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Das Mittelalter in Schweden

Wenn man in der schwedischen Geschichte vom Mittelalter spricht, so meint man die Zeit zwischen 1050 und 1527, also die Zeit in der Schweden einerseits zu einem einheitlichen Reich geworden war und zum anderen die katholische Kirche das Land in festem Griff hatte. Das Mittelalter schließt daher an die Epoche der Wikinger an und endet mit Gustav Vasa und der Reformation.

In der Regel wird das Mittelalter in Schweden in zwei Epochen unterteilt, wobei das frühe Mittelalter 1350 endet und die Zeit der Kreuzzüge mit der Eroberung Finnlands sowie die Gründung der wichtigsten Städte, den Feudalismus und die Etablierung der Klöster beinhaltet und im folgenden späten Mittelalter vor allem die Pest nach Schweden kam, die Kalmarer Union gegründet wurde, die erste Universität öffnete und das gedruckte Buch ins Land kam.

Der Beginn und das Ende des schwedischen Mittelalters ist allerdings künstlich festgelegt, so dass sich noch heute Geschichtswissenschaftler über die Verschiebung einiger Zahlen streiten, zumal man weder nachweisen kann, wann die Epoche der Wikinger tatsächlich zu Ende ging, noch wann die Reformation genau statt fand.

Die Christianisierung, die in Schweden bereits im neunten Jahrhundert begann, war gegen 1050 nahezu abgeschlossen und auch einer der Faktoren, die aus den verschiedenen schwedischen Ländern ein einziges Reich machten, auch wenn dies nicht ohne zahlreiche Kämpfe, Feinschaften und Morde ablief. Die Zusammenarbeit zwischen katholischer Kirche und christlichen Königen führte dazu, dass im ganzen Reich Kirchen entstanden, die Ausbildung zur kirchlichen Aufgabe wurde und selbst der König den Segen der Kirche benötigte, bevor er vom Volk anerkannt wurde. In der Regel entstanden sowohl Kirchen als auch Klöster im Mittelalter ausschließlich durch den privaten Einsatz von Königen und Adeligen, die sich dadurch das Seelenheil erhofften.

Die ersten hundert Jahre des frühen Mittelalters war der heidnische Glaube unter der einfachen Bevölkerung noch stark verbreitet, während die wohlhabende Schicht sehr schnell zum neuen Glauben übergegangen war. Die Kirche sah daher ihre erste Aufgabe darin auch die Bauern und Handwerker zu überzeugen, was oft dadurch geschah, dass heidnische Bauten und rituelle Orte von einer Kirche ersetzt wurden, um zu zeigen, dass die „alten Götter“ keine Macht hatten und der „neue Gott“ daher weitaus mächtiger ist.

Bis zum Ende des frühen Mittelalters wurden in Schweden dann rund 20 Städte geschaffen, die als Zentrum für die staatliche und die kirchliche Macht galten. Außer dem Bischof, der die geistliche Gewalt über eine Stadt hatte, wurde diese von einem Vogt, dem Abgesandten des Königs, und einem Bürgerrat mit einem Bürgermeister gelenkt. In den Bürgerrat konnte allerdings nur gewählt werden, wer innerhalb der Stadt auch Grund besaß, was bedeutete, dass nur die Reichsten Bewohner eine Entscheidungsgewalt hatten, eine Tradition, die in Schweden bis ins 20. Jahrhundert fortsetzte, mit der Idee, dass derjenige, der die meiste Steuer bezahlt auch entscheiden kann wie diese Steuer angewandt wird.

Um den Handel in den Städten voranzutreiben, lockten die schwedischen Könige vor allem deutsche Kaufleute in die schwedischen Städte, unter denen zu jener Zeit vermutlich nur Visby, Stockholm und Kalmar mehr als 1000 Einwohner hatten. Diese Kaufleute erhielten bedeutende Privilegien, was letztendlich auch dazu führte, dass die Hanse später die Macht in mehreren schwedischen Städte übernahm.

Der Umbruch vom frühen Mittelalter zum späten Mittelalter begann mit Magnus Erikssson, der landesweite Gesetze in Schweden durchsetzte und die Leibeigenschaft abschaffte. Als endgültigen Umbruch nimmt man jedoch das Erscheinen der Pest, die 1350 in Schweden auftauchte und nahezu ein Drittel der Bevölkerung ausradierte. Die sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die mit der Pest die gesamte Struktur im Norden veränderte, führte dann zur Kalmarer Union, einer Vereinigung von Schweden und Dänemark, was in der Tat bedeutete, dass Finnland als schwedischer Besitz und Norwegen als dänischer Besitz mit in die Union eingingen.

In dieser Epoche kam dann auch, mit Genehmigung des Papstes, die erste Universität nach Schweden, genauer genommen nach Uppsala, was den Vorteil hatte, dass die Vertreter der Kirche und das reiche Bürgertum nicht mehr nach Paris, Bologna oder Oxford musste um Wissen zu gewinnen, sondern ein eigenes Zentrum hatten. Da im Mittelalter alle Universitäten unter kirchlicher Hoheit standen, konnte man dort allerdings fast ausschließlich Theologie und Philosophie studieren, was als Grundlage allen Wissens betrachtet wurde.

Mit den Universitäten kam dann auch der Buchdruck nach Schweden, was die Verbreitung von Wissen innerhalb der obersten Gesellschaftsschicht ermöglichte. Das erste Buch in Schweden erschien im Jahre 1483, rund 40 Jahre nachdem Gutenberg den Buchdruck erfunden hatte. Das erste veröffentlichte Werk war die Fabelsammlung „Dialogus creaturarum moralizatus“, von der heute noch fünf Exemplare erhalten sind.
 
Unter Gustav Vasa ging dann die Kalmarer Union zu Ende, der Katholizismus wurde im ganzen Land verboten, die Dänen wurden zurückgedrängt, die Klöster wurden geschlossen und alle Güter der katholischen Kirche gingen zurück an den schwedischen Staat oder die vorherigen Besitzer. Das Mittelalter war daher mit der Krönung Gustav Vasas zum König Schwedens zu Ende.

Copyright: Herbert Kårlin

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