torsdag, maj 17

Die Erteböllekultur im späten Mesolithikum Schwedens

Die Erteböllekultur ist die letzte Kulturgruppe des schwedischen Mesolithikum in der sich bereits erhebliche Änderungen in der Lebensweise zeigen, wodurch auch die Grenze zwischen Mesolithikum und Neolithikum nahezu verschwindet. Geschichtlich gesehen beginnt die Erteböllekultur etwa gegen 5200 vor Christus und endet dann gegen 4000 vor Christus.

Die Erteböllekultur dehnte sich entlang der gesamten Süd- und Westküste Schwedens aus, wobei diese Volksgruppe auch etwas ins Landesinnere vordrang, auch wenn sie sich, nach gegenwärtigem Wissen, nur an Wasserläufen und Seen aufhielten. Ihren Namen erhielt diese Kulturgruppe nach einem Abfallhaufen (Kökkenmödding) von 150 Meter Länge und 30 Meter Breite, den man im Nordwesten des dänischen Jyllands fand. Dieser Haufen an ”Küchenresten” bestand überwiegend aus Austern- und Muschelschalen, was darauf schließen lässt, dass dies die Hauptnahrung dieses Volkes war, das mehr see- als landgebunden war.

Die interessantesten Funde Schwedens aus der Erteböllekultur fand man bei Österlen, Ivetofta und vor allem in Tågerup, östlich von Landskrona. Letzteres dürfte sogar als der bedeutendste Fund Skandinaviens bezeichnet werden, da der Fund beim Bau der Västkustbanan in einer Lehmschicht gemacht wurde, die selbst die Verwitterung von Horn und Holz weitgehend verhinderte.

Der Unterschied der Erteböllekultur zu den vorhergehenden Kulturgruppen zeichnet sich jedoch nicht nur durch eine Ernährungsänderung aus, in der Fleisch überwiegend von Fisch, Austern und Muscheln ersetzt wurde, sondern auch dadurch, dass die ersten deutlichen Zeichen von Landwirtschaft bewiesen werden können. So stellte man, zum Beispiel in Tågerup, fest, dass die Bewohner des früheren Ortes Haselnusshaine angelegt hatten und die Büsche beschnitten, damit die Nüsse größer wurden.

Auch die Werkzeuge der Erteböllekultur sind geschliffen und perfektionierter als jene der vorhergehenden Gruppen, wobei man in Tågerup auch durchbohrte Wildschweinzähne fand, die vermutlich als Halskette oder Amulett dienten. Horn war ebenfalls kunstvoll bearbeitet und mit Ornamenten versehen. Die Menge an Pfeilspitzen und anderen Waffen und Werkzeugen legt jedoch auch den Gedanken nahe, dass nicht mehr das Einzelstück von Interesse war, sondern eine Art Massenproduktion einsetzte, vermutlich von den ersten spezialisierten Handwerkern Schwedens.

Die Funde in der Nähe von Landskrona erlaubten auch erstmals einen Einblick in die Lebensweise der Erteböllekultur, denn man entdeckte außer Gräbern, Nahrungsresten und Schmuck auch Stäbe, die als Bootssteg dienten und an denen die Boote festgemacht wurden, und man fand ein Dorf mit Resten von Häusern.

Allein in Tågerup konnte man fünf Bauten lokalisieren, was als Sensation betrachtet wurde, da bis dahin insgesamt nur zehn Gebäude aus dieser Epoche in ganz Skandinavien gefunden worden waren. Außer mehreren runden Gebäuden mit je etwa 50 Quadratmetern Fläche, entdeckte man eine in den Boden vertiefte Hütte mit Windschutz und ein Langhaus mit einer Länge von 15 Metern.

In den Gräbern, die man aus der Erteböllekultur fand, konnte man auch einfach Grabbeigaben wie Tiere, Schmuck oder Werkzeug finden. Sicher ist ebenfalls, dass die Gräber deutlich sichtbar waren, es sich also um kleinere Grabhügel gehandelt haben muss, auch wenn es sich noch nicht um irgendeine Art von Megalithgräbern gehandelt hat und die Toten einfach begraben wurden.

Etwa 4500 vor Christus begannen die Menschen der Erteböllekultur auch die Kunst der Keramik nach Schweden zu bringen, die in offenen Löchern gebrannt wurde. Diese sogenannte Erteböllekeramik konnte in Schweden bisher nur in Skåne, Blekinge, Halland und Öland nachgewiesen werden, wobei über die Anwendung der Gefäße zum Großteil nur spekuliert werden kann.

Copyright: Herbert Kårlin

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