war. Weitere Hinweise fehlen, so dass man weder weiß wer die Personen waren, noch welche Kirche abgebildet wurde, falls es sich um ein reales Gebäude handelte.

Während Bureus Runensteine nur dokumentierte und Texte übersetzte, haben in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Forscher versucht die Abbildung zu deuten, oder zumindest zu verstehen, und kamen dabei zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Einig ist man sich dabei, dass es sich um eine Kirche handelt und zwei Personen am Eingang stehen, und sicher ist auch, dass auf dem Runenstein eine Art „Glockenturm“ zu sehen ist.

Eine der Fragen, die sich die Forscher stellen ist jene nach den beiden Personen, denn stehen sie an der Kirche um der Toten zu gedenken, wollen sie einen Gottesdienst besuchen oder ist eine der beiden Personen gerade dabei die Kirchenglocke zu schlagen, damit andere Gläubige ebenfalls zur Kirche kommen? Die Abbildung als solches ist leider nicht eindeutig und lässt daher jede Deutung zu.

Die nächste Frage betrifft den Glockenturm, denn während ein Teil der Forscher ihn als Bestandteil der Kirche sieht, gehen andere davon aus, dass es sich um einen separaten Turm handelt, der bei Holzkirchen, die um diese Zeit üblich waren, der Normalfall gewesen wäre. Hierbei stellt sich dann natürlich zusätzlich die Frage, ob es es sich überhaupt um einen Glockenturm handelte, denn Glocken waren um diese Zeit nicht üblich in Schweden, konnten jedoch in Einzelfällen vorkommen, da Glockentürme in Italien bis ins sechste Jahrhundert zurückführen, also in Einzelfällen auch über Priester nach Schweden gefunden haben können.

Durch all diese Fragen ist der Runenstein von Harg bis heute ein bedeutendes Rätsel geblieben, dessen klare Deutung erklären könnte woher die Bewohner im Hargswald kamen und sie könnte dabei helfen die Denkweise der Christen dieser Epoche besser zu verstehen. Heute ist der Stein leider nur eine touristische Attraktion, die viele Fragen offen lässt.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, september 19

Die schwedische Opferquelle Svinnegarn bei Enköping

In der Geschichte Schwedens wurden immer wieder Opfer an Götter gebracht hat weshalb heute auch mehrere Opferseen, zum Beispiel der Skedemosse auf Öland, und andere Opferstellen bekannt sind. Als während der Christianisierung Schwedens der Katholizismus ins Land kam, so änderte sich zwar nicht das Opferverhalten, aber Bischöfe, Priester und Gläubige änderten den Symbolgehalt der Opfer, was dazu führte, dass man im ganzen Land heilige Quellen entdeckte, die meist auch an einem Pilgerpfad lagen und um die zahlreiche Legenden kreisten.

Die vermutlich bedeutendste dieser Quellen ist die Svinnegarn Quelle (Svinnegarns Källa) bei Enköping, deren Ruf möglicherweise selbst bis ins Heidentum zurückgeht, die jedoch erst während des 15. Jahrhunderts schriftlich erwähnt wurde und sich in dieser Zeit zu einem Anziehungspunkt der Gläubigen entwickelte. Der Zustrom an Gläubigen war so hoch, dass neben der Kirche von Svinnegarn, in der ebenfalls Pilger schliefen, zwei Herbergen gebaut werden mussten, deren Reste bei Ausgrabungen gefunden wurden.

Die Dreifaltigkeitsquelle Svinnegarn liegt 450 Meter südlich der Svinnegarn Kirche, liegt in der Nähe des König Harald Hügels, fließt nach Norden und befindet sich auf dem Gebiet des früheren Kungsgården, was nach Meinung der Kirche ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass es sich um eine sehr wichtige Quelle handelt, die nur der Dreifaltigkeit geweiht sein konnte.

Durch diesen Ruf hatte die Quelle nahezu unbegrenzte Kraft und das Wasser konnte Krankheiten heilen. Um jedoch auch Wünsche erfüllt zu bekommen, waren Opfer nötig, insbesondere Silber, das in die Quelle geworfen werden musste. Da dies jedoch auch Diebe anlockte, kam der zuständige Priester der Kirche sehr schnell auf die Idee dort einen Opferstock anzubringen (heute im Historischen Museum in Stockholm zu sehen), der jeden Abend geleert werden konnte. Die Gaben der zahlreichen Pilger waren so umfangreich, dass sich die im Grunde sehr kleine Kirche zu einer der reichsten Kirchen des Upplands entwickelte. Als Gustav Vasa im Jahre 1545 die Menge des Kirchensilbers beschränkte und große Teile beschlagnahmte, kamen aus Svinnegarn nahezu 13 Kilogramm an Silber.

Als durch die Reformation das Wasser der heiligen Quelle Svinnegarn zu einfachem Quellwasser erklärt wurde, so änderte dies relativ wenig am Glauben an die Quelle, denn Pilger kamen weiterhin und selbst 1841 konnte man am Abend vor dem Tag der Dreifaltigkeit, dem Tag an dem die Quelle die größte Kraft hat, noch Tausende von Pilgern an der Svinnegarns Källa zählen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Pilger weniger, ohne dass jedoch der Glaube an das heilige Wasser je ganz verschwand.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, september 18

Die Kirchstadt Gammelstad (Gammelstads Kyrkstad) bei Luleå

Während die Kirchstädte Arvidsjaur und Fatmomakke deutlich mit der Besiedlung Lapplands zu tun haben, hat die bekannteste Kirchstadt Nordschwedens, nämlich die Gammlestads Kirchstadt (Gammelstads Kyrkstad) bei Luleå eine völlig andere Geschichte, was auch dazu führte, das sich diese Kirchstadt zur größten Kyrkstad des Nordens entwickelte und insgesamt 424 Gebäude umfasst, also selbst von der Größe her einer mittelalterlichen Großstadt entspricht.

Gammelstad, also das frühe Luleå, war schon zur Zeit der Wikinger als Handelsort bekannt und ab Mitte des 13. Jahrhunderts kann man nachweisen, dass Händler aus Stockholm und Åbo (Turku) nach Gammelstad kamen um mit den Sami Handel zu treiben. Dies war auch der Grund dafür, dass hier ab dem 14. Jahrhundert eine natürliche Ansiedlung entstand, eine Kirche gebaut wurde und die Stadt den mittelalterlichen Charakter der südlicheren Teils Schwedens annahm.

Als daher die Kirchenpflicht auch für die samische Bevölkerung zu gelten begann, wurde Gammelstad einfach ausgebaut nach dem gleichen Baustil mit dem die Siedler bereits begonnen hatten. Die Kirchstadt Gammelstad war daher eine Mischung aus Kirchstadt und Handelsstadt, die sich zwar nach den wichtigsten Markt- und Kirchentagen zum großen Teil leerte, aber dennoch als lebender Ort erhalten blieb und sich nicht vollständig leerte.

Die Gammelstads Kyrkstad weicht aber noch in einem anderen Punkt von den rein samischen Kirchenstädten ab, denn Gammelstad lag an einem strategisch wichtigen Punkt an dem die verschiedensten Gruppen interessiert waren und wo deshalb auch zahlreiche Kämpfe ausgetragen wurden. Der Ort war daher auch in Hinsicht auf die verschiedenen möglichen Angriffe angelegt werden. Die Kirche in Gammelstad ist daher eine typische Verteidigungskirche um die sich die Häuser gruppieren, was den Vorteil hatte, dass sich die ständigen Bewohner bei einem Angriff sehr schnell in die Kirche zurückziehen konnten um von dort aus den Feind abzuwehrten.

Die Kirchstadt Gammelstad, die seit 1996 Weltkulturerbe ist, wurde bis gegen 1950 auf traditionelle Weise benutzt und wird heute vor allem noch zu bestimmten Ereignissen, unter anderem Mittsommer, aktiv, wobei sich diese Kirchstadt immer mehr zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt, so dass es bisweilen schwierig ist sich die frühere Atmosphäre noch vorzustellen wenn man durch die engen mittelalterlichen Straßen von Gammelstad geht.

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måndag, september 17

Die Wandteppiche von Överhogdal aus Jämtland

Zu den geschichtlichen Rätseln der schwedischen Geschichte gehören die Wandteppiche von Överhogdal, einer Serie von fünf Teppichen, die 1909 bei der Renovierung der Överhogdal Kirche in der Sakristei gefunden wurden und nach den C14 Messungen aus dem Jahre 2005 mit höchster Wahrscheinlichkeit zwischen 1040 und 1170 gewebt wurden, also zur Epoche der Wikinger.

Bei den fünf Wandteppichen, die man im Jämtli Museum in Östersund betrachten kann, handelt es sich um die einzigen erhaltenen Wandteppiche Skandinaviens, die noch Zeugen der Wikingerzeit sind und deren eingewobenen Symbole sowohl Zeugen der nordischen Mythologie als auch der Christianisierung sind.

Die Överhogdalsbonader, wie die fünf Wandteppiche im Schwedischen genannt werden, werden als Serie betrachtet, auch wenn nur vier nach der Sumak-Technik auf Leinengrund gewebt wurden und der fünfte Teppich doppelt gewebt wurde.

Geschichtlich interessant ist natürlich nicht nur die angewandte Webtechnik der Zeit der Wikinger, sondern vor allem die Abbildungen, auch wenn sich hier die schwedischen Geschichtswissenschaftler in vielen Punkten nicht einig über die Deutung sind. Das Hauptproblem besteht darin zu erklären in welchem Verhältnis die mythologischen zu den christlichen Symbolen stehen, ob also die zwei Glaubensrichtungen parallel zu sehen sind, aufeinander folgend oder ob die Bilder ausdrücken sollen, dass der katholische Glauben die heidnischen Götter besiegte, da dieses Wissen uns heute mehrere Antworten zur Christianisierung geben könnte

Eine sehr häufige Erklärung des Inhalts der Bilder ist auch, dass bei der Serie Ragnarök, also der Weltuntergang, gezeigt werden soll aus dem dann die neue Religion entsteht, da dies eine Erklärung dafür wäre, warum die katholischen Mönche so großen Erfolg hatten, denn nach der nordischen Mythologie war der Weltuntergang ja vorherbestimmt, und niemand weiß heute welches Götterbild die Priester jener Epoche der einfachen Bevölkerung näher brachten, denn vielleicht war der katholische Gott niemand anders als Oden selbst. Sicher ist im Grunde jedoch nur, dass die fünf Wandteppiche zur Zeit des Umbruchs hergestellt wurden und alles andere wird nur aus den Abbildungen interpretiert.

Eine der Hauptfragen, die immer wieder auftaucht, ist jene, warum der Lebensbaum Yggdrasil bei mehreren der Wandteppichen von Överhogdal im Zentrum steht und welche Bedeutung die beiden roten Vögel auf der Spitze des Baumes haben, denn leider geben auch die Überlieferungen der nordischen Sagen keinen klaren Aufschluss über die Abbildungen, sondern lassen der Phantasie einen großen Spielraum.

Unabhängig ob man die Botschaft der Wandteppiche je lösen wird, so handelt es sich bei den Wandteppichen von Överhogdal um das einzige symbolische Dokument, das den Übergang vom nordischen Glauben zum Christentum in irgend einer Weise von schwedischer Seite dokumentiert und nicht auf Aussagen beruht, die christliche Vertreter wie Adam von Bremen oder andere schriftlich hinterließen.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, september 16

Katarina Karlsdotter, eine schwedische Königin ohne Einfluss

Katarina Karlsdotter gehörte der Linie der Gumsehuvud an, einem Geschlecht, das durch besondere Errungenschaften von Steuern befreit war, auch wenn man die Ursache hierfür nicht kennt, da wenig über die Linie der Gumsehuvud bekannt ist.

Katarina Karlsdotter wurde im Jahre 1418 als Tochter von Karl Ormsson geboren und heiratete am 5. Oktober 1438 den damaligen Reichsvorstand Karl Knutsson (Bonde), der 1448 König von Schweden wurde. In diesem Zusammenhang wurde Katarina am 2. Juli 1448 in der Domkirche in Uppsala vom damaligen Erzbischof Jöns Bengtsson zur Königin Schwedens gekrönt.

Während der zwölfjährigen Ehe kamen neun Kinder zur Welt unter denen Birgitta Nonne im Kloster Vadstena wurde und Magdalena sich mit dem Reichsrat Ivar Axelsson verheiratete. Wie auch die Kinder des Ehepaares, so spielte Katarina Karlsdotter, die zweite Ehefrau von Karl Knutsson, keine große Rolle in der schwedischen Geschichte und kümmerte sich mehr um Familie und die rein privaten Angelegenheiten des Königshauses. Katarina galt als offen, immer freundlich, aber ohne Interesse für die Staatsgeschäfte.

Katarina Karlsdotter starb am 7. September an der Pest und wurde in der Klosterkirche in Vadstena beigesetzt, zumal sie sich bereits während ihres Lebens immer wieder für das Kloster einsetzte. Ihr Grabstein kann noch heute in Vadstena besucht werden.

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lördag, september 15

Kristianstad ersetzt zwei alte Städte Schwedens

Kristianstad ist, geschichtlich gesehen, eine relativ junge Stadt Schwedens und wurde nach dem Ende des Kalmarkrieges vom dänischen König Kristian IV. gegründet. Ursache dieser Stadtgründung war allerdings, dass die vorherige Stadt Vä im Krieg von Gustav II. Adolf vollständig zerstört worden war, der Ort aber seit dem Mittelalter eine wichtige Rolle wegen den Eisenwerken und den Silberschmieden spielte, sowie auf dem Flussweg mit der Ostsee verbunden war.

Wie sehr häufig in jener Epoche, so wurde die neu gegründete Stadt nach dem derzeitigen Herrscher und Stadtgründer benannt, also nach Kristian IV. Auch wenn Kristianstad bereits 1614 angelegt wurde, so erhielt die Stadt den Privilegienbrief erst 1622 ausgehändigt, inklusive dem Recht Import und Export zu betreiben. Bei dieser Gelegenheit wurden dann auch die Stadtrechte für den Vorgänger Vä und für Åhus eingezogen, den Kristian wollte nur eine mächtige Stadt in der Umgebung haben.

Mit den Stadtprivilegien erhielt Kristianstad auch das Stadtsiegel, das natürlich den Gründer Kristian IV. in irgendeiner Weise ausdrücken sollte und daher ein „C4“ wurde. Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist lediglich, dass dieses ausländische Symbol in Kristianstad erhalten blieb selbst als die Stadt später zu Schweden kam. Noch heute findet man selbst im Stadtwappen die dänischen Symbole, was vermutlich weltweit eine einmalige Situation ist.

Um zukünftige Probleme weitgehend zu verhindern, bekam Kristianstad vom ersten Tag an eine Festung mit Wallgraben, Wällen und Bastionen, die jeden Angriff von schwedischer Seite verhindern sollten. Allerdings konnten diese Vorkehrungen nicht verhindern, dass Kristianstad bereits mit dem Frieden von Roskilde Stadt zurückerobern wollten, gelang ihnen dies jedoch immer nur für kurzer Dauer.

Allerdings kehrte in Kristianstad noch keine Ruhe ein als die Stadt zu Schweden gehörte, denn als Gustav III. im Jahre 1772 seinen Staatsstreich vorbereitete, so wurden die Handlungen in Stockholm, in Sveaborg und in Kristianstad vorbereitet.

Kristianstad gewann dann sehr schnell an Bedeutung und entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte zur mächstigsten Stadt der Umgebung, die etwa die gleiche Größe hatte wie Malmö, und wurde 1719 zur Residenzstadt der Region. Die Schutzwälle störten bereits im 19. Jahrhundert die Ausdehnung Kristianstads und wurden stufenweise abgebaut.

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fredag, september 14

Karin Månsdotter, die erste bürgerliche Königin Schwedens

Karin Månsdotter wurde vermutlich am 6. Oktober 1550 im Uppland geboren, wobei bei einigen Aufzeichnungen allerdings auch der 6. November als Geburtstag angegeben ist, und wuchs, bevor sie Hofdame wurde, in einfachsten Verhältnissen auf, denn ihr Vater Måns war Landsknecht, also eine Art Wärter für Gefangene und die die Geschwister der Mutter waren einfache Landwirte. Eine Beschäftigung im Schloss war daher bereits ein bedeutender gesellschaftlicher Aufstieg für Karin Månsdotter.

Karin Måndotters Geschichte beginnt im Jahre 1565, als sie die Kammerjungfrau von Elisabet Vasa war. Sehr schnell reihte sich die 15-jährige in die Gruppe der Liebhaberinnen des Königs Erik XIV. (Erich XIV.) ein, wobei es ihr jedoch gelang bald alle anderen Liebhaberinnen vom König fernzuhalten um eine gewisse Sonderstellung beim König einzunehmen, eine Situation, die vom Hofstaat und dem Reichsrat lediglich geduldet war.

Noch im gleichen Jahr gewährte Erik XIV. Karin Månsdotter eine Behandlung, die eher einer Königin als einer Liebhaberin gerecht wurde, denn sie bekam eigene Diener, konnte ihre Kleidung selbst wählen und hatte eigene Räume im Schloss. Und als im kommenden Jahr die gemeinsame Tochter Sigrid geboren wurde, so wurde das Kind unmittelbar als Prinzessin behandelt.

Am 13. Juli 1567 verheiratete dann der Erzbischof Karin Månsdotter heimlich mit Erich XIV. Auch wenn der Reichsrat davon informiert war und widerwillig zugestimmt hatte, wurde die Hochzeit dann erst am 4. Juli 1568 mit einer offiziellen Trauung und am folgenden Tag mit der Krönung bestätigt, obwohl Katarina, wie sie als Königin genannt wurde, bereits seit Dezember des Vorjahres als Königin angesprochen werden musste und auch über ein königliches Siegel verfügte.

Da der schwedische Hochadel mit der Entscheidung des Königs nicht einverstanden war und dieser Katarina auch nicht als würdige Königin des Landes empfand, obwohl sie in der Zwischenzeit die Sitten des Hofes gelernt hatte, wurde der König im September 1568 abgesetzt und durch Johan III. ersetzt. Karin Månsdotter, die erste von bisher drei schwedischen Königinnen aus bürgerlichem Haus, übte daher ihre königliche Macht nur ein knappes Jahr lang aus.

Als der ehemalige König gefangen genommen wurde, folgte ihm Karin Månsdotter mit den Kindern von einem Gefängnis zum nächsten, wobei das zweite Kind, Gustav Eriksson Vasa, allerdings der offizielle Thronerbe war und, einmal erwachsen, jederzeit seine Rechte geltend machen konnte.  

1573 wurde die Ehe zwischen Karin Månsdotter und dem ehemaligen König Erik XIV. im Auftrag von Johan III. geschieden und Karin wurde mir den Kindern im Schloss Åbo gefangen genommen. Zwei Jahre später wurde Karin Månsdotter der Thronfolger genommen und sie sollte ihren Sohn erst 1596 wieder sehen. Karin blieb bis zum Tode ihres früheren Mannes im Jahre 1577 gefangen, erhielt dann jedoch von Johann III. das Gut Liuksiala in Finnland auf Lebenszeit zugeteilt, wo sie bis zu ihrem Tod am 13. September 1612 ein zurückgezogenes Leben führte. Bemerkenswert dabei ist auch, dass ihr Gut während der Bauernaufstände in Finnland das einzige adelige Gut war, das von den Bauern nicht geplündert wurde, was auf ein sehr gutes Verhältnis zeugen kann, das Karin zur einfachen Bevölkerung pflegte.

Während ihres Aufenthalts in Liuksiala machte Karin Månsdotter nur eine einzige Reise nach Schweden, als sie 1582 den König, Katarina Jagellonica und Katarina Stenbock treffen sollte. Bei dieser Gelegenheit übergab ihr der König weitere Besitztümer ihres ehemaligen Mannes. Ihrem Sohn Gustav war Schweden für immer verwehrt und die Tochter Sigrid wurde zurück an den königlichen Hof gerufen und heiratete zweimal hohe Adelige. Die beiden Söhne Henrik und Arnold, die während der Gefangenschaft ihres Mannes geboren worden waren, existierten für das Königshaus nicht.

Karin Månsdotter ist die einzige schwedische König, die nicht auf heute schwedischem Raum beerdigt wurde, sondern in der Domkirche in Åbo (Turku) liegt.

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torsdag, september 13

Die Gärdslösa Kyrka auf Öland

Die Gärdslösa Kyrka auf Öland ist eine Steinkirche, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht und den Charakter der mittelalterlichen Kirchen auf der Insel am deutlichsten ausdrückt, wobei diese Kirche durch den Sommeraufenthalt der Königsfamilie und einige familiäre Anlässe der Familie Bernadotte auch ein moderner touristischer Anziehungspunkt wurde.

Vermutlich war die Gärdslösa Kirche während des Mittelalters die wichtigste Kirche der Insel, da hier auch der Prost, also der bedeutendste Priester Ölands, aktiv war. Hinzu kommt, dass beim Bau der Kirche eine Runenstein mit christlicher Inschrift verwendet wurde, der Mitte des 11. Jahrhunderts geschlagen worden war und den Hinweis darauf gibt, dass die Umgebung um den Ort Gärdslösa bereits sehr früh christianisiert war und möglicherweise sogar der Ausgangspunkt der Christianisierung von Öland war.

Die ältesten Teile der Gärdslösa Kyrka, so der linke Teil des Langhauses , stammt noch aus dem 12. Jahrhundert, während die Skulpturen der gotischen Portale und die Kreuzbogen gegen 1240 hinzukamen. Als wahrer Kunstschatz der Kirche werden die Kalkmalereien des Gewölbes und der Wände betrachtet, denn der älteste Teil geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, wobei das Kunstwerk dann 1498 von Magnus Ingelsson weitergeführt wurde und der letzte Teil von Peter Bundi gemalt wurde, der das Gesamtwerk damit im Jahre 1642 fertigstellte. Diese Malerei gibt nicht nur einen Einblick in die Kirchenkunst jener Epoche, sondern auch in die Denkweise und die Techniken, die man beim Malen verwendete und zeigt wie sich die schwedischen Katholiken des Mittelalters eine Kirche vorstellten.

Auch wenn der Altar der Gärdslösa Kyrka durch seine monumentale Gewalt die Kirche dominiert, so entstand der Aufsatz erst zwischen 1764 und 1766 und ähnelt in groben Zügen jenem in der Domkirche von Kalmar, was natürlich kunsthistorisch von Interesse ist, jedoch nichts mit dem Ursprung der Kirche zu tun hat.

Die Fenster der Kirche wurden gegen 1870 ausgetauscht, mit einer Ausnahme im Norden, wo man noch ein Fenster findet, das seit dem Bau des Gebäudes unverändert blieb und damit den mittelalterlichen Charakter des ursprünglichen Gebäudes noch deutlich macht.


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onsdag, september 12

Der Frösöstenen, der nördlichste Runenstein Schwedens

Der Frösöstenen (Frösöstein), den man heute vor dem Gebäude der Regionalregierung auf Frösön findet, ist nicht nur der einzige Runenstein, den man im Jämtland entdeckte, sondern auch der nördlichste Schwedens. Obwohl der Texte in diesem Fall gut zu lesen ist, bleiben mehr Fragen als der Stein Antworten geben kann.

Der Frösöstein wurde gegen das Jahr 1050 aufgestellt und wird als Zeichen der Christianisierung des Jämtlands gewertet, da man deutlich lesen kann, dass Östman (Austmaðr) das Jämtland christianisierte. Unbekannt ist dabei wer Östman war, woher er kam oder welche Macht er überhaupt hatte, denn Östman taucht in keinem anderen geschichtlichen Dokument Schwedens auf.

Weiterhin kann man dem Stein entnehmen, dass „Asbiorn gærði bro.“, also ein gewisser Åsbjörn die Brücke baute. Auch hier kann man nur annehmen, das es sich dabei um eine Brücke an einem Handelsweg der Wikinger handelte, ohne dass dies jedoch in irgendeiner Weise belegt werden kann, denn hier wurde bisher keine bedeutende Handelsstraße der Wikinger registriert. Sicher ist jedoch, dass diese Brücke eine bedeutende Errungenschaft um diese Zeit war und eine wichtige Rolle spielte.

Ein weiteres Rätsel gibt die Sprache auf, die man beim Frösöstenen benutzte, denn die Forscher sind sich hier nicht einig, ob es sich um ein frühes Jämtska (Jämtisch) handelt oder um ein Altschwedisch aus norwegischem oder schwedischem Raum. Ohne diese Kenntnisse kann man jedoch nicht sagen welche Volksgruppe auf der Insel Frösö zur Zeit der Wikinger lebte und auf welchen Einfluss der Frösöstein zurückzuführen ist.

Ebenso erstaunlich ist, dass man im Jämtland ausschließlich den Frösöstenen gefunden hat, denn es wäre logisch, dass man hier auch die sonst üblichen Erinnerungssteine aufstellte, vor allem wenn hier ein Handelsweg entlang führte. Die Frage ist daher, ob dieser Runenstein tatsächlich einmalig ist, oder ob andere noch vergraben liegen, zerstört wurden oder beim Bau von Kirchen verwendet wurden.

Um das Rätsel jedoch zu vervollständigen, so weiß man auch nicht wo der Frösöstenen ursprünglich stand, denn es ist auch möglich, dass er durch christliche Einflüsse auf die Insel Frösö transportiert wurde, denn die Insel erhielt ihren Namen nach dem altnordischen Gott Frö (Frej), den Gott der Fruchtbarkeit, wobei die Insel auch bis 1786 als das Zentrum des Jämtlands galt, also geschichtlich von maßgeblicher Bedeutung war.

Außer dem Frösöstein gibt es im gesamten skandinavischen Raum nur noch einen einzigen Runenstein, der nicht als Erinnerungsstein gedacht war, sondern von der Christianisierung spricht. Allerdings befindet sich der zweite dieser Runensteine, der Jellingestenen, in Dänemark.

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tisdag, september 11

Jokkmokk in der schwedischen Geschichte

Als sich Karl IX. zu Beginn des 17. Jahrhunderts entschlossen hatte auch das nördlichste Schweden in sein Reich einzugliedern, so wollte er in erster Linie auch zentrale Stellen der Sami unter seine Gewalt bekommen und diese überwachen. Einer dieser Treffpunkte der Sami war die Umgebung des heutigen Jokkmokk. Archäologische Funde beweisen, dass dort bereits Handel betrieben wurde, lange bevor Karl IX. seine Beauftragten in die Gegend schickte, denn die ältesten Funde gehen bis ins Jahr 900 zurück, die Epoche der Wikinger.

Nach dem gleichen Stil wie in Arvidsjaur oder später Fatmomakke als in ganz Lappland Kirchdörfer angelegt wurden, so wurde auch in Jokkmokk gegen 1605 dort als erstes eine Kirche gebaut und ein Kirchdorf errichtet. Der Unterschied zu Arvidsjaur war jedoch, dass der König in Jokkmokk nicht nur den Kirchbesuch als Pflicht machte, sondern auch die Anwesenheit auf dem damals dreiwöchigen Markt. Die Idee war Jokkmokk zum Marktzentrum Lapplands zu machen, denn je weniger Marktmöglichkeiten für die Sami existierten, um so besser konnte die Krone den Handel überwachen und Steuern eintreiben.

Bei Ausgrabungen aus den 30er Jahren konnte man in der Nähe der Vårdcentralen in Jokkmokk Reste alter Gebäude und Gräber finden, die gegen 1607 erbaut wurden, was darauf hinweisen könnte, dass dort auch die erste Kapelle des Ortes erbaut wurde. Auch dort, wo heute der jährliche Markt von Jokkmokk stattfindet, fand man Reste von Koten und Kirchhäuschen, die Zeugen der Zwangschristianisierung der Sami sind.

Obwohl man 1660 Silber im Gebirge von Kvikkjokk fand, das von den Sami über Jokkmokk zur Küste transportiert werden musste, entwickelten sich in der Umgebung Jokkmokks erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts auch feste Ansiedlungen, einer Zeit, als die Gewinnung von Silber wegen Unrentabilität bereits wieder eingestellt worden war.

Im Jahre 1732 können in Jokkmokk dann die ersten dauerhaften Gebäude nachgewiesen werden, wobei in diesem Jahr in Jokkmokk auch eine staatliche Schule für Kinder der Sami eingerichtet wurde, die vom König sehr schnell zur Pflicht gemacht wurde, da er glaubte damit die Sami besser in die schwedische Gesellschaft integrieren zu können. Gleichzeitig hatte die Krone auch Sieder nach Jokkmokk locken können, denen gewisse Steuererleichterungen geboten wurden und er schenkte ihnen Land der Sami, da er davon ausging, das Nomaden kein Land besitzen konnten und daher alles der schwedischen Krone gehört.

Als sich im 18. Jahrhundert die Bevölkerung in Jokkmokk vor allem durch Siedler aus den südlicheren Teilen Schwedens ausdehnte, wurde die Kirche zu klein und 1753 wurde eine größere Kirche gebaut, die jedoch bei einem Brand im Jahre 1972 vollständig zerstört wurde. Die heutige Gamla Kyrka ist daher eine Replik dieser alten Kirche und wurde gemäß der früheren Pläne an der gleichen Stelle wieder aufgebaut.

Heute ist Jokkmokk ein bedeutendes touristisches Zentrum Lapplands, dessen Markt zum 400. Jubiläum Anfang Februar 2012 rund 80.000 Besucher anzog. Auch wenn ein Teil der Bevölkerung Jokkmokks samischen Ursprungs ist, so ist heute die Politik Stockholms in den meisten Punkten maßgebend, was die Sami in eine gewisse Randposition drängt und immer wieder zu Spannungen führt.

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måndag, september 10

Die vorrömische Eisenzeit in der Geschichte Schwedens

Der bedeutendste Umbruch von der Bronzezeit in die ältere Epoche der Eisenzeit, die sogenannte vorrömische Eisenzeit (550 vor Christus bis zum Jahre 0), drückt sich darin aus, dass die Hügelgräber den Urnengräbern Platz machen, die Toten also verbrannt werden und die Asche dann in Urnen gelegt wurde, die dann begraben wurden.

Parallel dazu nimmt man an, dass die Macht der Stammeshäuptlinge bei diesem Übergang abnahm, eventuell weil sich die Bevölkerung vermehrt hatte und einzelne Gruppen immer öfter aufeinander stießen, miteinander handelten und dadurch auch zu einer neuen Machtstruktur fanden.

Ein weiteres Problem der vorrömischen Eisenzeit war, dass sich das Klima wieder abkühlte, was das Überleben in Schweden erschwerte. Es ist daher auch anzunehmen, dass ein Teil der Bevölkerung wieder Richtung Süden wanderte und manche auch Schweden verließen. Einige Forscher nennen die vorrömische Eisenzeit wegen der Kälte auch Fimbulvintern, eine Bezeichnung aus der schwedischen Mythologie.

Die Kenntnisse über die vorrömische Eisenzeit entstammt, im Gegensatz zu den vorhergehenden Epochen, nicht mehr ausschließlich den Theorien der Archäologen und Geschichtswissenschaftler, sondern man greift auch auf Sagen und erste schriftliche Aufzeichnungen zurück, auch wenn diese vom wissenschaftlichen Standpunkt nicht bestätigt werden können und im römischen Raum zu suchen sind.

Trotz der Kälte, die während der vorrömischen Eisenzeit über Schweden lag, so liegen Funde vor, die erstmals auch eine Besiedlung von Nordschweden beweisen und als vorsamische Kultur angesehen werden kann und damit ein Beginn der samischen Geschichte. Dass es sich dabei um eine eigenständige Kultur handelt, schließt man vor allem auf die Keramikfunde im samischen Raum, der sogenannten Asbestkeramik, die auch typisch für den finnischen Kulturraum jener Zeit war.

Dass während der vorrömischen Eisenzeit eine gewisse Verbindung zu Norddeutschland bestand, schließt man auch daraus, dass die schwedische Kultur dieser Epoche eine klare Parallele zur norddeutschen Jastorf-Kultur aufweist. Wie diese Verbindung aussah oder wie sie entstand konnte bisher jedoch noch nicht geklärt werden.

Was den Verdacht auf diese Verbindungen stärkt, sind Funde, unter anderem Gold, die eine Handelsbeziehung voraussetzen. Erstaunlich ist in diesem Rahmen auch, dass die ältesten Leinsamen während der vorrömischen Eisenzeit nach Schweden gekommen waren. Allerdings wurde Leinsamen aus dieser Epoche bisher lediglich in Ödeshög gefunden.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, september 9

Blanka von Namur wird Königin von drei Reichen

Blanka von Namur, oft auch nur Blanche genannt, wurde gegen 1320 auf der Festung von Namur in Belgien als Tochter des Grafen Jean Dampierre von Namur und der Gräfin Marie von Artois geboren. Durch ihre Ehre mit Magnus Eriksson im Jahre 1335 wurde sie Königin von Schweden, Königin von Norwegen und Königin von Skåne, das zu jener Zeit von Magnus Eriksson regiert wurde.

Es ist völlig unbekannt wie Magnus Eriksson von der Existenz von Blanka de Namur erfuhr oder wie es dazu kam, dass er sie als seine zukünftige Frau wählte. Sicher ist nur, dass der schwedische König im Juni 1334 mit einem großen Gefolge nach Namur aufbrach um dort unmittelbar um die Hand von Blanka anzuhalten. Die Verlobung fand nahezu unmittelbar statt und im Herbst des gleichen Jahres kehrte Magnus Eriksson nach Schweden zurück.

Im Herbst des folgenden Jahres kam Blanka von Namur in Schweden an und im Oktober oder November 1335 fand die Hochzeit vermutlich auf der Bohus fästning (Festung Bohus) statt, der Verteidigungsanlage, die sie im Jahre 1353 als Geschenk erhielt.

Als Morgengabe erhielt Blanka von Namur nach der Hochzeitsnacht Tønsberg, die älteste Stadt Norwegens mit der umgebenden Region, Lödöse und das Schloss Lindholmen auf Hisingen. Als sie 1353 die Bohus fästning als weitere Morgengabe erhielt, schenkte ihr Magnus Eriksson zusätzlich die Insel Marstrand und den südlichen Teil des Bohuslän, Orust ausgenommen.

Blanka von Namur wurde am 22. Juli 1336, also knapp ein Jahr nach der Ehe, in der Storkyrkan in Stockholm zur schwedischen Königin gekrönt.

Von dritter Seite wurde Blanka von Namur grundsätzlich als außerordentlich schön und als sehr klug beschrieben, aber es gibt keinerlei Gemälde auf dem die Königin mit Sicherheit abgebildet ist. Den einzigen Hinweis zu ihrem Aussehen kann man ihrem Siegel entnehmen, das auf einem Dokument von1346 gefunden wurde, wo eine Frau mit langem Kleid und einer Krone in der Hand stilisiert zu sehen ist.

Kurz nachdem ihr Sohn Håkan Magnusson Margareta geheiratet hatte, die Tochter des dänischen Königs Valdemar Atterdag, verstarb Blanka von Namur plötzlich ohne dass man jedoch die Todesursache aufgezeichnet hätte. Ebenso wenig ist bekannt wo Blanche anschließend begraben wurde.

Blanka von Namur hatte mit Magnus Eriksson fünf Kinder, wobei die drei Töchter sehr früh starben und einige von ihnen im Kloster Ås im Halland beerdigt wurden. Erik Magnusson war kurze Zeit König von Schweden und von Skåne und starb an Pest. Håkan Magnusson wurde König von Schweden und von Norwegen.

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lördag, september 8

Die Geschichte der Kupfergruben in Falun

Archäologische und geologische Untersuchungen verschiedener Gegenstände, unter anderem auf Gotland, belegen, dass in den Gruben von Falun bereits gegen das Jahr 900, also der Epoche der Wikinger, Kupfer abgebaut wurde, auch wenn es zu dieser Zeit keine schriftlichen Dokumente gibt und die Ausbeute vermutlich noch relativ gering war.

Das erste Mal dass die Kupfergruben bei Falun offiziell erscheinen, ist in einem Kaufvertrag als der Bischof Peter aus Västerås ein Achtel der Grube Tiskasjöberg (Kopparberget) zurückkaufte, also den Gruben, die sich etwa einen Kilometer von Falun entfernt befinden. Die ältesten schriftlichen Privilegien wurden dann von Magnus Eriksson am 17. Februar 1347 ausgestellt.

Die Kupfergruben in Falun, in denen zeitweise allerdings auch andere Metalle wie Zink, Blei, Silber oder Gold abgebaut wurden, waren im schwedischen Mittelalter von äußersten Wichtigkeit und lieferten zwei Drittel allen Kupfers in Europa. Sie waren daher sowohl für die Besitzer als auch den König eine bedeutende Einnahmequelle. Ab 1395 gehörten die Gruben ganz dem König, der dann nur noch Rechte vergab.

Die Gruben bei Falun hatten dann im 17. Jahrhundert die größten Ausmaße erreicht, wobei die Arbeiten in dieser Zeit nicht nur von bezahlten Arbeitern und Bergleuten geleistet wurden, sondern auch viele Strafgefangene die gefährlichsten Arbeiten ausführen mussten. Da man um diese Zeit weder Schutzvorrichtungen kannte und das einzige Interesse war so viel Kupfer wie möglich abzubauen, kam es sowohl 1655 als auch 1687 zu gigantischen Einstürzen. Nur durch Zufall kam beim größten Unfall am 25. Juni 1687 niemand um, da man an Feiertagen nicht in der Grube arbeitete und der Einsturz an einem Feiertag stattfand.

Ab Beginn des 18. Jahrhunderts wurden erste Maschinen in den Kupfergruben bei Falun eingesetzt, nachdem Christopher Polhem die Bedeutung der Technik beim Bergbau erkannt hatte. Dies erleichterte zwar die Arbeit, verhinderte jedoch nicht, dass 1833 und 1876 erneut Teile der Grube einstürzten.

Die Kupfergrube in Falun mit seinen rund 4000 Schächten und Arbeitsräumen wurde 1970 teilweise für die Allgemeinheit geöffnet. Seit dieser Zeit machten bereits rund zwei Millionen Besucher die Reise in den Teil der Grube, der vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert ausgebeutet wurde und 67 Meter unter der Erdoberfläche liegt. Am 8. Dezember 1992 wurde die Kupfergrube während einer Zeremonie offiziell geschlossen. Heute werden in diesem Gebiet, das seit dem 31. Dezember 2001 zum Unesco Weltkulturerbe gehört, nur noch die Pigmente für die bekannte rote Farbe Faluns gewonnen.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, september 7

Felsmalereien am Högberget bei Ramsele im Ångermanland

In Schweden fand man, verglichen zu den Hällristningar (Felsritzungen) relativ wenige Hällmålninger (Felsmalereien, Felszeichnungen). Auch wenn man einige Felsmalereien in Westschweden gefunden hat, so häuften sich bisher aus unerklärlichen Gründen die Funde in Nordschweden, wobei die nördlichsten Hällmålningar bisher bei Jokkmokk in Lappland entdeckt wurden.

Die Felsmalereien, die man vor allem Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahrhunderts am Högberget bei Ramsele fand wurden etwa 3200 vor Christus, also während des Neolithikum dort aufgetragen und sind daher auch in schlechtem Zustand, auch wenn einige der Details noch deutlich zu Tage treten. Es handelt sich bei diesen Malereien, die auf mehrere meist senkrechte Felsblöcke verteilt sind und in einem Fall neben einer Höhle der Jungsteinzeit liegen, um die größte bisher gefundene Ansammlung an Hällmålningar in Schweden.

Die Motive auf den Felsmalereien am Högberget sind überwiegend rote Elche, also vermutlich Jagdmotive dieser Epoche. Einige Archäologen sind allerdings auch der Meinung, dass die Bilder rituelle Opfer darstellen, wobei es natürlich immer schwierig ist Malereien aus einer Zeit zu deuten aus der man über keinerlei schriftliche Quellen verfügt.

Die rote Farbe, die man für die Felsmalereien oder Felszeichnungen verwendete wurde aus gebranntem Hämatit (Blutstein) hergestellt, der mit Fett, Blut, Eiern, Urin und Spucke vermischt wurde und dann vermutlich mit Fingern, Federn oder Holzstücken aufgetragen wurde. Aber über die angewandte Technik kann man natürlich nur zu Theorien greifen, den bisher konnte man wissenschaftlich keine klaren Hinweise finden. Dass diese Felsmalereien über 5000 Jahre überstanden haben, liegt daran, dass durch eine natürliche Witterungserscheinung eine Art Haut über den Bildern gebildet wurde, die das Auswaschen der Farbe verhinderten. Hinzu kommt natürlich, dass alle Funde an relativ geschützten Stellen stattfanden.

Die Theorie der Jagdmotive wird auch dadurch gestützt, dass man am Fuße des Högbergets insgesamt 35 Fallgruben für die Elchjagd entdeckte, die aus der gleichen Epoche stammen wie die Felsmalereien.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, september 6

Svear und Götar in der schwedischen Geschichte

Auch wenn man im Laufe der Geschichte Schwedens immer wieder von den Svear, den Bewohnern, die im Uppland ihr Zentrum hatten, und der Götar, deren Bereich sich an der Südspitze des Vänern konzentrierte, spricht und beide gemeinsam als die Urvölker der Schweden bezeichnet, wobei nach den meisten Geschichtsschreibern die Götar im alten Großreich Svitjod aufgingen, so entspricht diese Aussage kaum der Realität.

Bei dieser Aussage vernachlässigt man die Reiche Südschwedens, die Reiche Nordschwedens und selbst Gotland und betrachtet die Svear und die Götar als zwei ethnische Gruppen mit der heutigen Vorstellung und nicht mit den Augen der Eisenzeit und im Zusammenhang der Entwicklung Schwedens, die zur Eisenzeit führte, denn vermutlich gab es im Schweden vor Erik Segersäll sehr verschiedene Sprachgruppen und auch sehr viele Herrscher im heutigen schwedischen Raum, die sicher teilweise auch auf kriegerische Weise in andere Reiche eingegliedert wurden, aber meist jedoch auf Grund von Abkommen, die beiden Seiten einen Vorteil brachten. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass die Könige des geeinten Svitjod gewählt wurden und, über die Eriksgatan, noch bis zur Machtergreifung durch Gustav Vasa von jeder angeschlossenen Region, also verschiedenen Herrschern, bestätigt werden musste.

Noch schwieriger ist die Frage woher die sogenannten Svear und die Götar überhaupt kamen, denn diese beiden Volksnamen entstanden nicht in Schweden, sondern wurden von Autoren wie Plinius der Ältere, Tacitus oder Adam von Bremen verwendet, Personen, die Schweden gar nicht betreten hatten, sondern übernahmen was ihnen zugetragen wurde. Niemand kann heute sagen ob und wo tatsächlich eine Volksgruppe lebte, die sich Svear oder Götar nannte, denn es gibt keine Beweise, sondern nur Hypothesen und der Glaube daran, dass frühere Geschichtsschreiber wohl wussten worüber sie schrieben, eine Auffassung, die man wohl kaum bei Geografie, Astronomie oder anderen anderen Bereichen gelten lassen würde.

Die Frage, die man sich bei der Unterscheidung von Svear und Götar bereits stellen müsste, ist jene, woher die Schweden, beziehungsweise die verschiedenen schwedischen Gruppen, die sich im heutigen Schweden niederließen, überhaupt kamen, was geradezu unmöglich ist, da die Epoche der Einwanderung vom Ende der Eiszeit bis zum Ende der Völkerwanderung selbst mit DNA-Analysen kaum erforscht werden kann, und bereits damals gab es Verbindungen die bis nach Asien reichen, nach Afrika und in nahezu alle Himmelsrichtungen. Wer besiedelte also tatsächlich das Götaland und das Svealand wenn man von den beiden genannten Zentren im Uppland und in Westschweden ausgeht?

Vermutlich werden wir nie erfahren ob es einheitliche Volksgruppen gab, die sich Svear und Götar nannten, aber wir müssen beginnen die Zeit als diese Begriffe entstanden in einem anderen Licht sehen als eine chronologische Geschichtsschreibung erlaubt, da Schweden selbst zur Hochzeit der Wikinger noch kaum mehr als 300.000 Einwohner hatte, die sich auf eine gigantische Fläche verteilten, zahlreiche Sprachen verwendeten und über ethnische Gruppen verfügte, die nicht einmal etwas voneinander wussten.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, september 5

Die Geschichte der Tunaborgen in Österskär

Die Ruinen der Tunaborgen (Tunaburg) in Österskär wurden erst gegen 1920 entdeckt, obwohl die ehemalige Bischofsburg an einer strategisch wichtigen Stelle auf einer Anhöhe errichtet worden war und vor allem unter Sten Sture den äldre eine wichtige Rolle beim Kampf zwischen den katholischen Bischöfen und der Stockholmer Regierung spielte und dadurch in zahlreichen Dokumenten verzeichnet war.

Die ältesten Teile der Tunaborgen stammen aus dem 13. Jahrhundert, auch wenn man annehmen muss, dass an der gleichen Stelle bereits vorher Gebäude existierten, nachdem man in einem Brief des Erzbischofs Nils Allesson lesen kann „... in unserem Gut Tuna in Åker ...“ und aus der Tatsache heraus, dass bereits ab dieser Zeit sämtliche Kirchensteuern der Region in Tuna eingezogen wurden.

Die Ruinen der Tunaborgen in Österskär wurden mehrmals sehr intensiv untersucht, wobei man zum Ergebnis kam, dass der Turm der kirchlichen Festung bereits im 13. Jahrhundert gebaut wurde und die Anbauten dann in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hinzugefügt wurden, etwa zur gleichen Zeit, als der zuständige Erzbischof auch Arnö im Mälaren bebauen ließ.

Die Tunaborgen, die auch von einem Burggraben umgeben war, war bis zur Reformation eine sehr bedeutende Anlage, denn hier waren Soldaten zur Verteidigung stationiert, hier wurde Landwirtschaft betrieben und es gab großzügige Lagerräume wo die Steuerabgaben der Bauern gelagert werden konnten, von den ausgedehnten Wohnanlagen der kirchlichen Gemeinschaft ganz abgesehen.

Dass Tuna so gut befestigt war, zeigte sich vor allem im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts als sehr sinnvoll, als die Bischöfe hinter den dänischen Unionskönigen standen und in Stockholm die beiden Reichsvorstände Sten Sture den äldre und Sten Sture den yngre die Macht durch alle Mittel behalten und ausdehnen wollten und die sehr reiche Tunabburg natürlich eine Gefahr bildete. Gerade in dieser Epoche war die Auseinandersetzung zwischen kirchlicher und weltlicher Macht im Raum Stockholm und dem Mälarengebiet von Interesse und Tunaborgen war nicht nur reich, sondern beherrschte auch die Seestrecke, die vor den weiteren Landhebungen von der Ostsee bis Uppsala führte.

Als Gustav Vasa dann die katholische Kirche in Schweden entmachtete, wurde die Bischofsburg Tunaborgen Eigentum der Krone und durch eine Schenkung im Jahre 1568 ein Adelsgut des Geschlechtes von Claes Fleming, der sich jedoch wenig für die veralteten Gebäude interessierte und bereits 50 Jahre später Tunaburg verfallen ließ und teilweise abriss um dort moderne Gebäude zu bauen.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, september 4

Nämforsen, der größte Fundplatz von Hällristningar (Steinritzungen)

Touristisch gesehen ist Nämforsen vor allem wegen seinen Stromschnellen und dem Wasserkraftwerk bekannt, das sich durch die Vorbeileitung von 125 Kubikmeter Wasser pro Sekunde an den Turbinen im Sommer als Touristenattraktion präsentiert, zum Leidwesen von Vattenfall, die dieses Wasser gerne zur Stromgewinnung benutzen würden. Historisch gesehen handelt es sich jedoch bei Nämforsen in Näsåker im Ångermanland um die größte Ansammlung an Steinritzungen (Hällristningar) Schwedens.

Die rund 2300 Figuren, Linien und andere Darstellung, die man auf den Felsen ab dem 18. Jahrhundert fand, stellen überwiegend Elche dar, aber auch Menschen, Boote, Fische, Bären, Waffen und Abbildungen, die man bisher nicht deuten konnte. Die ältesten dieser Steinritzungen entstanden etwa 4000 vor Christus, auch wenn die größte Menge erst zwischen 1500 und 600 vor Christus eingeschlagen oder eingeritzt wurde. Einige der interessantesten Funde werden heute im Länsmuseum in Härnösand aufbewahrt, andere im kleineren Museum in Näsåker, wo auch die Entwicklung und die Techniken der Hällristningar beschrieben werden.

Allerdings sind an dieser Fundstelle nicht nur die Anzahl der Felsritzungen von besonderer Bedeutung, sondern auch die Tatsache, dass Archäologen hier eine Stelle fanden an der rot-ockre Farbe hergestellt wurde, und dies bereits etwa 4200 vor Christus. Diese Farbe wurde vermutlich während der Jungsteinzeit (Neolithikum) für Felsmalereien benutzt, oder auch um die Hällristningarna zu färben, eine Frage, die man bisher nicht beantworten kann.

Direkt bei den Steinritzungen entdeckten Archäologen Mitte des 20. Jahrhunderts dann auch eine der größten Siedlungen des Neolithikum, den sogenannten Ställverksboplatsen. Nirgends in Nordschweden konnte man auf so kleiner Fläche so viele Fundstücke ausgraben wie bei Nämforsen. Die verschiedenen Fund belegen, dass bei Nämforsen sowohl Quartz als auch Schiefer verarbeitet wurde. Man entdeckte Messer, Schaber und jede andere Art von Werkzeug der Epochen. Die Bedeutung der Jagd zeigt sich vor allem daran, dass man in dem ausgegrabenen Dorf rund 700 Pfeilspitzen entdeckte, mehr als an jeder anderen Fundstelle Schwedens.

Nach Hochrechnungen lebten in der Region Nämforsen gegen Ende des Neolithikum und während der Bronzezeit zwischen 500 und 1000 Jäger, die sich vermutlich auf etwa 30 Jagdgruppen verteilten und sowohl feste Ansiedlungen hatten als auch einige Lager und eine zentrale Sammlungstelle. Um mehr über die Gesellschaftsstruktur der Bewohner zu erfahren, die während dieser Zeit im Ångermanland lebten, sind allerdings noch weitere Forschungen und Ausgrabungen nötig, wobei bisher acht weitere Siedlungen registriert wurden, die sich zwischen Nämforsen und Laseleforsen befinden.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, september 3

Die Verteidigungskirche in Halltorp

Ab Ende des 12. Jahrhunderts entstanden an der Küste Ölands und entlang der Ostküste des Smålands Steinkirchen besonderer Art, da es sich dabei um Bauten handelte, die nicht nur die Gläubigen anziehen sollten, sondern auch bei der Verteidigung des Landes gegen die meist dänischen Invasoren dienen sollten. Eine dieser Kirchen ist die Halltorps Kirche (Halltorps Kyrka) in der Nähe von Kalmar.

Die Verteidigungskirche in Halltorp wurde Ende des 12. Jahrhunderts gebaut und hatte ursprünglich vier Etagen, wobei der Kirchenraum im ersten Stock war und die oberste Etage mit Schießscharten versehen war von wo aus der Feind bei einem Überfall abgewehrt werden sollte. Die Kirche in Halltorp war jene, die am allernächsten der dänischen Grenze lag und war daher auch jene, die am meisten bedroht war. Über Kämpfe, die hier stattfanden, liegen leider keinerlei Dokumente vor.

Unbekannt ist, warum die Halltorp Kirche dann bereits im 15. Jahrhundert umgebaut wurde und dabei den Burgcharakter verlor, da die Gefahr aus Dänemark nicht verschwunden war. Trotz dem Umbau kann man noch heute an der strategischen Lage und an den Mauern des Gebäudes den ursprünglichen Zweck deutlich erkennen. Der ursprüngliche Baustil ist auch noch am südlichen Eingang, den Mauern in der Kelleretage und in Teilen des Erdgeschosses zu finden.

Auch wenn die Kirche in Halltorp noch heute in vielen Punkten einer Burg ähnelt, so darf man jedoch nicht vergessen, dass mehrere Anbauten erst aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert kommen, der Bau daher vorher noch weitaus kompakter wirkte. Auch der separate Glockenturm stammt erst von 1725, was auch logisch ist, da mittelalterliche Kirchen in Schweden über keine Glockentürme verfügten, sondern die Türme überwiegend der Überwachung von Bränden dienten oder von ihnen aus die Ankunft eines Feindes rechtzeitig entdeckt werden sollte.

Der älteste erhaltene Teil innerhalb der Kirche ist das Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert, das die typischen Züge des Mittelalters trägt und, nachdem es eine Zeit lang als Trinkbecken für landwirtschaftliche Tiere und dann als Gartentisch diente, seinen Weg zurück in die Kirche fand.

Die Maße der Kirche, die aus Sandstein erbaut wurde, waren sehr großzügig bemessen, da sie im Ernstfall nicht nur die Soldaten und die Bewohner der umliegenden Häuser beherbergen musste, sondern dort auch Wertgegenstände gelagert werden sollten und selbst Tiere der Landwirtschaft unterkommen mussten.


Copyright: Herbert Kårlin