torsdag, april 19

Das große Unwesen unter Karl XI. - Det stora oväsendet

Unter den rund 400 Personen, die in Schweden als Hexen oder Hexenmeister hingerichtet wurden, wurden etwa 300 in der kurzen Phase zwischen 1668 und 1676 zum Tode verurteilt, einer Epoche, die in Schweden „det stora oväsendet“ (das große Unwesen) oder „det stora blåkullabullret“ (das Gepolter um den Blåkullan) genannt wird.

Offiziell fand diese Massenhysterie unter dem schwedischen König Karl XI. statt, wobei dies allerdings in gewisser Weise an der Wahrheit vorbeigeht, denn zwischen 1668 und 1672 wurde der damalige minderjährige König offiziell von seiner Mutter, der Königin Hedvig Eleonora, vertreten und selbst während seiner offiziellen Regierungszeit danach behielt Hedvig Eleonora das Ruderin der Hand, da der König zurückgezogen lebte und Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben hatte. Hedvig Eleonora war dagegen katholisch erzogen und auch mehr von Deutschland und Frankreich beeinflusst als von Schweden.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wurde in Schweden die Tortur nicht regelmäßig eingesetzt, wobei die Methoden der Tortur jedoch vor allem aus Deutschland übernommen wurden. Ein Hauptziel der Prozesse dieser Zeit war alle Hexen und Hexenmeister des Landes zu finden. Da man davon ausging, dass sich die Gruppe immer auf dem legendären Blåkulla traf, so war es logisch, dass jede Hexe früher oder später dazu gezwungen wurde weitere Hexen zu nennen, die dort verkehrten. Niemand konnte sich daher während dieser acht Jahre sicher fühlen.

Dass man während des „stora oväsendet“ nur 300 Hexen hinrichtete, liegt allerdings daran, dass eine sehr große Anzahl an ihnen der Todesstrafe entging und mit Auspeitschen, Spießrutenlauf oder einer anderen Strafe davonkam, unter der Voraussetzung natürlich, dass sie auch versicherten sich von der Hexerei abzuwenden. Kinder wurden grundsätzlich nicht zum Tode verurteilt, sondern mussten sich meist in die Obhut der Kirche begeben. Wie viele Hexen in diesen acht Jahren tatsächlich vor Gericht gestellt wurden, ist völlig unbekannt, da sehr viele Aufzeichnungen heute verschwunden sind.

Die Hexenprozesse während „det stora oväsenet“ nahmen 1668 in Härjedalen ihren Anfang. Der Vorteil dabei war, dass dadurch noch relativ wenige Hexen vor Gericht gestellt wurden und die Urteile relativ mild ausfielen. Vermutlich wurden nach den Hexenprozessen in Härjedalen gerade einmal acht Hexen hingerichtet.

Noch im gleich Jahr kamen die Prozesse dann auch nach Dalarna. Hier änderte sich das Prinzip, denn zum einen mischten sich die Priester mehr in die Geschehnisse ein, zum anderen kamen die Fachkräfte für Hexenprozesse aus Stockholm angereist, was zu den bekannten Hexenprozessen in Mora führte. In Dalarna wurde auch nachweislich Tortur bei Verhören angewandt. In diesem Gebiet wurden innerhalb von nur drei Jahren etwa 50 Personen hingerichtet.

Im Bohuslän setzten die Hexenverfolgungen im Jahre 1669 ein, aber da dieser Teil Schwedens damals zu Dänemark gehörte, sind die Prozesse nicht mit jenen in Schweden zu vergleichen, da es sich um eine andere Art von Beweisführung handelte und Tortur allgemein angewandt wurde. Nach den Hexenprozessen im Bohuslän wurden mindestens 24 Hexen und Hexenmeister hingerichtet und mehrere starben noch während der Gefangenschaft.

Im Jahre 1671 kamen die Hexenprozesse dann ins Hälsingland. Da hier jedoch einer der bedeutendste Kritiker der Hexenverfolgungen der Kommission vorstand, wurden dort nur jene Hexen hingerichtet, die ohne Tortur freiwillig zugaben Hexen zu sein. Gustav Rosenhane hatte auch starke Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Kinderaussagen. Dennoch wurden bei den Hexenprozessen im Hälsingland noch 34 Personen hingerichtet, weitaus mehr als in Härjedalen.

Im Jahre 1674 erreichten die Hexenprozesse dann das Ångermanland und das Gästrikland. Da in diesem Jahr eine Missernte verzeichnet wurde und eine große Hungernot einsetzte, entstand eine wahre Hysterie der Hexenverfolgung. Hier mussten sich gleich zwei Kommissionen nur mit Hexenprozessen beschäftigen. Bei den Hexenprozessen im Ångermanland und dem Gästrikland wurden etwa 200 Hexen und Hexenmeister zum Tode verurteilt. In diesen beiden Gegenden waren die Priester eine treibende Kraft, wobei hier Tortur für Bekenntnisse sogar gesetzlich vorgeschrieben wurde.

Über bettelnde Kinder, die verstanden hatten Nahrung gegen Denunziation zu tauschen, kam die Hexenverfolgung dann im Jahre 1675 nach Västerbotten. Obwohl die Priester der Region eine Kommission und Prozesse forderten, verlief hier „das große Unwesen“ relativ harmlos, denn die Priester konnten die Hexen nur vom Gottesdienst ausschließen, da die Richter den Kindern keinen Glauben schenkten und deshalb auch niemanden zum Tode verurteilten.

Auch nach Uppland kam die Hexenverfolgung im Jahre 1675 durch bettelnde Kinder, die von der Kirche mit offenen Armen aufgenommen wurden. Die Priester verfolgten das Thema von der Kanzel aus und schafften damit eine gewisse Hysterie unter der Bevölkerung. Aber auch hier wurden nur wenige Hexen hingerichtet, da man zum einen den Kindern nicht sehr viel Glauben schenkte, zum anderen bekannt geworden war, dass von den Stockholmer Kommissionen fadenscheinige Urteile gegen Hexen gefällt worden waren und Beweismittel großenteils fehlten.

Als „det stora oväsendet“ dann 1675 Stockholm erreicht, waren Richter bereits unwillig geworden und setzten lediglich auf Grund des Druckes der Priester eine Kommission ein, was dazu führte, dass hunderte von Frauen von Kindern als Hexen denunziert wurden. Nachdem jedoch die Kinder die abscheulichsten Geschichten über ihre Reisen nach Blåkullen erzählten und die Richter extrem misstrauisch waren, bekannten die Kinder bei Verhören, dass sie gelogen hatten. In Stockholm wurden dann sämtliche falsche Zeugen bestraft, was dazu führte, dass die Massenverfolgung von Hexen zu Ende ging. 

Copyright: Herbert Kårlin

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