onsdag, mars 21

Die Insel Visingsö in der schwedischen Geschichte

Der Legende nach entstand Visingsö, die größte Insel im Vättern, als der Sagen-Riese Vist einen Grasbüschel in den See warf mit dessen Hilfe seine Frau trockenen Fußes über den See kommen sollte. Er selbst konnte so große Schritte machen, dass er in einem Schritt über den Vättern setzte.

Die Insel Visingsö war, wie Steinäxte, alte Gräber und andere Fundstücke beweisen, bereits während der Steinzeit bewohnt. Eines der sehr gut erhaltenen und über 3500 Jahre alten Gräber kann man heute bei Rökinge besichtigen. Steinhügelgräber und Grabfelder aus der Bronzezeit belegen dann, dass die Insel bereits sehr früh permanent bewohnt wurde.

Bei Ausgrabungen in den Jahren 1995 und 1996 entdeckte man dann eine Vielzahl an Fundstücken aus allen Epochen der Eisenzeit, darunter ein Langhaus, das vermutlich gegen Christi Geburt erbaut worden war. In drei Grabfeldern entdeckte man dann noch etwa 850 Fundstücke der jüngeren Eisenzeit, also der Epoche der Wikinger. Diese Funde sind umso erstaunlicher, weil die Insel landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt war und dabei die größte Menge der Zeichen der Vergangenheit von Visingsö im Laufe der Jahrhunderte vollkommen zerstört wurden.

Die beiden Runensteine, die man auf Visingsö fand, sind heute im Museum eingemauert und können dort betrachtet werden. Die Menge der Funde und ihre Art lassen darauf schließen, dass Visingsö während des frühen Mittelalters ein wichtiges Handelszentrum war und seine Bedeutung etwa mit Birka verglichen werden kann. Im Gegensatz zu anderen Ansiedlungen dieser Epoche hatte sich auf Visingsö jedoch keine Stadt gebildet, sondern die Gebäude waren über die gesamte Insel verteilt. Die meisten dichter bewohnen Orte Visingös entwickelten sich erst im Laufe des 16. Jahrhunderts.

Ab der Jahr 1000 entwickelte sich Visingsö dann zu einem Zentrum der frühen königlichen Macht Schwedens, wovon insbesondere auch die Ruinen des Näs Schlosses, beziehungsweise die Näs Borg beweisen, das als das erste königliche Schloss Schwedens bezeichnet werden kann und vermutlich von Sverker dem Älteren (Sverker den äldre) und seinem Sohn Karl Sverkersson (1130 - 1167) erbaut wurde. Auf diesem Schloss starben anschließend mehrere Könige Schwedens, unter anderem auch Magnus Ladulås (1240 - 1290).

Auch als sich die Königsmacht nach der Zerstörung des Näs Schlosses (Näs Slott) immer mehr nach Stockholm verlagerte, so behielt die Krone ausgedehnte Besitzungen auf Visingsö. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erhielt dann der Graf Per Brahe die Insel als Grafschaft und begann unmittelbar mit dem Bau eines Schlosses (Visingsborgs Slott), das allerdings nur bis 1680 im Besitz der Familie blieb und dann von Karl XI. beansprucht wurde. Parallel dazu baute Brahe auch eine Schlosskirche, die heute zur Svenska Kyrkan gehört und die Gemeindekirche ist. Ab 1716 wurde das Schloss, dessen Ruine heute noch besichtigt werden kann, dann von Karl XII. als Gefängnis für Kriegsgefangene benutzt, die es jedoch, nach einer Legende, nach dem Tod von Karl XII. im Jahre 1718 in Brand setzten.  

Auch im 18. und 19. Jahrhundert blieb Visingsö ein beliebtes Ziel der schwedischen Königshäuser, die die Insel für die Forstwirtschaft nutzten und dort regelmäßig auf die Jagd gingen. Ab 1830 entschied sich dann Karl XIV. Johan, der erste Bernadotte der schwedischen Monarchie, Eichen auf Visingsö anzubauen, die für den Bau von Kriegsschiffen und dem Ausbau der Handelsflotte gedacht waren. Die Wälder entgingen jedoch ihrem Schicksal, da die Eichen jetzt zwar erwachsen sind, für den Schiffbau jedoch kein Eichenholz mehr benötigt wird.

Als 1832 der von Baltzar von Platen gebaute Göta Kanal eröffnet wurde, begann dann für Visingsö eine neue Geschichte, die die Insel dem Tourismus öffnete, der vor allem ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Visingsö einen neuen Aufschwung brachte und dazu führte, dass nicht nur historische Gebäude und Fundstellen wieder aufgewertet wurden, sondern auch eine moderne touristische Struktur seinen Platz auf der Insel fand.

Copyright: Herbert Kårlin

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